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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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gar nicht der Typ.«
    Karl lachte. » Gibt’s den überhaupt? Ich meine, einen bestimmten Typ Mensch, der Sachen transportiert?«
    Saul sagte: »Nicht direkt. Dann haben Sie vielleicht Ihre eigene Firma?«
    »Wir sind strikt unabhängig«, sagte Candy. »Wir arbeiten mit niemand sonst. Dann kommt uns auch keiner in die Quere.«
    »Dann lässt auch keiner«, sagte Karl, den Blick immer noch auf den Umzugslaster geheftet, »Sachen fallen. Und hinterlässt Beweismittel – sehen Sie da den Tischfuß?« (Er hielt sich gerade noch zurück.) »Liegt da einfach auf der Straße rum.«
    Nach einem kräftigen Zug an seiner Zigarre meinte Saul: »Beweismittel. Interessanter Ausdruck dafür.« Er lächelte vielsagend.
    Karl warf Saul einen schneidenden Blick zu. Er überlegte, ob dieses Arschloch von Mackenzie vielleicht Interesse hätte, auch den Mord an diesem Kerl in Auftrag zu geben. Die reine Arroganz! Saul ging ihm gewaltig auf den Senkel.
    »Dann arbeiten Sie sozusagen für sich selbst?«, fragte Ned.
    »Genau«, sagte Karl und betrachtete den Schreibblock unter Neds Arm. »Man könnte sagen – das soll aber jetzt nicht zu arrogant klingen«– er warf einen raschen Blick zu Saul hinüber –»unser Job ist irgendwie so ähnlich wie Ihrer.« Er hielt beide Hände hoch, die Handflächen nach außen gekehrt, als wollte er mögliche Einwände abwehren. »Ich meine, weil wir alleine arbeiten.«
    »Ja, wir haben schon genügend bizarre Sachen erlebt, wir könnten glatt ein Buch schreiben. Stimmt’s?« Candy boxte Karl mit der Faust in die Schulter.
    Karl nickte. »Kann man so sagen.«
     

 
19
     
    Jimmy McKinney saß in der Durban Agency an seinem Schreibtisch und aß ein Käsesandwich (gab es noch etwas Anachronistischeres?), wobei er sich (zum zigsten Male) fragte, wieso er eigentlich immer noch für Mort Durban arbeitete, einen Menschen, der ein totales Arschloch war und ein Gauner noch obendrein. Ein Großteil seiner Autoren spielte ihre Vorschüsse meistens gar nicht wieder ein, was bedeutete, dass sie Gefahr liefen, von ihren Verlagen fallen gelassen zu werden. Mort bestand jedoch weiterhin auf hohen Vorschüssen, denn es war ja so ein genialer Coup, wenn man für den Debütroman (Gott, wie Jimmy dieses Wort hasste!) eines Schriftstellers, der die Verlagsgewässer bisher noch nie getestet hatte, einen Vorschuss von einer Viertelmillion einheimste. Die Unterströmung spülte viele von ihnen hinweg und ließ den im Seichten planschenden Mort zurück. Mort brachte es fertig, sich selbst nie in Gefahr zu begeben.
    Bevor Jimmy geheiratet und ein Kind gezeugt hatte, hatte er Lyrik geschrieben – noch dazu gute Lyrik, wenn auch nicht allzu viel davon: ein Buch hatte er vor zehn Jahren veröffentlicht. Seither hatte er nicht genügend gute Gedichte verfasst, um eine weitere Sammlung zusammenstellen zu können. Trotzdem gelang es ihm immer wieder, in der einen oder anderen Vierteljahresschrift ein Gedicht unterzubringen.
    Doch wie oft hatte Lilith –» mit dem sagenhaften Haar «– (Jimmy konnte nichts dafür, dass ihm immer wieder Gedichtzeilen von Frost, Robinson, Dickinson in den Sinn kamen, für fast
    jeden Gedanken eine) gesagt: » Wir können ja schließlich nicht von Luft alleine leben.«
    »Nein«, hatte Jimmy gesagt, »jedenfalls nicht, wenn uns die Luft von eleganten Modehäusern wie Barney’s und Bergdorf & Goodman eingeblasen wird.«
    Darauf hatte er aber einen vernichtenden Blick geerntet! Wie übrigens meistens von Lilith.
    Er fand Gedichtzeilen tröstlich. Auch Prosa, einzelne Wörter sogar. Es war einer der Gründe, vermutete Jimmy, weshalb er diesen Job angenommen hatte – nur um es mit Wörtern zu tun zu haben.
    Während er darüber nachsann und sein Sandwich vollends verzehrte, ging die Eingangstür auf und Paul Giverney kam an Jimmys Büro vorbei und zwinkerte ihm einen Gruß zu.
    Mort sagte immer, was für ein »arroganter Scheißkerl« Paul Giverney doch sei. Da Jimmy niemand einfiel, der arroganter war als Mort selber, konnte er diese Bewertung bloß in Zweifel ziehen. Mort war der am wenigsten selbstkritische Mensch, dem Jimmy je begegnet war. Verleger hassten ihn, weil er ihnen so hohe Vorschüsse abpresste. Trotzdem empfand Jimmy kein Mitleid für die Verleger, keine Spur. Wenn Random House (und all seine kleinen Randominchen) bereit war, für einen Autor, den sie haben wollten, diese total überzogenen Vorschüsse zu bezahlen, oder sich gar an einer Auktion zu beteiligen – einem

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