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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Familienmitglied oder sonst jemanden, der Zugang zu dem Toten hatte - Personal, irgendwelche Bekannten. Damit will ich sagen, es war kein Fremder, und das Motiv war auch nicht Raub.« Mickey legte seine Hände aneinander und sprach über die Fingerspitzen hinweg. »Wie ich schon sagte: Simon Croft glaubte, dass jemand seinen Tod wollte.«
    »Stimmt. >Hatte es auf ihn abgesehen* nannten Sie es. Warum?«
    »Er wusste es nicht. Er wollte mich um sich haben, als eine Art Schutz.«
    »Er hat nicht mal eine Vermutung geäußert?«
    »Ich muss leider gestehen, dass ich nicht sonderlich darauf geachtet habe. Ich konnte es doch nicht ernst nehmen. Sehen Sie, Croft war dreiundsechzig. Er hatte zu viel Geld und zu viel Muße. Abgesehen von dem Buch, an dem er schrieb, hatte er wenig zu tun.«
    »Er war Börsenmakler, noch dazu ein sehr guter, sagten Sie. Er hatte doch bestimmt noch Kunden. Ich kann mir vorstellen, dass ihn das ganz schön auf Trab hielt. Aus seinem Buch über den Krieg hat er Oliver Tynedale manchmal vorgelesen.«
    Mickey trommelte kurz mit zwei Bleistiften auf die Schreibtischkante. »Er hat ein paarmal davon gesprochen. Unter anderem ging es auch um den britischen Faschismus. Um Sir Oswald Mosley - wie kam der eigentlich zu seinem Adelstitel? - und seine Anhänger. Wussten Sie, dass die Polizei 1940 deutsche Staatsangehörige zusammengetrieben hat -sämtliche Männer zwischen sechzehn und sechzig Jahren? Als ob Frauen oder Männer über sechzig keine Spione sein könnten?«
    Mickey lachte.
    »Sie tat Aiden als Trottel ab.«
    »Na, unsere Kitty hätte Croft bestimmt nicht erschossen, um die Ehre des Riordin-Clans zu retten. Wer scherte sich schon drum, ob Aiden Riordin damals im Stechschritt durch den Hyde Park marschiert ist?« Plötzlich zuckte Mickey zusammen.
    »Stimmt was nicht? Brauchen Sie irgendwas?« Jury war bereits aufgesprungen.
    Mickey deutete mit zitterndem Finger auf den Wasserspender neben der Tür. »Einen Becher Wasser.«
    Er nahm ein Röhrchen mit Tabletten aus seiner Schreibtischschublade und schüttete sich ein paar davon in die Hand.
    Jury reichte ihm den Pappbecher. »Die sollten die Dinger lieber mit Whisky füllen.«
    Er setzte sich wieder hin, während Mickey die Tabletten hinunterspülte. Jury wollte ihn fragen, ob er Schmerzen hätte, fand die Frage aber dann geschmacklos - wie bei Schaulustigen, die sich um ein zertrümmertes Auto scharen -und hielt sich zurück.
    Mickey schmiss die Tabletten wieder in die Schublade und knallte sie, wie um Dampf abzulassen, wütend zu. Dann kam er auf das Thema mit dem Manuskript zurück.
    »Stimmt aber: Wenn jemand sich die Mühe macht, den Computer, die Disketten und den Papierausdruck mitzunehmen - dann steckt sicher etwas dahinter. Dann will jemand verhindern, dass bestimmte Dinge veröffentlicht werden.«
    Mickey war wieder aufgestanden, um ans Fenster zu gehen. Jury fragte sich, ob Aufstehen und Hinsetzen seinen Schmerz vielleicht linderte. Als das Telefon klingelte, hob er ab.
    »Haggerty. Ja... Dann machen Sie das.« Er legte auf. »Nein, nicht jeder würde vermutlich sagen, veröffentlichen und sehen, was passiert.<«
    Er runzelte die Stirn.
    »Einen haben Sie bisher ziemlich außer Acht gelassen.«
    »Ja? Wen denn?«
    »Ralph Herrick, Alexandras Mann.« Jury beugte sich vor. »Es hätte doch sein können, dass Simon in diesem Buch etwas erwähnt, das mit ihm in Verbindung stand, mit Herrick. Ich meine, nicht unbedingt etwas über ihn persönlich - über irgendetwas, was da vorging. Oliver Tynedale sagte etwas von Bletchley Park. Die Entschlüsselungsarbeiten dort. Ganz, ganz geheime Sache.«
    »Hmm. Ich erinnere mich, dass Herrick in der Royal Air Force war. Bekam sogar einen Orden. Ein echter Held. Viktoriakreuz.«
    Jury nickte. »Stimmt. Er war auch äußerst geschickt im Lesen von Codes. Er brauchte sich einen Code bloß anzusehen und erkannte sofort ein Muster.«
    »Liebe Güte. Ich kann ja meistens nicht mal was mit dem Alphabet anfangen. Stimmt, jetzt erinnere ich mich, Herrick war einer von den Leuten in Bletchley Park.«
    Jury nickte und dachte nach. »Wenn ich mir doch das verdammte Manuskript mal ansehen könnte.«
    Mickey strich sich mit der Hand übers Gesicht und sagte müde: »Vielleicht nähern wir uns dem ganzen Fall ja von der falschen Seite. Es ist alles da, auch die Antwort, bloß unsere Perspektive stimmt nicht.«
    »Wie bei einem Gemälde.« Jury lächelte. »Ein Freund von mir ist gerade aus Florenz zurückgekommen.

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