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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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als sie den Drugstore betritt, so wie sie ihn kannte, der sich dann aber als altmodische Apotheke entpuppt – es muss doch das eine oder das andere sein, oder?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Lesen Sie den Rest des Buches. Es ist noch viel zu früh dafür, sich über das Wesen der Realität zu wundern.« Er beugte sich über den Tisch. »Sie sind nicht gern Agent, das ist offensichtlich. Ich hasse Agenten, die haben auf beiden Seiten die Finger drin. Die wollen den Verleger bei Laune halten, also arbeiten sie nicht hundertprozentig für ihre Autoren. So was ärgert mich wirklich maßlos. Bei Immobilienmaklern weiß man wenigstens, wenn einer für den ‘Käufer’ arbeitet, kriecht er nicht dem Verkäufer in den Arsch, so wie Literaturagenten dem Verleger in den Arsch kriechen. Die sollten einen sicher durch das sumpfige Gelände leiten, Mönche sollten es sein, keine Zuhälter.« Paul hielt inne und nahm einen Schluck Kaffee. Er hielt das signierte Buch mit dem Titel Lapses in die Höhe. »So was wie das hier sollten Sie machen, Jimmy.«
    »Meine Frau –«
    Paul schüttelte bereits den Kopf, als Jimmy die Ausrede aus dem Mund kam. »An ihr liegt es nicht, das wissen Sie selbst. Oder an Ihren sechs Kindern. Oder dass Sie Ihrem Hund Tierfutter der Luxusklasse bieten müssen.«
    »Na, Sie haben gut reden –«
    »Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an, Jimmy. Kommen Sie mir nicht mit dem alten Gewäsch von wegen armer Mann, reicher Mann. Stellen Sie sich mal vor, wie Ihnen zumute wäre, wenn Ihnen meinetwegen ein Krebsspezialist sagen würde, Sie hätten bloß noch ein paar Monate zu leben. Sie wären außer sich vor Entsetzen, nicht nur wegen des nahen Todes, sondern auch weil Ihnen plötzlich klar wäre, dass Sie einen Großteil Ihres Lebens vergeudet haben. Denken Sie mal darüber nach! Meine Theorie ist, keiner von uns glaubt, dass er sterben wird. Wir meinen es zu glauben, weil alles darauf hindeutet, tun es aber eigentlich nicht. Freud sagte, ein Mensch kann sich seinen eigenen Tod nicht vorstellen. Wahrscheinlich denken wir, uns steht noch etwas zu, und vielleicht ist das der Grund dafür, dass die Vorstellung von der Unsterblichkeit so beliebt ist. Eigentlich wollen wir ja nur noch mal eine Chance, und wir denken, wir kriegen sie – die Chance, alles ins Reine zu bringen, es zurechtzurücken.«
    »Und was ist mit Ihnen? Hätten Sie denn nichts zu bedauern? Zum Beispiel, dass es Ihnen Leid tut, Ihr Talent so viele Jahre vergeudet zu haben?« Jimmys Stimme hob sich, vor lauter Angst davor, durchschaut zu werden, seine vermeintliche Feigheit aufgedeckt zu sehen.
    Der Vorwurf überraschte Paul. »Habe ich das denn?«
    »Na, nehmen Sie doch einfach mal Don’t Go There . Sie wissen, dass Sie ein wahnsinnig guter Schriftsteller sind. Wieso machen Sie dann solche Krimisachen?«
    »Gefällt Ihnen dieses neue Buch?«
    »Na, und ob es mir gefällt! Es ärgert mich bloß maßlos, dass es in einen Topf geworfen wird mit Autoren wie Dwight Staines.«
    Paul lachte. »Darüber bin ich auch nicht besonders glücklich.«
    »Ich will damit nicht sagen, dass mir Ihre anderen Bücher nicht gefallen. Aber dieses hier«– er hielt das neue Buch in die Höhe –»das ist mehr als gut –«
    Paul fiel ihm ins Wort. »Wieso sind eigentlich Sie nicht mein Agent?«
    Jimmy, der seinen Sermon schon fortsetzen wollte, fiel in die Sitznische zurück, als hätte Paul eine Waffe gezogen und auf ihn geschossen. »Ich?« Er starrte Paul verblüfft an, dann lachte er. » Ha! Das würde Mort niemals zulassen.«
    »Es würde ihm gar nichts anderes übrig bleiben, oder?«
    »Er würde mir das Leben zur Hölle machen.«
    »Ach, wirklich? Sie meinen, noch mehr, als Sie es sich selber schon tun?«
    Jimmy lächelte und errötete. »Er könnte sich einfach etwas ausdenken und mich rausschmeißen.«
    »Gut. Dann könnten Sie ja nach Yaddo gehen und Gedichte schreiben. Oder Moment mal: Da fällt mir gerade ein, es gibt nicht weit von hier auf dem Land eine Schriftstellerkolonie, in der man übers Wochenende mal reinschnuppern kann. Jetzt sagen Sie aber nicht, Sie könnten sich nicht für ein Wochenende loseisen.«
    »Könnte ich wahrscheinlich schon. Wie heißt sie?«
    »Birches – Birken.« Paul schrieb ihm die Adresse auf. Jimmy lächelte. »Birken. Gefällt mir. ‘Ich seh oft Birken, krumm nach links und rechts  –’« Paul blickte auf. »‘ …dann denk ich gern, ein Bub hat sie geschaukelt.’ «
    »Mögen Sie Robert

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