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Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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angestrengt in die Luft. »Äh, lassen Sie mich mal kurz nachdenken.«
    Jury musterte die anderen fragend. Allgemeines Kopfschütteln. »Na gut. Und wo ist Myra?« Daraufhin entspann sich eine lebhafte Diskussion über Myras Aufenthaltsort, doch genau wusste es keiner. »Normalerweise kommt sie so um die Zeit hierher«, sagte Clive.
    Jury sagte: »Wie heißt Myra denn mit Nachnamen?«
    Der Barmann musterte ihn verdutzt. Der andere, der vorhin etwas gesagt hatte, schob seine flache Mütze in die Stirn und kratzte sich den Hals. »Äh, ich glaub, ihren Nachnamen hab ich noch gar nie gehört.«
    »Wissen Sie denn, wo sie wohnt?«, erkundigte sich Melrose.
    Wieder jede Menge verdutzte Gesichter. Der mit der Mütze zeigte sich erbötig: »Irgendwo hier in der Gegend. In Lark Rise vielleicht?«
    Jury nahm noch einen Schluck und machte Melrose ein Zeichen, der sein Bier hastig hinunterkippte. »Trotzdem danke. Gehen wir.«
    Nach etwa einer Meile bemerkten sie, dass die Steinmauer zu ihrer Rechten höher war und mit einem Tor versehen, das allerdings nicht offen stand, sondern schräg in den Angeln hing und aussah, als würde es gleich in der Einfahrt versinken. Das in die Mauer eingelassene Messingschild war schwer zu entziffern, und hätten sie nicht angestrengt nach dem Anwesen Ausschau gehalten, wäre ihnen die in Messing eingravierte Inschrift WINTERHAUS glatt entgangen. Sie fuhren zwischen den Steinpfeilern hindurch und gelangten auf einem Schotterweg zu dem Haus, das im King-George-Stil erbaut war und eine nichtssagende, graue Fassade hatte.
    Melrose zog den Mantel etwas enger um die Schultern, als sie den Eingangsraum mit dem abgetretenen (aber, worauf Melrose sogleich hinwies, sehr hochwertigen) Perserteppich betraten. Die Wandpaneele waren aus einer Holzart gefertigt, die Melrose einiges Kopfzerbrechen bereitete. »Keines von den landläufigen Harthölzern«, sagte er und fuhr mit der Hand über die Wand wie ein Blinder, der die Konturen eines ihm unbekannten Gesichts erkundet.
    Möbel gab es, wie Jury bereits erfahren hatte, außer denen im Salon keine. Keine Porträts, keine Gips- oder Bronzebüsten in den zahlreichen, dafür vorgesehenen Alkoven und Nischen. Nichts. Melrose redete, während Jury, der ihm nicht zuhörte, in ein rechts vom Eingangsraum gelegenes Zimmer hinüberging und dort die Fenster betrachtete - alte Bleiglasscheiben in metallenen Rahmen, die für das schwere Glas eigentlich viel zu schwach aussahen. Es handelte sich um Flügelfenster, von denen eines etwa einen Fingerbreit offen stand. Das Haus war demnach überhaupt nicht gesichert. Vor Jurys geistigem Auge tauchte plötzlich ein anderes Fenster auf, das aber keine Aussicht auf ausgedehnte Rasenflächen und dichte Kiefern- und Ahornbestände bot, sondern auf s Meer - auf tiefblaues Wasser und eine kupferrote Sonne, kräftiges Sonnenlicht und heißen Sand. Er erkannte die Landschaft nicht. Wo hatte er sie schon gesehen? Bestimmt spielte ihm die Erinnerung hier einen Streich. Was hatte dies mit ihm zu tun? Bedächtig schüttelte er mehrmals nachdrücklich den Kopf.
    »Was ist? Ich sage es ungern, glauben Sie mir, aber Sie sehen aus, als wären Sie dem Gottseibeiuns begegnet.«
    Mit einem Anflug von Lächeln zog Jury das Fenster zu.
    »Ich muss mich doch sehr wundern über Sie«, fuhr Melrose fort, »dass Sie sich hier an einem gesicherten Tatort zu schaffen machen. Und zum Beispiel Fingerabdrücke verschmieren.« »Oh? Ich wusste gar nicht, dass da welche waren.«
    »Und das soll jetzt so ein Ort sein, über den dummes Zeug geredet wird, von wegen es gäbe hier böse Mächte?«
    »Ich glaube nicht, dass es etwas mit Gut und Böse zu tun hat. Kommen Sie.« Jury steuerte auf den benachbarten Raum zu.
    Melrose hielt die Arme vor der Brust verschränkt. »Mir ist kalt.«
    Jury blieb stehen, den Kopf zur Seite geneigt wie ein älterer Bruder, der den jüngeren zur Eile treibt. Wieder meldete sich die Erinnerung. Im Sand stand ein älterer Junge, die Arme verschränkt, ungeduldig und verärgert, verärgert und genervt über ihn, Richard. Gerade machte er den Mund auf, um zu rufen, doch es kam kein Ton heraus. Weder der Junge noch die Wellen waren zu hören, obwohl sie hoch getürmt ans Ufer schlugen.
    »Sie sehen auch nicht gerade aus, als ob Ihnen warm wäre.«
    Jury runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, aber irgendwie fallen mir immer wieder Szenen aus meiner Kindheit ein.« Er bedeutete Melrose, ihm zu folgen, während er ins letzte Zimmer ging,

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