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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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sich jenseits von Transsylvanien finden ließ. Ein paar Monate spielte Paul mit. Teufel auch, er konnte es sich schließlich leisten. Er konnte sich vermutlich auch einen eigenen Psychiater leisten: Irgendeinen jungen Trottel, dem er das Medizinstudium an der John Hopkins Universität bezahlte und der dann vier Jahre lang auf dem Feld der Psychoanalyse Erfahrungen sammelte, dem er anschließend eine Studiowohnung in den Upper Eighties, in der 87. oder 88. Straße in der Nähe des Metropolitan Museum verschaffte – das Paul schon oft therapeutisch sehr wertvoll gefunden hatte, selbst wenn man einen Vuillard nicht von einem Monet unterscheiden konnte – und den er dann wegen bestimmter Probleme konsultieren konnte, wie beispielsweise der Unfähigkeit, irgendwo anders als in Manhattan zu schreiben.
    Denn obwohl Paul »hier in New York« sagte, war sein Schreibradius auf ein noch engeres Spielfeld eingegrenzt: Manhattan. Seine Kindheit hatte sich nicht hier abgespielt: Er stammte aus dem Mittelwesten. Erst seit fünfzehn Jahren lebte er in Manhattan, und inzwischen war ihm klar, dass er niemals irgendwo anders leben könnte. Paul schätzte sich glücklich, das gefunden zu haben, was man ein »Zuhause« nennt.
    Ned Isaly war Paul erst zweimal begegnet, das erste Mal auf einem dieser Trinkgelage, die Verlage gern für Bücher und Autoren ausrichten, von denen sie denken, dass sie es verdienen, womit natürlich die Bestsellerautoren auf der Liste der New York Times Book Review gemeint sind: der Geldadel, die Nobeladressen unter den Autoren, die Schriftsteller, die sich in Great Neck, Back Bay, Aspen oder Colorado Springs herumtrieben, die Autoren von Lake Tahoe, aus Vail oder Santa Fe. Von überall da, wo es chic und teuer ist. Paul stand auf der Liste der exklusiven Extravaganten ganz oben, obwohl er bloß in einer relativ kleinen Mietwohnung am Rande von Greenwich Village wohnte. Allerdings wusste man in der Verlagsszene auch gar nicht, wie er lebte, weil man nie zu ihm eingeladen wurde.
    Paul ging gern einmal auf einen Schwatz auf diese Partys, hauptsächlich um die Neuzugänge auf der Bestsellerliste zu treffen. Wessen »Debütroman« würde es wohl diesmal auf die Liste der Times Book Review schaffen? Von welchem »Genreroman« würde wohl großmäulig behauptet werden, durch ihn seien Detektivroman, Thriller- und Sciencefictionliteratur in die Stratosphäre katapultiert worden? Welches kommerzielle Buch würde wohl das Glasdach der Literatur durchstoßen? Und welcher literarische Roman durch den kommerziellen Fußboden krachen? Das war natürlich die Erfüllung des größten Wunschtraums: ein Buch zu veröffentlichen, das Millionen einspielte und von John Updike auch noch im New Yorker besprochen wurde.
    Ned Isaly passte in keine dieser Kategorien.
    Die ganze Geschichte war natürlich furchtbar fies, und Paul war klar, dass er dafür vermutlich in der Hölle schmoren würde, doch die Idee ließ ihn einfach nicht los. Eigentlich war sie ihm bei dem langen Gespräch mit Ned Isaly auf einer dieser Cocktailpartys gekommen.
    Er hätte es sich auch ganz einfach alles ausdenken können, doch war sich Paul sicher, dass seine eigene Fantasie, die ihm bei den flachen Thrillern all die Jahre so gute Dienste geleistet hatte – dass selbst er sich nichts so Schändliches hätte ausdenken können wie das, was nun offensichtlich vor sich ging. Die Sache mit der Erpressung überraschte ihn eigentlich kaum. Darauf konnte nur Bobby Mackenzie kommen.
    Doch selbst Paul, dem nichts schockierend, schändlich, krankhaft, verstörend genug oder sonst wie sein konnte – selbst Paul war nicht auf die Idee gekommen, dass sie ein paar Auftragskiller auf den Mann ansetzen würden, und er glaubte immer noch, dass er sich irren musste. Dass sie den Vertrag verletzten, dass sie sich irgendwie des Problems mit Tom Kidd entledigen würden, hätte er ihnen schon zugetraut. Tom würde natürlich damit drohen, den Verlag zu verlassen und Isaly mitzunehmen (ganz zu schweigen von seinen anderen Autoren). Paul hatte andere Dinge erwogen, die sie womöglich tun könnten, wie etwa Isaly des Plagiats zu bezichtigen. Paul würde auf die leiseste Schädigung von Neds Ruf dadurch reagieren, dass er Bobby Mackenzie öffentlich bloßstellte.
    Nun, wie sie mit dem Isaly-Dilemma fertig wurden, war ihr Problem gewesen. Bloß dass es jetzt, wo Paul über das »Beraterteam« Candy und Karl Bescheid wusste, auch sein Problem geworden war. Ach, du liebe Güte! Was

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