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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Press, die Autorenpresse, wo der Autor einen Druckkostenzuschuss bezahlen musste. Soviel man wusste, hatte von Swill’s Stammgästen keiner je dafür optiert. Und wenn, hätte er es sicherlich nicht zugeben wollen, denn es hätte den ganzen Sinn und Zweck, nämlich sein Buch (in aller Bescheidenheit) herumzeigen zu können, natürlich untergraben. Dann gab es noch die »kleinen Lyrikmagazine«, aber nicht vom Schlage der Sewanee oder der Kenyon Review oder des Prairie Schooner. Diejenigen, deren Freida sich rühmte, waren billig gemachte Heftchen oder zusammengeheftete lose Blätter, und b.w. hatte seit seinem ersten Buch vor fünf Jahren nichts mehr veröffentlicht, abgesehen von einem Gedicht in einer kleinen Zeitschrift namens Unguentine Press . UP war inzwischen eingegangen, und b.w. hatte keine neue Heimat für seine »Verse« gefunden, wie er sie zu nennen beliebte, als könnte er durch Selbstabwertung die Bewunderung seiner Zuhörer heraufbeschwören, was natürlich misslang, da jedem klar war (außer Freida und ein paar anderen Poeten), dass er eine Arschgeige war, die man gar nicht genug niedermachen konnte.
    Swill’s Klientel machte allgemein den Eindruck, nichts anderes im Sinn zu haben als die eigenen Projekte – Romane, Kurzgeschichten, Lyrik, Film- und Fernsehproduktionen oder Drehbücher für neue Sitcoms, von denen keiner wusste, ob sie je gemacht würden. Auf eines waren sie jedoch, rasend und eifersüchtig, bedacht: auf Erfolg.
    Wenn Ned und Saul also hereinkamen, verzogen sich Freida und b.w. wohlweislich – wenngleich sie versuchten, ihren Abgang ganz lässig zu vollziehen. Sie könnten ja sonst schief angesehen werden. Und das wollten sie um alles in der Welt vermeiden. Schließlich gaben auch sie wie alle anderen bei Swill’s vor, dass es sie nicht kümmerte, was die anderen machten. Ungewöhnlich war die dezente Art, in der das Schiefansehen vor sich ging. Man konnte es kaum an etwas festmachen, ja, man konnte es an überhaupt nichts festmachen, wenn man nicht selbst der Betroffene war. Ein leichter Schubs genügte, der einem zugekehrte Rücken an der Theke, die kaum wahrnehmbar gekräuselte Lippe, die fast unmerklich hochgezogene Augenbraue oder das Zucken eines Augenlides.
    Freida und b.w. zogen also Leine, und Saul setzte sich hin.
    Saul blickte im Raum umher und sah die beiden Männer, die er schon im Park bemerkt hatte, inzwischen aber ohne die Anzüge. Die Anzüge waren gegen Jeans und Lederjacken ausgetauscht worden. Die Bücher hatten sie immer noch bei sich. Während er sie eingehend beobachtete, kam Ned herein.
    Ned Isaly erkannten sie vom Foto in Michael’s Restaurant und dem Buchumschlag wieder. Er saß an einem Tisch am Fenster, das inzwischen von der blaugrünen Spitze des Chrysler Building beleuchtet wurde, mit dem Mann, den Karl aus dem Park zu kennen glaubte. Eine große, dunkelhaarige Frau, grimmig dreinblickend wie ein Vorladungsbeamter, die vorhin die Münzen in die Jukebox geworfen und immer wieder denselben ohrenbetäubenden Song gespielt hatte, stand ebenfalls bei ihnen am Tisch.
    »Schau ihn dir an«, sagte Candy und deutete mit dem Kinn zu einem Nachbartisch hinüber. »Hier schreibt anscheinend jeder Scheißer an einem gottverdammten Buch.« Der so Titulierte, ein Mann etwa Anfang dreißig, hatte vor sich auf dem Tisch mehrere Notizbücher ausgebreitet und schrieb in einem davon.
    »Ein Möchtegern-Romanschreiber?«, sagte Karl. Er hob sein Whiskeyglas und sagte: »Prost!«
    »Ebenfalls«, sagte Candy, hob sein Bierglas und sah zu, wie es feucht beschlug.
    Karl meinte: »Ich frage mich, wie es ist, ein Buch zu schreiben.«
    Candy schwieg einen Augenblick und überlegte. »Na ja, so schwer kann’s nicht sein, wenn es hier alle machen. Ich meine die, die es nicht mit der Kunst haben, du weißt schon, malen und so. Das Schwierige am Bücherschreiben ist, dass du dir was ausdenken musst, über das du schreibst. Und zwar so viel, dass es ein ganzes Buch ausfüllt, ein paar hundert Seiten. Das ist ganz schön happig.«
    »Paar hundert? Du bist gut. Das hier –« er tippte auf Neds Buch –»hat dreihundertvierundachtzig Seiten. Und der Giverney hat bestimmt noch gute hundert mehr. Fast fünfhundert. Das sind ein Haufen Seiten zum Vollschreiben.«
    »Okay, du redest von Romanen. Das sind ja Romane. Erfundene Prosaliteratur.«
    »Ich weiß, was Prosaliteratur ist, C. Ich rede von Sachliteratur.«
    »Wenn du bloß Tatsachen berichten musst, wird es viel kürzer. Dann

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