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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schlagfertige Antwort parat zu haben.
    »Okay -«
    Er las von einem der Karteikärtchen ab, auf die er sich Notizen machte.
    Zunächst hatte Melrose getan, was er für das Vernünftigste hielt: Er war in die kleine Bibliothek gegangen, hatte sich ein Buch aus dem Regal genommen und sich eine Weile durchgebissen, dann aber festgestellt, dass Tatsachen ohne Farbe, Unterhaltungswert und Nuancen langweilig und schwer zu merken waren. Ihm blieben nur zwei Tage bis zu seiner Rückkehr nach London, und er wusste, dass er eigentlich einen Schnellkurs machen müsste. Er brauchte jemanden, dem er bei der Gartenarbeit zusehen und ihn darüber reden hören konnte. Zu diesem Behufe hatte er schließlich Alice Broadstairs aufgesucht, die zusammen mit Lavinia Vine immer am Wettbewerb für den alljährlichen Blumenkorso in Sidbury teilnahm. Das Problem bei diesem Ansatz war - hätte Melrose eigentlich wissen müssen -, dass Miss Broadstairs eine derart eingefleischte Gartenenthusiastin war, dass sie ihn mit ihren Rosen und Orchideen vollquasselte und dabei so viel Terrain durchackerte (wortwörtlich und im übertragenen Sinne), dass Melrose mit Tatsachen bombardiert wurde, die er gar nicht alle aufnehmen konnte und - noch viel wichtiger - die ihm vermutlich überhaupt nichts nützen würden.
    Trotzdem machte er sich Notizen, denn unter diesem ganzen Blütenregen fand sich doch das eine oder andere hilfreiche Fitzelchen: eine Rose namens Midsummer Beauty, die im Dezember immer noch das Auge erfreute; die Mahonia Japonica, die er sich deswegen merken konnte, weil sie sich reimte - und eben Dianes Hakonechloa. Er kam, mit anderen Worten, zu der Erkenntnis, dass Wissen gleich Stil war: Es geht nicht darum, was man weiß, sondern darum, wie man es zur Schau trägt. Diane war dafür genau die Richtige und würde sich zum Lunch (zwei Oliven) im Jack and Hammer einfinden.
    Sie hatte gesagt: »Machen Sie was mit Mistelzweigen. Weihnachten steht ja vor der Tür - leider.« Diane konnte die Feiertage nur mit einem herzhaften Frühstück bestehend aus einem Eierflip überstehen.
    »>Machen Sie was    »Ich meine, schlagen Sie ein oder zwei Arten von Misteln nach und warten Sie beim Anblick eines Buschs damit auf.«
    »Wachsen Misteln denn nicht auf Bäumen?«
    Diane schlug ihr Rührstäbchen mit der eingelegten Olive sanft gegen den Rand ihres Glases.
    »Keine Ahnung. Dann finden Sie eben heraus, welche Art.« Melrose notierte es sich auf seinem Karteikärtchen.
    »Was ist, wenn sie dort nicht die Art von Bäumen haben, auf denen Misteln wachsen?«
    Diane verdrehte die Augen und verspeiste ihre Olive. Dann sagte sie: »Fragen Sie ihn, wieso sie diese Art nicht im Garten haben.« Träge steckte sie eine Zigarette in ihre schwarze Zigarettenspitze. »Sie sind doch sonst so erfinderisch. Man muss die Dinge zu seinem Vorteil wenden. Wie war Florenz?«
    »Großartig, absolut großartig.« Irgendwie war aus dieser hektischen, hastigen Reise, die ihn zu Tode geärgert hatte (außer natürlich ganz am Ende), in seinem Kopf etwas ganz Wunderbares und köstlich Zartes geworden. »Mein Lieblingsort war San Gimignano.« Melrose sprach es so korrekt wie ein Muttersprachler aus. Er hatte fleißig geübt.
    »Sagen Sie das noch mal.«
    »San Tschi-min-jano.«
    »Wie faszinierend. Ich liebe italienische Namen. >San Gimignano.< Hmmm.«
    Es wurmte Melrose, dass sie es genau richtig aussprach, ohne überhaupt üben zu müssen. In solchen Dingen war Diane irgendwie gut.
    »San Gimignano (er sagte es so gern!) liegt etwa zwanzig Meilen von Florenz entfernt. Man kommt sich vor wie damals im Mittelalter. Die Stadt ist berühmt für ihre Türme. Früher gab es Hunderte davon, so viele, dass man quer über die Dächer durch die ganze Stadt laufen konnte.«
    »Ich kann hier ja kaum auf den Gehwegen quer durch die Stadt laufen.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass diese Geschichte mit den >Türmen< so eine Art Egotrip war. Klar, durch die Türme ließ die Stadt sich befestigen - Sie wissen schon, siedendes Öl auf den Gegner herunterschütten und so -, aber ich möchte wetten, die ganze Sache ist aus dem Ruder geraten, als jeder versuchte, einen noch höheren Turm als sein Nachbar hinzustellen, so dass sie immer noch höhere Türme bauten.«
    Diane klopfte die Asche von ihrer Zigarette ab. »Klingt wie Las Vegas. Also, solche Sachen wie diesen Namen ins Gespräch einzuflechten, würde außer dem Bürgermeister von San

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