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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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verständlicherweise vernachlässigt, diese Dinge im Gedächtnis zu behalten. Alles um sie herum anzustarren, bis die Stiefmütterchen entlang der Brüstung des Café Dumas sich ihr ins Gehirn brannten – der exakte Violettton, die samtige Beschaffenheit der Blütenblätter oder die blendend weiße Schürze des Kellners.
    Es hatte für die Erinnerung so viel Auswahl gegeben: die Umrandung aus zartvioletten Anemonen vor der dunkelgrünen Hecke dort drüben etwa oder die leuchtenden Straßenlaternen entlang der Champs-Elysées; Kaffee und Brioche an frostkalten Spätoktobertagen draußen im Freien am Boulevard Saint-Germain; die gut gekleideten, mit Goldschmuck behängten Amerikaner in der Rue de Rivoli; Patrics Arm um ihre Taille beim Spazierengehen, wenn er ihr gar nicht nahe genug hatte sein können.
    Die Schatten verwandelten sich in Nacht. Sie versuchte, in ihre Zukunft zu blicken – lauter unbeschriebene Blätter, die davonflatterten wie Kalenderblätter in einem Film, datiert, aber leer.
    Er war jetzt ganz nahe am Schluss, dachte Ned, als er diese Seiten durchlas. Vielleicht war es ja der Schluss. Am liebsten hätte er Nathalie dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit auf der grünen Parkbank zu sitzen. Das war eigentlich nicht fair. Ned stand auf und trat ans Fenster. Er blickte hinunter und sah Saul in dem kleinen Park sitzen. Etwas weiter weg saßen auf einer Bank zwei Männer, die er noch nie gesehen hatte. Selten durchquerte jemand den Park, und noch seltener setzte sich jemand dorthin. Einen Augenblick lang fragte er sich, wer sie waren, und wandte sich dann wieder seiner Geschichte zu. Er wollte Nathalie retten. Doch es gab nichts, was sie im Park oder auf den Seiten hätte festhalten können.
    Nachdem Candy und Karl die Bücher erstanden hatten, waren sie mit dem A-Train nach Chelsea gefahren und hatten dort in einem Café eine Tasse Kaffee getrunken, höchst erstaunt, dass man das hier anscheinend so machte. So vertrieb man sich die Zeit. Jetzt saßen sie in einem kleinen Park in Chelsea auf einer Bank neben einem hauptsächlich mit Zinnien bepflanzten Blumenbeet und verglichen ihre Bücher. Candy kam zu dem Schluss, dass ihm Giverneys Klappentext besser gefiel, Karl sagte Isalys Gesicht eher zu als das von Giverney.
    »Deiner sieht viel zu hübsch aus und noch dazu stinkreich«, sagte Karl. »Schau dir mal das Kinn an, den Mantel – scheint Kaschmir zu sein.« Allerdings musste Karl zugeben, dass sein Klappentext ein wenig lahm klang: die beiden Hauptfiguren, ein Mann und eine Frau, die sich irgendwie andauernd verfehlen. Was sollte daran das Tröstliche aus dem Titel, Solace, sein?, fragte sich Karl.
    »Ich kann mit dem traurigen Zeug nichts anfangen«, sagte Candy. »Ich mein, wenn man ein Buch liest, will man vor dem traurigen Zeug doch fliehen, oder?«
    Karl knurrte. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Er haute ihm sein Buch auf die Schulter.
    Candy schob Karls Hand beiseite und rückte sein Jackett an den Schultern zurecht. »Pass doch auf mit dem Anzug. Das Scheißteil hat mich drei Riesen gekostet.«
    »Der da«– Karl betrachtete das Autorenfoto auf der Rückseite –»der könnte einen anständigen Anzug gebrauchen. Ich frage mich, was bei dem Geschäft eigentlich rausspringt. Ich meine, für Typen wie Isaly. Dein Giverney ist ja anscheinend recht gut gepolstert, aber ich nehm an, so einen Haufen Zaster kriegen bloß einige wenige«, sagte er, als wüsste er bestens Bescheid. Er holte sein Zigarrenetui hervor.
    Candy schwenkte Don’t Go There hin und her. »Drei oder vier Millionen, hat mir das Mädchen an der Kasse gesagt.«
    »Was? Verdammt, das ist mehr, als wir beide in ein paar Jahren einnehmen.«
    Candy legte das Buch wieder hin. »Na, hör mal, uns geht’s doch auch nicht schlecht. Und vergiss nicht – wir sind pingelig.«
    »Eine halbe Million haben wir für den letzten Auftrag eingestrichen. Das ist für jeden bloß eine Viertel… Und dieser Witzbold streicht für einen dämlichen Roman so einen Haufen Geld ein? Noch dazu einen Krimi ! Es ist nicht mal eins von diesen literarischen Büchern. Mein Typ ist wenigstens literarisch.«
    »Aber hast du das nicht vorhin im Buchladen gesagt?«, meinte Candy. »Wenn jeder den liest, auch deine alte Großmutter, wie gut kann er dann sein? Na, jedenfalls kriegt er nicht so viel, wie Autoren wie Tom Clancy und dieser Dings kriegen. Die liegen eher bei vierzehn, fünfzehn Millionen.«
    »Welcher ›Dings‹?«
    »Ach, du weißt schon, dieser

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