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Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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großer«, kam es gleichmütig von ihr. Selbstzufrieden vor sich hinsummend zog sie dem Bären den Regenmantel wieder aus und wühlte in ihrem Vorrat an Kleidchen nach einer anderen Garderobe.
    Jury fragte: »Bist du oft hier, seit das Haus leer steht?«
    Sie nickte und zog dem Bären einen Pullover über den Kopf.
    »Hast du mal Leute hierherkommen sehen, die das Haus besichtigen wollten? So wie wir gerade? Weißt du noch, ob du letztes Jahr jemanden gesehen hast?«
    Sie sah nachdenklich in die Ferne. »Wen denn?«
    »Eine Frau und ihren kleinen Jungen.«
    »Ah ja, an den erinner ich mich, der war nett. Gesagt hat er nichts. Und er hatte einen Hund dabei!«
    Der Enthusiasmus, mit dem diese Auskunft erteilt wurde, war weitaus größer als der, den sie Melrose hatte zuteil werden lassen.
    »Der ist hier herumgetollt, wie der Teufel ist der gerannt. Hier gibt's ja auch viel Platz zum Rumrennen.« Sie breitete die Arme aus. »Wir haben gespielt, und er hat mir von seinen Bonbons abgegeben. Der Junge, mein ich. Der hieß - Robert oder Bobby, glaub ich. Er hat's mir nicht gesagt, das weiß ich bloß, weil seine Mum ihn gerufen hat. Er hat mir Zitronenbonbons geschenkt.«
    »Und seine Mum, hast du die auch kennen gelernt?«
    »Nein, die hab ich bloß gesehen. Die stand an dem kleinen Weg und hat nach ihm gerufen. Er hat aber nicht geantwortet, und ich hab ihm gesagt, er soll antworten, damit sich seine Mum keine Sorgen macht. Dann ist er aber einfach wieder zum Haus zurückgegangen.«
    »Hat er was über das Haus gesagt? Ob es seiner Mum gefallen hat oder nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nö. Ich hab ihm erzählt, dass es dort Gespenster gibt.«
    Melrose schnaubte erschrocken. »Gespenster!«
    Sie nickte, ohne sich von seinem spöttischen Tonfall aus der Ruhe bringen zu lassen.
    Jury sah Melrose strafend an. »Gehst du denn manchmal zum Haus hinauf?«
    Sie schüttelte so nachdrücklich den Kopf, dass sich allein daran erkennen ließ, dass sie schwindelte.
    »Wie«, forderte Melrose sie heraus, »willst du denn dann die Gespenster sehen?«
    Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war dem von Jury vorhin nicht unähnlich. »Na, im Wald.« Sie hatte etwas aus dem Kleiderberg gezogen, ein über und über mit roten Herzchen bedecktes Hemd. Sie zog dem Bären den Pulli aus und hielt ihm das Hemd hin.
    »Hast du sonst noch jemanden hier gesehen?« Sie überlegte. »Da ist so eine Frau, die sich um alles kümmert.«
    »Die Immobilienmaklerin?«
    Sie nickte. »Es ist schon lange her, letztes Jahr, da hab ich oben einen Mann gesehen...« Sie deutete auf die Terrasse. »Aber bloß ganz kurz.«
    »Wie sah er denn aus?«, wollte Jury wissen.
    »Ich hab ihn nicht gut gesehen. Er war groß. Ich glaub, er sah so aus«
    - ein knapper Blick auf Melrose - »...wie Sie.« Sie nickte in Melroses Richtung.
    Ach, du meine Güte, das denkt sie sich aus, überlegte Melrose. Dass Jury sich dieses Gewäsch anhören konnte! »So wie unser Mr. Plant?«
    »Ja.« Sie hatte sich auf Melrose eingeschossen und würde nicht lockerlassen. Mühsam zog sie dem Bären das Hemd über den Kopf.
    »Wann war das? Ich meine, wann letztes Jahr?« »Ach, weiß ich nicht mehr so genau. Es war vor meinem Geburtstag -«
    Ein Stern geht auf. Melrose schnippte einen Zweig beiseite.
    »- der ist im Juli«, fügte sie hinzu. »Ich bin jetzt neun.« Sie klang ein wenig verblüfft, als könnte sie der Neun nicht so recht trauen.
    »Also vor ungefähr neun Monaten.« »Hm, ja.«
    »Hast du Angst, diese Leute denken vielleicht wie deine Tante Brenda? Dass du auf diesem Grundstück nichts zu suchen hast?«
    »Ja. Aber da kann ich nichts machen.«
    Melrose klang sarkastisch. »Du könntest nicht hier spielen, das könntest du machen.«
    »Nein. Das ändert auch nichts.« In diesem Punkt schien sie sich so sicher, dass ihr bei dem Nachdruck, mit dem sie diese Mitteilung machte, gar nicht auffiel, dass sie dem Bären in die Augen boxte. Sie stieß einen verdrossenen Seufzer aus.
    Melrose ließ den Kopf in die Hände sinken und spielte mit dem Gedanken, sich auch in die Augen zu boxen. Kapierte Jury denn gar nichts ? Er war doch bei der Polizei.
    »Das verstehen Sie nicht«, sagte sie. »Das ist mein Lieblingsplätzchen. Ich lass mich nicht vertreiben von Leuten, die nicht mal hier wohnen.« Über dem mit Herzchen übersäten Hemd knöpfte sie eine mottenzerfressene Strickjacke zu.
    »Das ist aber tapfer«, sagte Jury.
    »Nein, gar nicht. Aber ich kann ja sonst nirgends

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