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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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herkommen. »Einen Scotch on the rocks, einen Bourbon dito, einen doppelten.«
    »Also doppelte, Sir?«
    »Doppelte.«
    »Doppelt gemoppelt«, lächelte Clive. Alle Blicke wandten sich zu Clive, auch der von Bobby, als gehörte Bobby zu den beiden anderen. Clive wurde taxiert wie eine Rinderhälfte: und ab in den Kühlraum! Clive ärgerte sich, hauptsächlich aber über sich selbst. Das hier war doch eigentlich seine Show. Er schob seine Manschetten herum, nestelte an einem der goldenen Manschettenknöpfe. Er verbrachte viel Zeit bei Façonnable und bei Bergdorf’s in der Herrenmodenabteilung damit, sich selbst neu zu stylen, und kannte sich deshalb mit Designermode bestens aus, konnte sie meisterhaft einordnen. Die Anzüge, die die beiden trugen, ließen mit ihren seltsamen Braun- und Grautönen an weiche Herbststimmungen denken: eindeutig Armani. Trugen sie die alle, die Männer in Dannys Gewerbe, wegen der geräumigen Jacketts? Trotzdem, ihr Kleidergeschmack beruhigte ihn irgendwie, verschaffte ihm ein gewisses Vertrauen.
    Der Kellner stellte den beiden Männern ihre Drinks hin. Bobby bestellte sich daraufhin auch noch einen. Die beiden ersten hatte er blitzschnell hinuntergekippt. »Scotch. Aber ohne Eis.«
    Es musste eben was anderes und doch das Gleiche sein. Clive seufzte. »Meine Herrn –«
    Candy blickte sich um, als hätte Clive das Wort an einen Unsichtbaren gerichtet. Dann meinte er: »Nettes Restaurant hier. Hat Stil. Wo rangiert das im Zagat’s?«
    »Das Lokal ist dort die Nummer eins « , versetzte Bobby mit seinem üblichen Hang zu unglaubwürdigen Übertreibungen.
    »Aha, und schau mal, die Bilder. Die reinste Scheißkunstgalerie.«
    »Zeitgenössische Kunst. Jasper Johns, Jim Dine –«
    Danny Zito , dachte Clive.
    Bobby deutete nacheinander im Raum umher auf die Bilder: »Also, Rodney Graham –«
    Candy ergänzte die Liste mit der Bemerkung: »Da haben wir einen David Honkey, einen –«
    »Hockney«, berichtigte Clive. Er konnte nicht anders.
    »Hä?«
    »David Hockney.«
    »Genau. Mögen Sie den auch? Das Lokal ist viel größer, wie’s aussieht. Wir sollten öfter mal herkommen, was, K?«
    »Gutes Essen?«, fragte Karl.
    »Ausgezeichnet«, erwiderte Bobby. Er deutete auf seinen Teller. »Der Cobb Salad ist fantastisch. Der beste in ganz New York.«
    Karl musterte ihn betont unbeeindruckt.
    Clive meinte: »Sollen wir gleich zum Geschäftlichen kommen?« Als keiner etwas dagegen hatte, fuhr er fort: »Die, äh, Deposition des Betreffenden –«
    Gleich unterbrach ihn Karl. »›Deposition‹? Interessante Wortwahl. Wie in ›Mülldeponie‹? Gehört das denn hierher? Sie sollten bisschen vorsichtiger sein in Ihrer Wortwahl. Wörter können ganz schön was anrichten. Der alte Kinderreim, den wir früher aufgesagt haben –›Stock und Stein brechen mir das Bein, aber Schimpfworte fühl ich nie als Pein‹? Was waren wir doch für Blödsäcke damals, was?« In einer albernen Geste strich sich Karl mit der Handfläche über die Schläfe.
    Aha, auch so ein Neonazi, dachte Clive und holte ein Foto aus der Tasche seines Burberry. Es war eine Hochglanzaufnahme im handelsüblichen Format. »Dieser Mann.« Er schob das Foto unter der Hand verdeckt über den Tisch.
    Ohne es zu berühren, warfen Candy und Karl einen Blick darauf.
    »Der Kellner kommt.« So wie Bobby kurz warnend nickte, schien es, als sei er mit den Gepflogenheiten der Unterwelt doch bestens vertraut.
    Candy drehte das Foto rasch um, während der Kellner den Drink vor Bobby hinstellte. Hinter dem Kellner setzte sich gerade Mortimer Durban an den Nebentisch, an dem zwei Frauen saßen, die Clive nicht kannte. Nachdem er seinen eigenen Tisch offenbar fertig beackert hatte, machte er sich über den von anderen her. Mort Durban nickte kurz zu ihnen herüber, die beiden Fremden musterte er fragend. Weil er ein mächtiger Agent war, musste man zurücknicken. Clive tat es. Zum Essen hatte man bei Michael’s kaum Zeit, so beschäftigt war man damit, alles mitzubekommen, was um einen herum so lief.
    Nachdem er hastig etwas Wein getrunken hatte, erkundigte sich Clive: »Was… für einen Vorschuss hatten Sie sich denn gedacht?« Die Formulierung gefiel ihm. Falls jemand mithörte (die anderen Essensgäste waren allerdings so beschäftigt damit, sich einen Überblick zu verschaffen, was in den vorderen und hinteren Räumlichkeiten lief, dass sie nicht mehr als drei Sekunden aufpassten), hörte es sich lediglich nach dem altvertrauten Slang unter

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