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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wissen von zehn Gärtnern verfügte, zum Mittagessen ins Haus, während Melrose die Einladung zugunsten eines Gartenrundgangs abschlug, bei dem er sich anhand durchfurchter Rillen und Samentütchen
    Hinweise erhoffte, die ihm zukünftige Munition verschaffen würden, falls er erneut in die Mangel genommen wurde.

32
    Über ein Blumenbeet gebeugt, auf dem an einem Markierungsstöckchen ein Samentütchen mit der Abbildung von Glockenblumen befestigt war, hörte Melrose eine Stimme.
    »Da drin sind gar keine Glockenblumen.«
    Er drehte sich rasch um. Er war das kleine Mädchen, das vorhin drinnen am Küchentisch gesessen hatte. Hier saß sie nun auf einem Brett, das zwischen die kräftigen Äste einer Buche geklemmt war. »Ach, nein? Auf dem Samentütchen hier steht aber >Glockenblume<.«
    »Ich hab das Tütchen gegen das da ausgewechselt.« Sie deutete auf ein anderes Blumenbeet.
    »Warum denn das?«
    Sie setzte ihre (mit einem unsäglich langen Kittel bekleidete) Puppe auf die andere Seite und meinte: »Weil ich lieber Glockenblumen drin hab als das andere Zeug. Benny hat die Tütchen für mich vertauscht.«
    »Ach, ich dachte, Glockenblumen wachsen sowieso wild.«
    Sie überlegte. »Hier in der Gegend aber nicht.«
    Das schien alles vollkommen logisch. »Und wer ist dieser Benny, der Gartenplünderer?«
    »Mein Freund. Der trägt Sachen aus für Mr. Gyp, und der ist richtig gemein. Ich esse nämlich kein Fleisch mehr. Benny bringt auch Bücher aus dem Moonraker, weil Mr. Tynedale es mag, wenn ich ihm vorlese. Ich mein, einzelne Kapitel les ich ihm vor. Häppchenweise. Grade lesen wir ein Buch über einen Mann namens Gatsby. Ich mag das große Auge. Wollen Sie sich setzen? Dann rück ich Richard ein bisschen zur Seite.«
    Melrose, der sich eigentlich immer für einen Menschen mit rascher Auffassungsgabe gehalten hatte, hatte nun Schwierigkeiten, diesen Wust an Informationen zu verarbeiten. Sie dagegen schien der Meinung zu sein, es handelte sich um ganz alltägliches Zeug.
    »Danke, ich glaube, ich muss mich jetzt erst mal hinsetzen.« Nachdem er sich zu ihr hochgestemmt hatte, beschloss er, ihre Informationen nacheinander abzuhandeln. »Wenn du Der große Gatsby lesen kannst, dann musst du ja eine ausgezeichnete Vorleserin sein.«
    Der Blick, den sie ihm zuwandte, war todehrlich. »Kapitel, hab ich gesagt. Kleine Abschnitte.«
    »Na, die Sache mit dem Auge. An das erinnere ich mich gar nicht.«
    »Das war auf dem Schild bei einem Doktor, der Brillen macht. Mr. Tynedale sagt, es ist wie das Auge Gottes. Glaub ich aber nicht.« Sie lehnte sich so weit nach hinten, dass ihr schwarzes Haar beinahe die Baumwurzeln berührte. Aus ihrer fast kopfüber geneigten Stellung fuhr sie fort: »Ist wahrscheinlich der Zyklop.«
    Melrose staunte noch mehr. »Sprichst du jetzt von der Odyssee?«
    »Die ist von Homer. Seinen Nachnamen weiß ich aber nicht. Die Geschichte ist wirklich toll.« »Stimmt. Hast du sie in der Übersetzung gelesen oder bist du beim griechischen Original geblieben?«
    Als sie die Antwort schuldig blieb, sagte Melrose: »Mr. Tynedale muss ja ein Mensch von ganz erlesenem Geschmack sein, wenn er dich all die Bücher lesen lässt, an die sich oft nicht mal Erwachsene herantrauen.«
    »Ist er auch. Etwas ganz Besonderes. Sie können mir dabei helfen, ihn zu taufen.«
    Einen Augenblick lang war Melrose etwas verwirrt, bevor ihm klar wurde, dass sie nun von ihrer Puppe sprach und nicht von dem vortrefflichen Mr. Tynedale. Dann stolperte er natürlich auch über das »ihn«. »Ihn?« Er musterte die Puppe.
    »Ich dachte, deine Puppe ist eine >Sie<.«
    »Nein, ist er nicht. Sehen Sie?« Sie schob das lange Kleid hoch und deutete auf den Torso, die daran anschließenden Beine und das unerfindliche Geschlecht. »Es ist ganz glatt, sehen Sie. Gar nichts da.«
    »Du bist nicht vielleicht zufällig mit der Familie Cripps bekannt, oder?« »Nein.«
    Er staunte über ihre ziemlich weltläufige Akzeptanz dieser sexuellen Zweideutigkeit. »Na, es könnte aber doch auch ein Mädchen sein, oder? Unserer Beweislage nach.«
    »Es könnte ein Mädchen sein, aber ich will nicht, dass er eins ist. Er heißt Richard. Als ich dachte, er ist ein Mädchen, wollte ich ihn Rhonda nennen. Da war ich bei den Rs. Ich hab eigentlich auf Benny gewartet, aber Sie tun's auch.«
    Die Anwesenheit bei der Taufe war also keine Ehre, die einem zuteil wurde, sondern sie brauchte einen Gehilfen. »Hattest du vor, es jetzt gleich zu machen?«
    »Können

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