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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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im Park, an diesem mittlerweile strahlend hellen Novembertag, was in New York so selten war, dass man einfach bloß dasitzen und das Licht in sich aufnehmen wollte, das wie eine durchsichtige Kruste über dem kalten Gras zu ihren Füßen lag. Es war so klar, dass Ned ein wenig schwindelte von all der blendenden Klarheit, als wäre er von der frischen Luft ganz trunken.
    Saul hatte aufgehört zu reden und sich eine neue Zigarre angesteckt. Dann nahm er den Faden wieder auf: »Ich habe nie ganz begriffen, wie meine Mutter und mein Onkel Swann ihre Kinder sein konnten. Ich hatte diese fixe Idee, sie wären vielleicht im Krankenhaus vertauscht worden. Du weißt schon.«
    »Vielleicht hast du es ja geglaubt. Das tun Kinder oft, oder? Es ist ihre Art, mit Unbehagen und Schmerz umzugehen.« Ned hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt, sich nach vorn gebeugt und blickte Saul nun abwartend an, der aber verstummt war. Ned war überrascht, dass er so viel von sich erzählt hatte. Dass er überhaupt so viel über etwas geredet hatte.
    »Ist das nicht Sally?«
    Ned folgte Sauls Blickrichtung. Es war tatsächlich Sally, und sie schien es schrecklich eilig zu haben, denn sie schritt so rasch voran, dass sie fast rannte. Lächelnd stand er auf und bedauerte, dass gerade kein Wind wehte, der ein Blatt aus seinem Manuskript reißen und mit sich tragen würde, nur damit er wieder sehen konnte, wie sie diesen Satz machte und es aus der Luft griff.
    »Hey! Hey!«, rief sie, als hätten sie durch ihr Aufstehen angedeutet, dass sie vor ihr weglaufen wollten.
    Außer Atem erreichte sie schließlich ihre Bank. »Ich wollte gerade –« Schnaufend hielt sie inne.
    »Was ist denn?«, fragte Saul.
    Sie sah aber nicht ihn an, sondern Ned. Ohne lange Vorrede meinte sie: »Die wollen Sie loswerden.«
    Ned stieß ein leises, ungläubiges Lachen aus. »Wovon reden Sie? Wer?«
    »Clive und Bobby. Ich hab gehört, wie sie geredet haben. Als ich vorhin so eine Stunde für Melissa eingesprungen bin, stand die Tür ein Stückchen offen, sie haben aber nichts gemerkt –« Dann schüttelte sie den Kopf, als ärgerte sie sich auf einmal über sich selbst, dass sie sich mit Einzelheiten abgab, ja sogar darüber, dass sie außer Atem war. »Sie stand einen Spalt offen, und ich hab eigentlich gar nicht so recht hingehört, bis einer von ihnen Ihren Namen sagte. Ich dachte mir nicht viel dabei, wieso sollten sie ihn auch nicht erwähnen, aber dann kam ein paarmal hintereinander ›Ned Isaly‹.« Sally wandte ihm ihr verzweifeltes Gesicht zu. »Sie sagten ein paarmal ›Ned‹ und ›Vertrag‹. Also haben sie Ihren Namen nicht einfach so nebenbei erwähnt. Bei der Besprechung ging es um Sie –«
    Ned unterbrach sie. »War Tom dabei?«
    Es ärgerte sie gewaltig, dass Ned einen harmlosen Grund für dieses Treffen finden wollte. »Nein, natürlich nicht! Das hätte ich doch gesagt! Das ist es ja gerade, dass er nicht dabei war, dass die ohne ihn was über Sie beschlossen haben. Clive war auch ganz aufgeregt. Das konnte man an seinem Ton hören. Und bevor Clive – dieses selbstsüchtige Ekel – sich mal aufregt, muss schon einiges passieren. Klingt ganz so, als ob die Ihren Vertrag auflösen wollten.« Ihre Stimme wurde immer lauter und klang vor Angst ganz belegt.
    Saul lachte. »Na, na, langsam, Sally. Nur keine Angst! Das ist doch alles fauler Zauber. Jetzt haben Sie also den Vorhang weggezogen und entdeckt, dass irgendein verdammter Idiot die Strippen zieht –«
    Sally funkelte ihn wütend an. »Jetzt sind Sie doch mal still!«
    Saul tänzelte ein wenig rückwärts, wie ein Boxer im Ring, und warf die Hände hoch.
    Ned meinte gleichgültig: »Wie kommen die dazu? Der Vertrag gilt doch noch für zwei Bücher.«
    »Wie die dazu kommen ? Wir reden hier vom Verlagsgeschäft, Ned! Die können jeden Irrsinn machen, alles, was sie wollen. Sie wissen doch, wie das ist –« Dann schüttelte sie ziemlich hoffnungslos den Kopf. »Nein, wissen Sie nicht. An Ihnen geht das ja alles vorbei.«
    »Hört, hört«, sagte Saul.
    Ned lachte bloß. »Na, na, auch denen sind Grenzen gesetzt.«
    Sally, die viel kleiner war als der über eins achtzig große Ned, wollte ihm direkt ins Gesicht sehen und stellte sich dazu auf Zehenspitzen. »Was hab ich denn gerade gesagt ? Wir reden hier von der Verlagsbranche, da gibt’s keine Grenzen. Die können machen, was sie wollen.«
    »Das bezweifle ich«, meinte Saul und paffte seine Zigarre. »Na los, gehen wir zu Swill’s. Nehmen

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