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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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und fange an zu knipsen. So was mach ich nie: titten- und schwanzmäßig läuft bei mir nichts. Ich lass mich auch nicht verstöpseln…«
    Während sie weiter aufzählte, starrte Clive sie stumm an. Was ging nur vor in den unteren Gefilden von New York City? Woher kamen sie nur, diese Salonkiller, die einen Auftrag erst zusagten, wenn sie ihr Opfer kennen gelernt hatten? Und Privatdetektivinnen, die statt eines Handtäschchens tonnenweise Bedenken trugen? Inzwischen war alles so affektiert und prätentiös. Hoffentlich käme er nie in die Verlegenheit, einen Verfolger anheuern zu müssen, um von dem dann gesagt zu kriegen: »Telefonterror mach ich nicht, auch keine Anrufe um drei Uhr morgens. Und wenn die nach Uptown umziehen, was sie gewöhnlich tun, dann ohne mich. Ich konzentriere mich strikt auf TriBeCa, Village, SoHo und Chelsea. Ich drück vielleicht mal ein Auge zu und geh ihnen in die 30. Straße und weiter östlich nach, wenn’s unbedingt sein muss.«
    Was zum Teufel war bloß aus New York geworden?
    »Keine Sorge. Das ist für diesen Auftrag nicht nötig. Ich will bloß, dass Sie diese Person hier beobachten.« (Sollte er die Sache mit Candy und Karl herausrücken?) Clive schob ihr Neds Buch über den Tisch, die hintere Umschlagsklappe aufgeschlagen.
    Sie nahm es und betrachtete das Foto. »Ein Schriftsteller! Was hat der ausgefressen?«
    »Nichts.«
    »Sie wollen bloß wissen, wo er hingeht, was er macht. Schriftsteller sind ziemlich langweilig.« Sie hob das Buch in die Höhe. »Kann ich das haben?«
    »Ja, natürlich.« Clive fühlte sich leicht auf den Schlips getreten. »Dass Schriftsteller langweilig sind, würde ich nicht sagen. Die erfolgreichen jedenfalls nicht.« Wieso schwang er sich eigentlich zu ihrer Verteidigung auf?
    »Ich meine bloß, wenn sich bei denen was abspielt, dann hier oben.« Sie tippte sich mit einem orangerot lackierten Fingernagel an die Schläfe. »Die sind mental so aufgedreht, dass sie für was anderes gar keine Energie mehr übrig haben. Außer vielleicht dafür, ins Kino zu gehen. Ich hatte nämlich mal was mit so einem. Der Typ war so zerstreut, der lief glatt in ein Taxi. Oder er stand an einer Ecke und stierte ins Leere. Oder fuhr mit der U-Bahn und vergaß, wo er aussteigen wollte – falls überhaupt – und wanderte dann irgendwo ziellos herum. Sam Devene hieß er.« Die leicht angehobene Augenbraue deutete an, dass Clive ihn womöglich kennen sollte.
    »Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass Ihr Freund Sam vielleicht an einem Gebrechen litt, das nichts mit Schreiben zu tun hatte? Ich glaube nicht, dass Mr. Isaly ein Problem mit Taxis und U-Bahn-Stationen hat.« Wieso ließ er sich überhaupt auf dieses Gespräch ein? »Sie brauchen bloß morgen nach Pittsburgh zu fliegen –«
    »Pittsburgh!« Wie von hinten angeschossen, schnellte sie in ihrem Sessel hoch.
    Clive schloss die Augen. Gleich würde sie ihm sagen, sie »mache« nur Manhattan (und auch dort nicht jede Gegend).
    »Da habe ich gewohnt, als ich verheiratet war. Nicht direkt in der Stadt. In Sewickley. Ach, war das schön, Sewickley! Könnte es vielleicht sein, dass er da hingeht?«
    »Keine Ahnung. Er ist in Pittsburgh geboren. Wie Sie aus dem Klappentext ersehen können.« Clive deutete auf das Buch in ihren Händen. Das fehlte ihm gerade noch, dass jemand mit Ned Isaly auf dem Pfad der Erinnerung wandelte. Dann würde aber vielleicht keiner von denen wiederkommen, und sein Problem wäre gelöst. »Ned reist morgen für ein paar Tage nach Pittsburgh, vielleicht drei, höchstens vier.«
    »Und wieso?«
    »Zur Recherche. Hören Sie, ist das denn wichtig?«
    »Bin bloß neugierig. Also, auf was soll ich achten, nachdem Sie sich ja nicht dafür interessieren, wohin er geht?«
    »Auf gar nichts Bestimmtes. Ich kann mir denken, dass er einfach herumspaziert.« Clive fummelte mit seinem Brieföffner. »Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass er beschattet wird.«
    »Was? Und ich soll dann den Beschatter beschatten? Wer beschattet ihn denn?«
    Während ihr Blick über seinen Schreibtisch glitt, vermutlich auf der Suche nach einem weiteren Umschlagsfoto des Beschatters, sagte er so bissig, wie er nur konnte: »Tut mir Leid, dass ich kein Foto von ihnen habe.«
    »Ihnen? Ist es mehr als einer?«
    »Ja.«
    »Also, damit ich das jetzt richtig verstehe: Was Sie eigentlich brauchen, ist ein Leibwächter, ja?«
    »So könnte man es nennen, durchaus. Bloß dass in diesem Fall derjenige, den Sie beobachten,

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