Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU
abgeben. Jury lehnte sich zurück und sah interessiert an die Zimmerdecke.
Melrose konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die beiden Shoesmiths ganz vergessen hatten, weshalb ihre Besucher hier waren. Eigentlich alle drei - auch Jury, der freiberuflich tätige Bulle hatte es vergessen. Der redete nun schon wieder über jenes Winterhaus und wollte wissen, wer der Besitzer war.
»Wie hieß er gleich, Bob? War es nicht was Spanisches oder irgendwie Italienisches? Toro? War es das?«
Bob schloss die Augen, um besser nachdenken zu können und riss sie dann plötzlich wieder auf. »Torre! Genau. Torre.«
Maeve sagte: »Wir wohnen zwar bloß eine halbe Meile von dem Haus entfernt, kennen ihn aber nicht. Es ist manchmal ganz schön einsam hier draußen. Drum ziehen wir ja auch weg. Aber bis wir verkauft haben, ist nicht viel zu machen. Hätten Sie vielleicht gern noch etwas Tee?« Sie hielt die Kanne in die Höhe.
»O, nein, danke. Dann waren Sie also noch nie drinnen?«, fragte Jury.
»Nein.« Sie schenkte sich eine Tasse ein. »Nein, ich hab's bloß von außen gesehen.« Sie lächelte leicht errötend. »Ich muss allerdings zugeben, seitdem es leer steht, habe ich ein paarmal durchs Fenster geguckt. Und bin hinten herumgegangen. Bloß um zu sehen, wieso es so lange leer stand, bloß deswegen.«
Jury richtete sich etwas auf. Er lächelte. »Und haben Sie etwas entdeckt? Wissen Sie weshalb?«
Maeve Shoesmith überlegte. »Es ist schrecklich... abgelegen, würde ich mal sagen. Lark Cottage liegt zwar auch weitab vom Schuss, aber bei uns ist es anders, äh... « Sie sah Jury an. »Mehr kann ich dazu nicht sagen. Bloß... es war mal so ein hübsches Anwesen, jedenfalls früher. Der Garten ist inzwischen natürlich hinüber, sieht ziemlich wild aus. Und das Wäldchen... furchtbar kalt kam es mir vor.« Sie rieb sich den Arm, als fröstelte sie plötzlich.
Jury hätte sie gern noch weiter ausgequetscht, doch das wäre zu auffällig gewesen. Anders als ihr Gatte, der auf Einzelheiten achtete, hatte es Maeve Shoesmith mehr mit Stimmungen.
»Ich überlege nämlich«, sagte Maeve, »aber wäre es für Ihre Tante denn nicht zu groß?«
»In dieser Hinsicht«, erwiderte Melrose, »ist meine Tante sehr eigen. Sie mag große Häuser. Sie liebt es, umherzustreifen.«
»Will sie das Objekt denn nicht selbst in Augenschein nehmen?«
»Das ist gar nicht nötig. Sie vertraut meinem Urteil. Wie ich sehe, ist diese Gegend ungewöhnlich dicht bewaldet. Sie mag Bäume eigentlich nicht besonders.«
Die Shoesmiths sahen ihn verständnislos an. Jury ebenfalls.
»Sie mag keine Bäume?«, sagte Bob.
Melrose nickte. »Na dann, es war mir ein großes Vergnügen!« Er machte plötzlich Anstalten zu gehen - patschte sich auf die Schenkel, stand auf, zog sein Jackett zurecht. Dann sah er Jury auffordernd an, der anscheinend vergessen hatte, mit wem er hierhergekommen war. »Also, gehen wir«, sagte er entschlossen. Denken Sie dran, Sie sind mit mir hier!
Jury sammelte sich und stand auf. »Vielen Dank für die Auskünfte über das Winterhaus. Die werden sicher nützlich sein.«
Maeve erhob sich, doch Bob war anscheinend immer noch woanders. Stirnrunzelnd saß er da und zupfte an einer seiner dichten Augenbrauen herum. Dann kehrte er wieder zurück ins Reich der Lebenden und brachte zusammen mit Maeve die beiden Besucher zur Tür.
»Falls sich Ihre Tante Lark Cottage ansehen möchte«, sagte Maeve, »wäre es uns ein Vergnügen, sie herumzuführen, wirklich.«
»Haben Sie vielen Dank, alle beide.« Man schüttelte sich gegenseitig die Hände.
»Na dann, adieu.« Maeve sah ihnen winkend hinterher, während sie auf den alten Bentley zugingen.
»Bäume?« Jury nestelte den Sicherheitsgurt hervor.
Melrose gab Gas und fuhr rückwärts heraus. »Meine Güte, ich wollte bloß auf den Wald überleiten. Der soll doch angeblich unheimlich sein oder so was?«
»Schon, aber die Überleitung war dann im Endeffekt interessanter als der Wald. Ich meine, was sagt man über jemanden, der keine Bäume mag? Damit kommt ein Gespräch doch total zum Erliegen. Das ist, wie wenn man behauptet, sie mag keine Blumen. Oder Gras oder Blätter oder Luft. Das war dann der große Schlusspunkt.«
Melrose seufzte tief beleidigt. »Wollte mich ja nur nützlich machen.
Es war das Erste, was mir in den Sinn kam.«
Ein wild überwuchertes Feld flog links an ihnen vorbei. Rechts befand sich eine niedrige Trockensteinmauer. »Tatsächlich? Jedem anderen käme
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