Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
elegante Stoddard-Klinik jene angenehme, den Erfordernissen des gewöhnlichen Lebens entrückte Atmosphäre aus, worin sie übrigens Hughs zahlreichen Dimensionen und Wechselwelten ähnelte. Plötzlich musste Jury an seine verzögerte Reaktion auf die umspringende Ampel vor der U-Bahn South Kensington denken: Seine Intuition sagte ihm - und es war auch höchste Zeit, dass seine Intuition endlich in die Gänge kam -, dass Hugh Gaults Vorstellung von Zeit viel mehr Ähnlichkeit mit diesem komplizierten Arrangement von Ampeln und Kreuzungen hatte als mit parallel zueinander verlaufenden Gleisen.
    Er hatte vorher angerufen und war aufgrund dieses Anrufs sowie seines Dienstausweises ohne Schwierigkeiten durch die Pforte gelangt. Nun stand er unter einer mächtigen Eiche auf dem Klinikparkplatz und versuchte nicht nachzudenken. Die ganze Angelegenheit zerfaserte wie ein verschlissener Mantel, und er wollte verhindern, dass sie sich allzu schnell auflöste. Er drehte und wendete den Umschlag mit den Tatortfotos, die Dryer ihm besorgt hatte, in den Händen hin und her. Dabei fühlte er sich irgendwie wie damals als Junge, wenn er gegen Ende der Geschichte das Buch zuschlug, obwohl es ein Buch war, das man ihm schon oft vorgelesen hatte. Er wollte nicht, dass die Wörter am Ende ausgesprochen wurden. Eine sehr merkwürdige Analogie, dachte er und fragte sich, was er wohl damit meinte. Sorgte er sich statt um die tote Glyrtnis Gault etwa um das Ende der Geschichte?
    Er steckte den Schlüssel in die Tasche, stieg aus und blieb kurz stehen, um die komplizierte gotische Fassade der Klinik zu betrachten. Alles war kompliziert, dachte er. Alles. Er schmunzelte in sich hinein und dachte, nicht er - Jury, der Schwachkopf -würde den
    Fall am Ende lösen, sondern Wiggins, Carol-Anne und Vivian.
    Und Mungo. Mungo vielleicht am ehesten von allen.
    Jury durchquerte die Eingangshalle in Richtung Empfangstresen, wo er der elegant gekleideten Empfangsdame mit der schwarzen Helmfrisur sagte, er sei hier, um Hugh Gault zu besuchen. Das wusste sie natürlich, denn sie war von der Wache am Tor bereits informiert worden. Jawohl, er sei schon einmal hier gewesen. Als Jury ihr seinen Dienstausweis zeigte, strich sie mit der Hand über ihr glänzendes schwarzes Haar, als wäre der Ausweis eine Kamera. Sie wollte wissen, ob etwas passiert sei? Nein, gar nichts. Er benötige lediglich noch ein paar Auskünfte von Mr. Gault.
    »Er kommt gleich sowieso herunter, wenn Sie bitte warten wollen?« Mit einem Stift deutete sie auf das Empfangszimmer, in dem er mit Harry schon einmal gewartet hatte.
    »>Sowieso?<«, fragte Jury bei der Empfangsdame nach.
    »Pardon?«
    »Sie sagten, Mr. Gault käme >sowieso< herunter.«
    »O ja, man hat ihm schon gesagt, dass er Besuch hat.«
    Bei dem Besuch handelte es sich demnach entweder um die liebenswürdig aussehende Frau mit den etwas verbrauchten, aber immer noch attraktiven Zügen, die nun von ihrer Zeitschrift aufblickte und ihm ein flüchtiges Lächeln zuwarf, oder aber um den hageren jungen Mann mit der Lammfelljacke auf dem Schoß, der Jury musterte und die braunen Augen uninteressiert wieder abwandte.
    Jury blieb keine Zeit, die Frage, wer nun wer war, weiterzuverfolgen, als Hugh Gault bereits eintrat und die Frau aufstand und die beiden sich umarmten. Nein, sie nahmen sich innig in die Arme, schienen geradezu gegenseitig voneinander Wärme aufzunehmen.
    Dann ließ Hugh sie los und streckte Jury die Hand hin. »Sie sind Inspector... nein, Superintendent Jury. Freut mich, Sie wiederzusehen.« Er wandte sich wieder der Frau zu und stellte sie vor. »Meine Frau Glynnis.«
    Die Dinge ändern sich, während man sie ansieht. Aus einem Ding werden zwei.
    Er sah Glynnis Gault an.
    Er wird den Fall nicht lösen, wissen Sie... Nur wenn das Schicksal einschreitet und sich auf seine Seite schlägt. Das Schicksal war soeben eingeschritten.
40
    Jury streckte Glynnis Gault die Hand hin. Sie hatte eine sanfte Stimme, und ihre Hand war warm. »Meine Güte, was hat Hugh denn angestellt? Ich war nämlich einige Zeit weg.«
    Das waren Sie allerdings, wollte Jury sagen. Etwa neun Monate. Doch er war so überrascht, dass er sie bloß sprachlos anstarren konnte. Nach ein paar Sekunden sagte er dann: »Mr. Gault hat überhaupt nichts getan. Ich wollte nur, dass er sich ein paar Polizeifotos anschaut.« Er war erleichtert, dass der Grund, weswegen er die Fotos gebracht hatte, sich nun erübrigt hatte, und dass - was noch schlimmer

Weitere Kostenlose Bücher