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Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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in das möblierte, in dem anscheinend Tee serviert worden war. Er wandte sich um. Melrose stand immer noch wie angewurzelt da, die Arme verschränkt. »Hier drin ist es wärmer.«
    Seltsamerweise war es tatsächlich so. Die Holzscheite im Kamin vermittelten den Eindruck, als wären sie soeben verglommen, was natürlich nicht stimmte. Sie waren morsch und zu Asche zerfallen. Hier müsste sich doch etwas finden, dachte Jury und nahm den Schürhaken vom Ständer - ein Zettel vielleicht, ein Foto, ein Brief, ein Notizbuch...
    »Was machen Sie denn?«
    »Ich sehe mich um, ist doch klar. Ist Ihnen immer noch kalt?« Jury sah, wie Melrose sich die Hände zu wärmen versuchte.
    »Lange nicht mehr so wie vorhin. Ich puste nur, um meine erfrorenen Finger wieder zum Leben zu erwecken.«
    »Sie müssen aber auch alles übertreiben.«
    »Eines meiner großen Talente. Hier drin gibt's wenigstens was zu sehen.« Melroses Blick schweifte im Raum umher - über die Bücherwand, den neoklassizistischen Kamin mit dem Marmorsims. Eine sorgfältig gearbeitete Schreibkommode mit silberfarbenen Intarsien stand da, ein elegantes, kremfarbenes Sheraton-Sofa, davor zwei Sessel, ebenfalls im Sheraton-Design. Alle drei Möbelstücke standen auf einem Teppich, den Melrose - aus seiner Zeit in Lincolnshire, wo er einmal in die Rolle eines Antiquitätengutachters geschlüpft war - als einen Kerman im Preisbereich von etwa zehntausend Pfund identifizierte. An einer anderen Wand stand eine Regency-Kommode mit Einlegearbeiten aus Holz und Elfenbein, über der ein Spiegel mit geschnitztem, vergoldetem Holzrahmen hing, das Gegenstück zu dem größeren Spiegel über dem Kamin.
    Es gab mehrere Öl- und Aquarellgemälde. Schnee, Winterlicht und Windmühlen, dazu kleine, dick eingemummelte Figuren auf Schlittschuhen. Eiseskälte. Auf einem anderen war ein einsames Pferd zu sehen, das bis zu den Fesseln im Schnee stand, und sonst nichts weiter als ein paar nackte Wurzeln. Frostklirren. Auf einem weiteren waren undeutlich in Nebel gehüllte Schiffe auszumachen, dahinter die untergehende Wintersonne. Keins der Bilder strahlte auch nur ein Fitzelchen Wärme aus.
    Das Teeservice stand auf einem Silbertablett auf einem hübschen Tisch, und als Melrose eine der Tassen in die Hand nahm und sie hochhob, um die Herkunft festzustellen, sah er, dass sich in der Tasse noch ein Rest Tee befand. Seltsam! Er stellte sie wieder hin und nahm die Teekanne. Den Stempel der Silberschmiede konnte er nicht entziffern.
    »Da hat jemand ein Teestündchen abgehalten«, sagte er, wie er glaubte, an Jury gerichtet, der aber gar nicht mehr im Zimmer war. »He!« Merkwürdigerweise bekam Melrose es plötzlich mit der Angst. »Richard!« Dann sah er Jury vom Eingangsraum herüberkommen.
    »Ich war oben. Vollkommen leer, kein einziges Möbelstück, auch kein Nippes.«
    »Das ganze Zeug hier« - Melrose machte eine ausladende Geste über den ganzen Raum - »ist ziemlich wertvoll. Allein der Teppich käme auf schlappe zehn Riesen. Und das schön gearbeitete Schreibkommödchen da drüben, weiß der Himmel. Das weiß ich noch von meinem Schnellkurs bei Trueblood, aus meiner Zeit als Antiquitätengutachter.« Er hielt die Tasse in die Höhe. »Minton-Porzellan, und jemand hat daraus getrunken.« Er zeigte Jury den Teesatz darin.
    Jury fiel wieder ein, was Harry Johnson gesagt hatte. Er blickte in die Tasse, als wollte er daraus die Zukunft lesen, seine oder die von Melrose. »Wer wohl? Marjorie Bathous? Übrigens wäre es ziemlich leicht, sich hier Zutritt zu verschaffen. Manche von den Fenstern sind überhaupt nicht verschlossen.« Er stellte die Tasse aufs Tablett zurück.
    »Ist es für jemanden gedacht, der zufällig hier vorbeikommt? Potentielle Mieter vielleicht?«, sagte Jury. »Oder Glynnis Gault?«
    »Und Robbie?«
    »Nicht zu vergessen Mango.«
    »Mun-go.«
    Die Verandatür im Speisezimmer stand leicht offen, und Jury war nach draußen auf die schmale, mit Steinplatten belegte Terrasse gegangen, während Melrose sich noch einmal das Bild mit dem einsamen Pferd ansah. Dann trat er ebenfalls hinaus.
    »Da unten ist ein Kind«, sagte Jury.
    »Wo?«
    »Dort drüben.« Jury deutete auf eine kleine Konstruktion, vermutlich das Spielhaus, von dem Harry Johnson gesprochen hatte. »Ein kleines Mädchen, da bei dem Spielhaus. Kommen Sie.« Jury trat auf einen dicht mit Unkraut überwucherten Plattenweg über einem Grasstreifen, wo vermutlich früher einmal Blumenbeete gewesen waren.
    Melrose

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