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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Gedanken versunken. Das gefiel Karl.
    »Okay«, sagte Candy, »ich fasse jetzt einen Teil der Geschichte zusammen. Kurz und gut: Überall, wo sie hinkommt, stimmt irgendeine Kleinigkeit nicht. Sie geht also weiter
    ›– fürchtete sich, ihr eigenes Haus zu betreten. Dann glaubte sie es plötzlich zu verstehen: Alles war ein Traum, einer von diesen hellwachen Träumen, in denen man mitten in seinem Traum ist und weiß, dass man träumt –‹«
    » Heho ! Das war mir jetzt aber zu hoch. Weißt du denn, dass du in deinem eigenen Traum träumst?«
    »Ja.«
    Karl schob den Zahnstocher wieder an seinen alten Platz. »Das ist eine Tautologie.«
    »Eine was ?«
    »Tautologie. Eine Art Widerspruch in sich selbst. Oder so was.«
    »Was denn? Auf was willst du raus, Karl?«
    Karl zuckte die Achseln.
    » Don’t go there  – Geh da nicht hin«, sagte Candy. Dann lachte er – das Buch machte schwer Eindruck auf ihn. Er sah zu dem Schriftsteller hinüber. »Schau mal, der Typ schreibt immer noch drauflos. Hört bloß mal auf, um sein Bier zu trinken.«
    »Vielleicht ist er wie der Schriftsteller in der Geschichte von King, in der mit Jack Nicholson. Erinnerst du dich, dem seine Frau entdeckt einen ganzen Stapel Seiten hinter seiner Schreibmaschine, und da steht bloß immer eine einzige Zeile drauf: ›Nur Arbeit und kein Vergnügen‹ et cetera? Erinnerst du dich?«
    Candy nickte. Swill’s füllte sich zusehends. Ein Grüppchen von Jugendlichen mit bunten Punkerhaaren – stahlblau, auberginenlila – segelte wie ein kleines Geschwader durch den Raum. Die Mädchen sahen aus wie in Schals gehüllt, keine Saumnähte oder Ärmel waren erkennbar, nur eine Menge Stoff, der hier und da zusammengerafft war oder ihnen hinterher wehte. Das Geschwader – drei Mädchen und zwei Jungen – trug so viel Körperschmuck, dass sie eine Robert-Lee-Morris-Filiale hätten aufmachen können. Neben dem Tisch, an dem der Schriftsteller saß, blieben sie stehen. Es war ein Vierertisch, und der Wortführer, ein dürrer Kerl mit Bergkristall in der Augenbraue und geschmacklosem Haarschnitt, sagte eben zu dem Schriftsteller, er solle sich woanders hinsetzen, das hier sei ein Vierertisch.
    »Verdammt, für wen halten die sich?« Candy war stinksauer.
    Sie waren zu fünft, brauchten also noch einen Stuhl und steuerten geradewegs auf den überzähligen an Candys und Karls Tisch zu. Sofort verhakte Candy die Füße auf dem Sitz. Wortlos schlang der Dürre die Hand um den dritten Stuhl, den, auf dem Candy soeben seine Füße platziert hatte, und wollte ziehen. Candys Füße hinderten ihn jedoch daran.
    »Mann, den brauchen wir«, sagte der Dürre.
    »Wie wär’s denn, wenn du fragst?«
    Der Junge zerrte so heftig, dass Candys Fuß auf den Boden knallte. Candy stand auf. Er war zwar einen Kopf kürzer als der Junge, verdrehte ihm aber trotzdem gehörig den Arm auf dem Rücken. Und drückte zu. Der Junge winselte wie ein junger Hund. »Ich sagte , wie wär’s, wenn du fragst?«, wiederholte Candy.
    Der Junge stieß eine Entschuldigung hervor, gefolgt von »Bitte«.
    Candy ließ ihn los. »Punk!« Er setzte sich wieder und bemerkte kaum das Aufsehen, das er hervorgerufen hatte.
    Zu dieser Abendstunde war Swill’s rappelvoll, als Saul sich an den Fenstertisch setzte. Es gefiel ihm, dass die meisten anderen Stammgäste akzeptiert hatten, dass dieser Tisch Ned und Saul gehörte. Die meisten, aber nicht alle. Sooft sich die Gelegenheit bot, ließ b.w. brill sich dort nieder und holte ein paar zusammengerollte Papierbogen, einen Stift und seine Pfeife hervor. Gelegentlich gesellte sich Freida Jurkowski zu ihm, ebenfalls Dichterin, und die beiden versuchten, sich mit den Berichten über ihre neuesten Leseauftritte gegenseitig auszustechen. b.w.brill trat überall im Village in Kaffeehäusern auf, wo er etwa genauso viel Eindruck machte wie die Hintergrundmusik.
    Hier drinnen herrschte eine Hackordnung, mit der Ned und Saul aber nichts zu tun hatten, denn in ihre Gefilde schaffte es sowieso keiner. b.w. und Freida stellten es aber gern so dar, dass sie mit den beiden mithalten konnten, immerhin hatten sie ja etwas publiziert. Richtig. Allerdings gab es bestimmte Publikationsbedingungen, die nicht einmal die Unpublizierten beeindrucken konnten (also fast jeden bei Swill’s). Taschenbuchoriginalausgaben gehörten dazu (obwohl immer mehr Verlage dazu übergingen), ganz besonders aber Liebesromane in Taschenbuchoriginalausgabe. Schlimmer war nur noch Vanguard

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