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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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gelesen? Das sind allmählich Zustände wie in Washington. Na, jedenfalls wird er wissen, wie Sie aussehen, auch wenn Sie ihn nicht kennen.« Sammy beschrieb ihn – groß, dünn und blond. »Das wird Ihnen aber nicht viel nützen, der passt sich nämlich an seine Umgebung an wie ein verdammtes Chamäleon. So gut, wie ich das noch bei keinem gesehen hab.«
    »Aber ganz schnell, Sammy, wenn das geht. Ich mache mir Sorgen um diesen Burschen, den Candy und Karl, äh, beobachten – sozusagen.«
    »Wird gemacht. Hab’s mir gleich notiert. Na, was läuft da, Paulie, Sie haben sich doch wohl nicht mit Candy und Karl eingelassen? Wohl zu viele Filme von Francis Ford Coppola gesehen?« Sammy lachte über sein Witzchen.
    »Ich fürchte, ja. Wie heißt der Bursche?«
    »Arthur Mordred. Und nennen Sie ihn um Gottes willen nicht ›Art‹. Er hasst es, wenn man ihn ›Art‹ nennt.«
    Paul fragte sich, wie sehr Arthur es wohl hasste.
    Das Treffen mit Arthur Mordred fand in einem von diesen Crêpe-und-Cappuccino-Cafés in SoHo nicht weit von der Broome Street statt. Normalerweise mied Paul solche Lokale, ebenso wie er das Zentrum von Greenwich Village tunlichst mied.
    Das Coffeehouse war ein beliebter Treffpunkt für Yuppies. Paul ließ den Blick durch das Café schweifen. Es gab vielleicht fünfzehn Gäste. Er sah sich jeden genau an. An einem Ecktisch hob schließlich ein Mann die Hand, an dem Paul bereits einige Male – ihn sehend und doch nicht sehend – vorbeigegangen war. Arthur Mordred sah aus wie ein ganz normaler Yuppie und wäre Paul nie sonderlich aufgefallen. Er hatte einen schmalen Kopf, einen dünnen Mund, seehundgraue Augen und flachsblondes Haar, das so leicht war, dass es aussah wie zerzaust von der Luft, die der unstet sich drehende Ventilator über ihnen herumwirbelte. Seine Ohren lagen so flach am Kopf an, dass sie wie ausgeschnitten und dort angeklebt wirkten.
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie hoch erfreut ich bin, Sie kennen zu lernen«, sagte Arthur Mordred. »Ich habe alle Ihre Bücher gelesen.« Arthur schmiegte das Kinn wie einen kleinen Napfkuchen in seine Hand und blickte Paul bedeutungsvoll an. Vor ihm stand eine große Tasse Cappuccino. Arthur schnippte mit dem Finger dagegen. »Wollen Sie einen?«
    Paul schüttelte den Kopf, zog den braunen Umschlag mit fünfzigtausend Dollar aus einer Innentasche seines Regenmantels und reichte ihn Arthur, der ihn mit der gleichen soignierten Haltung annahm, mit der er (dachte sich Paul) vermutlich alles tat, inklusive Leute erschießen. Paul hatte eine durchaus vorsintflutliche Vorstellung von Killern. Selbstverständlich entsprach so einer nicht immer nur dem Bild von viel Muskeln, null Manieren und Einsilbigkeit.
    Denn Arthur wollte offenbar bloß reden, als wäre er jahrelang eingesperrt gewesen – nun, war er vielleicht auch – und käme gerade erst auf den Geschmack von Freiheit. Während er in den Umschlag spähte, erkundigte er sich: »Arbeiten Sie gerade an einem neuen Buch?«
    Paul gefiel die Art nicht, wie Arthur ihn beäugte. Er wollte nicht in eine Situation geraten wie der Schriftsteller in Stephen Kings Misery . »Momentan nicht, Arthur. Momentan sitze ich hier mit Ihnen.« Vielleicht sollte man in Gegenwart von Arthur mit Sarkasmus besser nicht so locker umgehen, weshalb Paul ihm ein Lächeln zuwarf, als wollte er sagen: War nur ein Scherz!
    Doch Arthur fand ihn bloß komisch. »Um wen geht es?«
    »Um den da.« Aus derselben Tasche, in der das Geld gesteckt hatte, holte Paul den Schutzumschlag von Solace hervor und drehte ihn so hin, dass die hintere Klappe mit dem kleinen Foto zu sehen war. »Ned Isaly, auch ein Schriftsteller.«
    Arthur war tief beeindruckt. »Meine Güte, das könnte ja das Literaturereignis des Jahres werden.«
    Er lachte über sein Witzchen und schnalzte mit der Zunge. »Vielleicht sollten wir eine kleine Zeitschrift herausgeben –«
    »Hören Sie, Arthur. Damit wir uns hier verstehen: Was ich von Ihnen will, ist, dass Sie dafür sorgen, dass dieser Mensch nicht erschossen wird. Während wir hier reden, sind ein paar vielleicht gerade dabei, selbiges zu tun. Ich kann es mir zwar eigentlich nicht vorstellen, will aber kein Risiko eingehen.«
    Arthur schürzte die Lippen. »Das soll heißen, Sie brauchen einen Leibwächter.«
    »Äh, ja… so ungefähr, …äh, genau. Eine gewisse Situation ist ganz einfach außer Kontrolle geraten. Ich werde es kurz für Sie zusammenfassen: ein Verleg…«
    Arthur schloss die Augen,

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