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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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könnte ich in meiner gerichtsmedizinischen Mannschaft brauchen. Diese Brüder können nicht mal ihre eigenen Schuhe sehen, geschweige denn durchs Telefon.«
    »Sie wissen, daß Ihr Arzt -«
    »Wiggins.« Jury warf ihm einen Blick zu.
    »Entschuldigung, Sir. Entschuldigung, daß ich unterbrochen habe, Mr. Macalvie. Er lief also nach Hause und wollte Brote streichen.«
    Macalvie fuhr fort: »Und kam nicht zurück.«
    Pause, und dann ein ganz untypisches Räuspern, so als ob Macalvie etwas in der Kehle steckte. Der Divisional Commander neigte inzwischen doch nicht etwa zur Rührseligkeit?
    Wiggins faßte es anders auf. »Auf wie viele Schachteln pro Tag bringen Sie es mittlerweile?«
    »Hatte sich offenbar in Luft aufgelöst. Sie wartete und ging schließlich zum Haus zurück. Dachte, er wäre vielleicht bei Toby geblieben, fand aber keinen von beiden und dachte dann, daß er womöglich Verstecken spielte. Daher machte sie sich auch noch eine Zeitlang keine Sorgen. Klar, ist ja was anderes, als wenn einem ein Kind mitten auf der Oxford Street oder Petticoat Lane abhanden kommt. Dann suchte sie draußen, überall, und dann erst rief sie die Polizei an. Wollen Sie alle Einzelheiten oder nur die Höhepunkte?«
    »Erstaunlich, wie Sie sich noch an alles erinnern. Wo es doch nicht mal Ihr Fall war.«
    Eine neuerliche Pause. »Na, sagen wir, meine Neugier war geweckt. Ein Kind, für das fünf Millionen Lösegeld gefordert werden-«
    Wiggins pfiff durch die Zähne und schrieb mit.
    »Ein Fall, der wohl keinen kalt läßt. Und dann durfte ich zusehen, wie Goodall ihn richtiggehend vermasselte. Ein einziger Versuch seiner Leute, mit den Entführern Kontakt aufzunehmen, ging in die Hose. Ich war seinerzeit Detective Sergeant.« In seiner Stimme schwang halb Wehmut, halb Verwunderung.
    Sogar Macalvie war einmal einfacher Polizist gewesen. Und noch als Divisional Commander tat er ohne zu zögern Dienst als Streifenpolizist. Jury hatte einmal miterlebt, wie er einen Strafzettel ausstellte. Macalvie warf seine Netze aus und prüfte alles, was er einfing, sehr eingehend. Jeder andere in seiner Position würde alle kleinen Fische zurückwerfen. Nicht Macalvie, der sezierte sogar noch Elritzen. »Dann haben Sie sich den Fall mehr oder weniger selbst zugeteilt?« fragte Jury lächelnd.
    »Ich habe mich ihm zuteilen lassen.«
    Selbst als Sergeant hatte Macalvie schon den Ruf eines hervorragenden Polizisten gehabt.
    »Die reinen Fakten der Ermittlung kennen Sie; Sie haben die Berichte offenbar gelesen -«
    »Ihre Version wäre mir lieber.«
    »Kann ich Ihnen nicht verdenken. Ich habe mich dem Healey-Fall zuteilen lassen, weil nichts, aber auch gar nichts so heikel ist wie eine Entführung. Lieber würde ich auf Rasierklingen tanzen als bei einer Entführung den Vermittler spielen. Sie wissen ja, wie man da unter Druck steht und wie schlecht die Chancen stehen, die Geisel zurückzubekommen. Da muß rational gedacht werden. Na ja, und das fällt schwer, wenn es um das eigene Kind geht. Ich kann Ihnen sagen, mit den Emotionen, die in dem Haus brodelten, hätte man das halbe Dockland zu Sirup verkochen können.
    >Habe ich dir nicht wieder und wieder gesagt, du sollst nicht allein hierherkommen<, sagte Charles Citrine - Nell Healeys Vater - unentwegt. Im nachhinein ist man immer schlauer. Hat der vielleicht eine Szene gemacht! Warf ihr vor, daß sie nicht besser auf das Kind aufgepaßt hätte. Dann der Vater, Healey, mit dem nichts anzufangen war, der tobte nur und brüllte die Mutter an - Stiefmutter , Verzeihung: >Wie konntest du ihn nur allein lassen, Nell? Ist dir denn nie der Gedanke gekommen, daß Billy für Entführer eine fette Beute ist?< Jury, ich frage Sie, wenn der sagt: >Mum, ich streiche mal eben ein paar Brote<, soll sie da etwa danebenhocken und sich fragen, ob er gleich entführt wird? Na gut, ich bin kein Vater-«
    Jury lächelte schwach.
    »- aber mir schien, der gute Roger hätte seiner Frau lieber Trost zusprechen sollen, anstatt ihr Beschuldigungen an den Kopf zu werfen. Mit Citrine konnte man zumindest vernünftig über die Sache reden. Auf mich wirkte er ziemlich kühl, obwohl er sich das Ganze wohl doch sehr zu Herzen nahm.«
    Jury beobachtete die Spinne beim Ausbessern ihres Netzes und sagte dann: »Wie hat sie reagiert? Nell Healey? Was hat sie zu diesem ganzen Quatsch von Verletzung der Aufsichtspflicht gesagt?«
    »Nichts.«
    »Nichts?« Jury runzelte die Stirn und warf Wiggins, der eifrig auf seinem Block

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