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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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müssen ja nicht die ganzen Beschreibungen rein und äh, Einblicke. Trotzdem, wär schon schwierig, den ganzen Scheiß zu recherchieren…« Candy nahm wieder einen kräftigen Schluck von seinem Bier. Dann lehnte er sich zurück, kippte mit dem Stuhl nach hinten und sah den Ventilatoren zu, die quietschend an der Decke kreisten.
    »Ein paar Details müsstest du aber trotzdem mit reinnehmen«, sagte Karl.
    »Welche Details?«
    »Zum Beispiel die Fliege da oben«, erwiderte Karl. »Zwei Fliegen. Die müssten auch mit rein.«
    »Die Fliegen doch nicht.«
    »Doch, schon. So beschreibst du so was wie diesen Raum, um ihn sichtbar zu machen. Den hat man nicht bildlich vor Augen, wenn du die Fliegen nicht dazutust. Ausgeschlossen.« Karl griff nach dem Buch von Giverney, blätterte es durch, überflog eine Seite und las:
    »›Es war eine altmodische Apotheke, eine von der Art, in die sie wohl als Kind gegangen war, um einen Erdbeershake oder ein Schokoladensoda oder eine Kirschbrause zu trinken. Bevor es die großen, unpersönlichen, mit Waren überladenen Drugstores gab. Die unterschiedlichen, auf den Regalen hinter der Theke aufgereihten Gläser – geriffelte Gläser für Shakes und Sodas –‹
    Oder hier:
    › Das Fenster klemmte. Sie konnte es nur ein Stückchen weit öffnen. Die hereinströmende Luft war ebenso warm wie die Luft im Inneren und fühlte sich schwer und matt an. Sie hätte gern das Fenster geschlossen, dachte dann aber: Warum eigentlich? Luft strömt herein und wieder hinaus. Zwischen diesen beiden Ereignissen passiert nichts. In dem reglosen Baum draußen saß ein Vogel, ein gewöhnlicher Zaunkönig oder –‹«
    Candy ließ sich die beiden Abschnitte durch den Kopf gehen. »Und was sollen da die Details sein?«
    »Na, was ist mit dem Vogel im Baum? Oder den geriffelten Gläsern und so weiter?«
    Verärgert und unwillig stieß Candy seinen Stuhl zurück, der daraufhin mit dem hinter ihm zusammenstieß. Eine Frau mit dicker Hornbrille sah über die Schulter herüber.
    »Hey! Aufpassen!«
    Candy musste unwillkürlich lächeln. Die Leute hatten ja keine Ahnung, dass ein in Candys oder Karls Richtung gerufenes Aufpassen ! ihnen ein schönes Plätzchen auf dem Friedhof eintragen konnte. Ach egal, man sollte sich immer seiner Umgebung anpassen… Er brummte eine Entschuldigung und stellte seinen Stuhl wieder richtig hin. »Ich will damit bloß sagen, wen interessiert schon ein Weibsstück, das still und heimlich mit einem Scheißvogel zusammentrifft?«
    »Von wegen still und heimlich, Mann, das ist eine direkte Konfrontation, ein Schlagabtausch.«
    »Ach so, na ja.« Als er sah, dass sein Glas leer war, verlor Candy plötzlich jegliches Interesse an dem Vogel. »Willst du noch einen?«
    »Ja.« Karl griff nach Ned Isalys Buch. Während Candy an der Bar war, sah Karl kurz zu Neds Tisch hinüber, wo die Frau, die an der Jukebox »Cry« gespielt hatte, sich gerade hinsetzte. Ihr dunkles Haar war in diesem verrückten lockigen Stil frisiert, der gerade so beliebt war. Vielleicht war es aber auch von Natur aus so. Meine Güte, hatte die schwarzes Haar! Es glänzte schwarz wie Lakritze. Sie trug Designerjeans, eine weiße Seidenbluse und Unmengen von Schmuck. Ihre Augenfarbe konnte er nicht erkennen; er sah nur ihr Profil. Ihre Hände waren auf dem Tisch verschränkt, die Finger voller Ringe. Nun würde er sie überall wiedererkennen, ebenso wie Ned Isaly und den anderen Burschen. Und wenn sie ihm im Dschungel in Sumatra begegneten – er würde sie wiedererkennen.
    »Der Typ dort drüben«, sagte Saul, »drei Tische weiter da hinten, der Sie so anstarrt – nein, nicht hinsehen. Moment… jetzt können Sie gucken, er liest gerade.«
    Jamie sah hin. »Ja, der ist irgendwie niedlich.«
    »Der und sein Kumpel da drüben an der Bar waren vor ein paar Stunden im Park und saßen auf der Bank unter dem Ahorn.«
    »Na und?«
    Ned sagte: »Die habe ich auch gesehen. Du«– er nickte zu Saul hinüber –»hast auf der Bank gegenüber gesessen.«
    Jamie wiederholte sich. » Na und ?« Sie zog die Silbe in die Länge, um ihre Ungeduld auszudrücken.
    »Du liebe Zeit, Jamie, haben Sie denn gar keine Fantasie?«, fragte Saul.
    »Nein«, erwiderte die Autorin unheimlicher Sciencefiction-Romane, die Vielschreiberin gewalttätiger Krimis und heißer Liebesromane.
    Saul sagte: »Gehen Sie rüber, reden Sie mit ihnen. Lassen Sie sich irgendeine Ausrede einfallen.«
    »Gehen Sie doch rüber. Sie finden sie doch so

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