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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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betete Melrose.
    »Ist es das?« Jury zog es schwungvoll hervor. Sie nickte etwas belämmert. »A-hmm.«
    Jury empfahl sich mit einem Lächeln. Da sehe er ja Oberst Neame; er sei später wieder da. Zum Abendessen vielleicht?
    » A-hmm «, sagte Melrose.
45
    »Bletchley Park, 1939. Ja, das war nach meinem Abschluss in Oxford, bevor ich zum Militär ging. Royal Air Force, ich sagte es Ihnen ja schon, glaube ich. Das waren Zeiten! Bletchley. Verrückt«, sagte Oberst Neame.
    »Was hat Sie dorthin geführt, Oberst?«
    »Ach, bitte, nennen Sie mich doch Joss. Was mich dorthin führte - ich wurde rekrutiert. Die brauchten dort noch jede Menge Leute... Danke, Higgins.«
    Jury hatte eine Runde Whisky bestellt, und Major Champs erhob sich, nachdem er seinen serviert bekommen hatte. »Da Sie beide was zu bereden haben, setze ich mich da hinüber und lese meine Zeitung.«
    Jury lud ihn ein, doch zu bleiben, doch er winkte ab - macht ihr nur! - und ließ sich woanders auf einem Sofa nieder.
    Neame nippte an seinem Whisky. »Also, um einen so komplizierten Code wie Enigma zu knacken, brauchte man eine merkwürdige Mischung aus Künstlernaturen und Buchhaltertypen. Schwer zu finden. Man hatte es nämlich nicht bloß auf Mathematiker abgesehen. Es brauchte eine ganz andere Art von Intelligenz. Sie können sich vorstellen, was für eine Schufterei es war, sich durch die ganze Palette potentieller Kombinationen zu arbeiten -«
    »Wie funktionierte der eigentlich? Der Enigma-Code?«
    »Die Codes, Superintendent. Verschiedene Codes und verschiedene Maschinen. Um zu erklären, wie das verdammte Ding funktionierte, brauchten wir sicher mehr Zeit, als Sie haben. Die Polen haben ihn in den dreißiger Jahren entschlüsselt. Hat ihnen aber nicht viel genützt, den armen Teufeln. Damals benutzten die Deutschen einen monoalphabetischen Code - also die einfachere Sorte. Allerdings arbeiteten sie mit einem Dutzend verschiedener Monos, es war also nicht gerade einfach. Als wir uns dann zu den polyalphabetischen Schlüsseln vorgearbeitet hatten, wurde es noch schwerer.
    Die Maschine bestand aus Rotoren - Walzen. Man hatte es also mit Walzen, Schaltringen und Steckkontakten zu tun. An der Maschine befand sich ein Steckerbrett, das die Zuordnung der Buchstaben mischte. Das alles war an sich schon schwierig genug, zu allem Übel änderten die Deutschen aber auch noch jeden Tag die Einstellungen. Es wäre unmöglich gewesen, durch pure Plackerei den Code zu knacken. An einem gewissen Punkt war Intuition gefragt, die Fähigkeit, tatsächlich irrational zu denken. Es brauchte ein Genie wie Turing und noch ein paar andere. Sie konnten den Geist hinter dem Durcheinander an Buchstaben erkennen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Sprache vollkommen unkenntlich zu machen, ist unmöglich. Eine gewisse Andeutung der ursprünglichen Bedeutung bleibt immer bestehen, und wenn man gut ist, kann man diese Andeutung sehen, dann erkennt man das Muster. So wie ich es hier erkläre, werde ich der ganzen Sache nicht gerecht, denn es war höllisch kompliziert, dieses Enigma-Zeug. Teuflisch.« Er kippte sich den Rest seines Whiskys hinter die Binde.
    »Wissen Sie, was für eine Sorte Mensch einen guten Kryptoanalytiker abgibt? Ein Paranoiker.«
    Jury war verblüfft. »Wieso denn das? Ich verstehe nicht, wieso einer, der meint, die anderen sind hinter ihm her, dadurch gleich ein guter Entschlüssler sein soll.«
    »Nein, nein.« Oberst Neame schüttelte ungehalten den Kopf. »Sie benutzen nur eine Definition des Wortes. Ich meine >paranoid< im Sinne von, irrational denken können. Die Fähigkeit, etwas zu sehen, was sonst niemand sehen kann. Das ist >paranoid<. Man sieht etwas, was sonst niemand sieht. Wie Sie das Wort benutzt haben und wie es übrigens meistens benutzt wird, heißt es, nur man selbst sieht die Gefahr und
    bildet sie sich deshalb wohl ein. Damit wird der Begriff >paranoid< aber verwässert.«
    »Haben Sie schon einmal von einem jungen Kerl namens Ralph Herrick gehört? War ebenfalls in der Royal Air Force. Und hat sogar das Viktoriakreuz verliehen bekommen. Wie Sie, nicht wahr?«
    »Ich habe aber später gedient. Ralph Herrick?« Er sprach den Namen anders aus: Reyf.
    »Absolut! Sie dürfen nicht vergessen, ich war damals auch jung, allerdings etwas jünger als Herrick. Ralph hat auch in Oxford studiert, wir sind uns allerdings dort nicht begegnet. Meine Güte, ja, ich weiß noch gut. Er war im Crib-Raum, also bei den Übersetzungshilfen, wenn ich mich

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