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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Sie.«
    »Habe ich mir auch verdient.«
    Sie aßen schweigend, bis Jury den Blick hob und sagte: »Wieso war sie dort?«
    Melrose sah ihn fragend an. »Wer? Die Riordin?«
    »Nein, Alexandra. Wieso war sie im Blue Last?«
    Melrose zuckte die Achseln. »Sagten Sie nicht, sie und das ' Baby seien dort oft zu Besuch gewesen?«
    Jury verschränkte die Hände und stützte das Kinn auf die Daumen. Über den Fingern waren nur seine Augen zu sehen. »Aber sehen Sie doch: Warum sollte sie Tynedale Lodge verlassen, um in einem Pub zu übernachten und dabei auch noch das Baby mitschleppen? Der Blitzkrieg war schließlich kein Sonntagsspaziergang.«
    »Die beiden Familien sind völlig voneinander abhängig. Waren sie damals wenigstens.«
    »Ich weiß. Was also auch auf Alexandra Tynedale Herrick und Francis Croft zutrifft.«
    Melrose stellte sein Weinglas hin und ließ den Löffel auf den Teller fallen. »Wollen Sie damit etwa andeuten -«
    Jury nickte.
    »Moment. Sie wollen doch nicht behaupten, die kleine Maisie war von Croft ? «
    »Nein, das nicht. Alexandra bekam ein uneheliches Kind, als sie, glaube ich, neunzehn war. Sie verreiste irgendwohin, und der Mantel des Schweigens wurde darüber gebreitet, was wohl kaum verwunderlich ist, denn so etwas war in den vierziger Jahren nicht gerade angesagt.«
    »Geld aber schon. Geld ist immer angesagt, und Oliver Tynedale hat so viel davon, dass er alles zum Verschwinden bringen kann. Er hätte alle Möglichkeiten gehabt, einen Skandal unauffällig aus der Welt zu schaffen.«
    »Oliver hatte keine Ahnung«, sagte Jury.
    »Wie zum Teufel wollen Sie das wissen?«
    »Weil das Baby zur Adoption freigegeben wurde. Sein Enkelkind? Nicht um alles in der Welt. Tynedale hätte auf die Konvention gepfiffen. Er gibt sowieso nichts drauf, was die Leute sagen. Was natürlich leichter ist, wenn man Geld hat, und Geld ist, wie Sie sagen, immer angesagt. Ich vermute, dass Alexandra es ihm verschwieg, weil sie Angst hatte, Oliver würde erfahren, wer der Vater war.«
    »Und ihn fast zu Tode prügeln, meinen Sie?«
    »He, aufwachen!« Jury schnalzte mit den Fingern. »Sie sind von dem Chateau-Sowieso ja schon ganz benebelt.«
    Melrose starrte ihn an. »Soll das etwa heißen -«
    »Dass Alexandra nicht zulassen konnte, dass ihr Vater herausfand, dass Francis Croft der Vater war.«
    Melrose lehnte sich zurück. »Das ist reine Spekulation.«
    »Na, wenigstens ist sie rein.« Jury lächelte. »Ich halte Tynedale für einen sehr versöhnlichen Menschen. Aber nicht in diesem Fall. In diesem Fall müsste er ein verdammter Heiliger sein, um Croft zu verzeihen. Seinem besten Freund! Die beiden waren ein Leben lang befreundet. So ein Treuebruch hätte alles ruiniert. Verdammt, ist das ärgerlich, dass das alles schon vor einem halben Jahrhundert passiert ist! Ich werde Wiggins aber trotzdem ins Standesamt von Somerset House schicken und die Register durchsehen lassen.«
    »Und ich behaupte, es steht auf viel zu schwachen Füßen.«
    »Schwache Füße sind das Einzige, was ich habe.«
    Sie saßen wieder im Klubraum, der junge Higgins hatte Kaffee eingeschenkt und die Caffetiere auf den Tisch gestellt sowie Jurys Mantel, um den dieser gebeten hatte, auf der Sessellehne deponiert.
    »Meine Kenntnis über den Zweiten Weltkrieg ist beschämend schwach.«
    »Meine auch. Abgesehen davon, dass ich mich an Dünkirchen erinnere und an die Evakuierung der Expeditionsstreitkräfte. Und das hauptsächlich deswegen, weil dort das Flugzeug meines Vaters abgestürzt ist.«
    Melrose wusste nicht recht, ob er darauf eingehen sollte oder nicht. »Was flog er denn?«
    »Eine Hurricane. Das waren gute Flugzeuge. Bloß dass ihre Motoren nicht per Einspritzpumpe, sondern per Vergaser betrieben wurden. Wenn sie zum Sturzflug gezwungen waren, gab der Motor den Geist auf. So ist es passiert.« Jury wandte den Blick ab und konnte ein Stückchen des Boringschen Weihnachtsbaums sehen, die Zweigspitzen auf einer Seite. An einem Zweiglein baumelte ein Silberengel. »Die Royal Air Force hat der Luftwaffe über Dünkirchen ganz schön mitgespielt.«
    Eine Zeitlang saßen sie schweigend da. Oberst Neame und Major Champs waren nach oben gegangen. Außer ihnen beiden war niemand mehr im Klubraum.
    Melrose sagte: »Hören Sie, morgen ist Heiligabend. Kommen Sie doch über Weihnachten nach Ardry End.«
    »Das wäre nett. Ich muss aber Weihnachten unbedingt in Islington verbringen. Sie wissen schon.«
    »Ja. Na, dann kommen Sie doch morgen Abend

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