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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Literaturzeitschriften, die kleinen Magazine. Ihre mag sie ganz besonders. Ein Gedichtband bei Farrar, Straus & Giroux – das ist doch was!«
    »Mir kommt es nicht gerade bedeutend vor.« Nein, eigentlich war es nicht so. Unbedeutend bloß im Vergleich zu Romanautoren wie Paul. Er gab ihm den Stift zurück.
    »So sollten Sie nicht reden. Sie sind eben zu sehr an das Geschäft mit Büchern gewöhnt.«
    »Wo hat sie das Buch denn gefunden? Es ist seit Jahren vergriffen.«
    »Bei Ihrem Verlag. Sie hat dort eine Freundin. Es ist einer von den zwei oder drei wirklich guten Verlagen.«
    »Wieso gehen Sie nicht dorthin? Wieso muss es Mackenzie-Haack sein?«
    »FSG würde mich nie verlegen. Zu kommerziell.«
    »FSG verlegt aber doch kommerzielle Sachen. Bestseller. Haben die nicht Scott Turow im Programm?«
    »Der ist nicht auf die Art kommerziell. Ich bin eher wie John Grisham.« Die Arme auf der matten Kunststofftischplatte verschränkt, lehnte er sich zu Jimmy hinüber. »Wissen Sie, was Sie sollten, Jimmy? Mal in eine Schriftstellerkolonie gehen, Yaddo zum Beispiel oder die MacDowell-Kolonie. Sollten Sie wirklich.«
    Jimmys Schulterzucken deutete die Nutzlosigkeit des Unterfangens an. »Schön wär’s, wenn ich könnte.«
    »Warum denn nicht? Bei MacDowell gibt’s auch Kurzaufenthalte für einen Monat. Stellen Sie sich vor, niemand stört Sie – keiner beansprucht Ihre Zeit, Sie können den ganzen Tag schreiben, kein Mort, keine liebe Ehefrau, keiner sitzt Ihnen ungeduldig im Nacken. Menschenskind, können Sie sich nicht mal einen Monat loseisen?«
    »Irgendwie müssen die Rechnungen ja bezahlt werden.«
    Wieder beugte Paul sich zu ihm hin. »Jetzt hören Sie mir mal zu: Ich habe eine Frau und eine siebenjährige Tochter, die ich beide sehr liebe. Aber wenn ich so angebunden wäre, dass mir keine Zeit zum Schreiben mehr bliebe, würde ich gehen. Vor ein paar Jahren hat Robert De Niro in einem Film einmal einen großartigen Satz losgelassen: ‘Bind dich an nichts, was du nicht problemlos in dreißig Sekunden wieder vergessen kannst, wenn du merkst, dass dir der Boden zu heiß wird.’ Ein guter Rat, Jimmy.«
    Jimmy starrte ihn fassungslos an. » Quatsch! Sie wollen mir weismachen, dass Sie Ihre Familie in dreißig Sekunden verlassen können?« Er schüttelte den Kopf. »Würden Sie nicht.«
    »Doch.« Paul nickte.
    »Das ist ganz schön hart.«
    »Ich weiß. Könnten Sie es besser verstehen, wenn ich, sagen wir mal, ein Salinger oder Thomas Pynchon wäre? Ein Autor, den wir für wirklich unschätzbar halten?«
    Jimmy überlegte. »Ich verstehe, was Sie meinen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich’s nicht könnte. Ich sage das jetzt nicht von der hohen moralischen Warte aus, ich hätte einfach nicht die Chuzpe dafür.«
    »Okay. Momentan ist der Boden«– Paul neigte den Kopf nach hinten –»ja nicht zu heiß. Sie sind es sich aber trotzdem schuldig.«
    »Diese Schriftstellerkolonien – da muss man sich ja lang im Voraus anmelden…«
    »Na, dann melden Sie sich an. Das geht, ohne dass Sie sich von der Stelle rühren.«
    Es wurde still. Dann sagte Jimmy: »Können wir jetzt über Ihr Buch reden? Ich finde es – gelinde gesagt – rätselhaft.«
    »Aber erwartet man das nicht von einem Thriller, in Ermangelung eines besseren Genres?«
    »Nein, das meine ich gar nicht. Vielleicht sollte ich sagen ‘verwirrend’. Meine Frage ist: Ist die Umgebung der Heldin – etwa die Apotheke und der Garten – unwirklich oder die Frau selbst?«
    Paul lachte. »Das ist sehr gut, Jimmy.«
    Jimmy schlug das Buch an der Stelle auf, wo er zuletzt gelesen hatte.
    »‘Sogar entlang der mondbeschienenen Wege des Labyrinths gab es auffallende Unterschiede: die weiße Eisenbank hätte nicht an dieser Biegung stehen sollen, sondern an einer anderen, obwohl sie nur schwer hätte sagen können, wo genau.’«
    »Das ist, gelinde gesagt, verwirrend. Ich konnte ihr eigentlich ganz gut folgen, bis ich zu dieser Geschichte mit dem Garten kam. Ist die Frau also unwirklich oder die Welt um sie herum?«
    Paul zuckte die Schultern. »Sind das die einzigen Alternativen?« Als er Jimmy die Stirn runzeln sah, fuhr er fort: »Es könnte doch beides sein.«
    »Unwirklich, meinen Sie?«
    »Oder womöglich wirklich.«
    »Wirklich? Also, hören Sie, Paul.« Jimmy lächelte und merkte, dass er von Paul Giverneys Ruhm und Reichtum nicht mehr eingeschüchtert war. Er war froh. »Es kann gar nicht beides sein. Wie denn? In den Abschnitten am Anfang,

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