Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
Horrortyp, von dem du vorhin geredet hast. Der das Buch geschrieben hat, in dem Jack Nicholson mit dem Hackebeilchen wütet?« Es war einer ihrer Lieblingsfilme.
    Karl steckte seine (kubanische) Zigarre an und beschrieb mit seinem Platinfeuerzeug ein paar Achten, dass es aussah, als schwirrten Libellen auf Peter Pan zu. »Stephen King.«
    »Die Verkäuferin hat erzählt, was der Verlag, dieser Queeg & Hyde«– Candy zeigte ihm den Buchrücken –»der Autorin zahlt, die diese Flo-Bi-No-Bücher schreibt.«
    »Was ist das? Italienisch?«
    »Ach was! Das heißt Flotte Biene in Not. In Schwulitäten.«
    Karl zuckte die Achseln. »Kapier ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Scheiße, Mann, du könntest dein ganzes Leben damit vergeuden, solchen Mist zu schreiben.« Er hielt sein Buch in die Höhe.
    »Ja, aber vergeudet ist es ja nicht gerade, wenn dabei jedes Mal drei oder vier Millionen rausspringen, Candy.«
    »Geld ist nicht alles, Karl.«
    »Seit wann?«, fragte Karl.
    Er war genau an dem Punkt im Manuskript angelangt, an dem jeder andere Schriftsteller nach ein paar weiteren Seiten, nach höchstens noch einem Kapitel, zum ENDE gekommen wäre, und weil Saul es schon so kommen sah, brach er ab. Er ließ es gut sein, gab auf.
    Saul saß auf seiner angestammten Bank im Park und betrachtete die frierenden, doch unerschütterlichen Zinnien, die immer noch am Wegesrand blühten. Auf der anderen Seite des Zinnienbeets saßen zwei Männer, die sich trotz unterschiedlicher Statur merkwürdig ähnlich sahen. Vielleicht lag es an ihrer Kleidung. Saul kannte sich mit teuren Sachen aus. Sie hatten, für Geschäftsmänner an sich ziemlich ungewöhnlich, Bücher bei sich und schienen offensichtlich auch darüber zu diskutieren.
    Er rutschte auf seiner Bank etwas tiefer und überlegte, ob er zu Swill’s gehen sollte. Was zum Teufel war mit ihm los? Er verstand sich selber nicht, hatte sich noch nie verstanden. Wenn die Schriftstellerei sein Broterwerb wäre, könnte er dieses Manuskript vielleicht zum Abschluss bringen. Saul brachte einfach nichts zu Ende – kein Buch, keine Mahlzeit, nicht einmal einen Liebesakt. Letzteres konnten einige Frauen bestätigen. Woran lag es? Am plötzlichen Tod seiner Mutter? Dem seines Vaters kurz danach? Es war, als hätten sie ohne einander nicht leben können, ohne Saul konnten sie aber beide gut leben. So ein doppelter Schock könnte jeden aus der Bahn werfen, doch wieso geriet ein Autor auf so ungeheuerlich selbstzerstörerische Weise aus der Bahn, dass er sich, nachdem er erfolgreich ein Buch veröffentlicht hatte, unfähig sah, ein weiteres zu Ende zu bringen?
    Vielleicht war es einfach die Angst (falls Angst einfach ist), kein Buch mehr schreiben zu können, das so gut aufgenommen würde wie das erste. Unvorstellbar, an einen derartigen Erfolg auch nur annähernd heranreichen zu können. Saul glaubte allerdings nicht, dass das der Grund war, denn »Erfolg« hatte ihm noch nie viel bedeutet. Wie jeder Schriftsteller wollte er aber vor allem Leser.
    Zum Teufel damit! Er lehnte sich zurück, streckte die Arme über die Rückenlehne der Bank aus und sah erneut zu den beiden Männern auf der anderen Seite des Weges hinüber. Sie unterhielten sich immer noch über die Bücher, die sie in den Händen hielten, und der eine holte sogar gegen den anderen aus. Offenbar aber nur zum Spaß.
    Beim Anblick der beiden Männer mit ihren Büchern überkam Saul eine solche Neugier, dass er nicht anders konnte: Er sah eine Geschichte vor sich. Es war eine in sich vollständige, kleine Szene. So muss es sein, oder? Die lineare Welt bleibt stehen. Die Grenzen der Zeit verflüchtigen sich.
    Die beiden zu beobachten, versetzte ihn in eine heitere Stimmung. Es gab auf dieser Welt also noch Anzugträger, die Bücher lasen.
    Sally saß an ihrem Schreibtisch bei Mackenzie-Haack und war gerade dabei, den tiefblauen Rittersporn in einer Vase immer wieder neu zu arrangieren. Sie versuchte, sich ein Herz zu fassen (wenn es das war, was sie dazu brauchte), um Tom Kidd mitzuteilen, dass man Ned Isaly Schaden zuzufügen trachtete. Sie scheute sich, von einem »Komplott« gegen ihn zu reden. Und vielleicht interpretierte sie ja auch zu viel in das hinein, was sie gehört hatte.
    Tom Kidd war am Telefon. Womöglich sprach er gerade mit Ned, es hörte sich jedenfalls ganz danach an. Sally konnte sich normalerweise zusammenreimen, mit wem er redete, auch wenn sie die einzelnen Worte nicht verstand. Was sie hörte, klang zufrieden. In

Weitere Kostenlose Bücher