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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Lektoratsassistentinnen und Lektorenkollegen, die für derart niedrige Gehälter arbeiteten, dass man es Sklaverei nennen könnte, sie alle wollten nur eines – nämlich richtige, echte Lektoren werden. Das Bild, das sie dabei vor Augen hatten, war Peter Genero mit seinen Hunden oder aber der geniale Tom Kidd. Sie waren nicht davon abzubringen. Du wirst nie ein zweiter Tom Kidd werden , hatte er zu denen gesagt, die diese Hoffnung geäußert hatten. Niemals. Du wirst sein wie wir anderen alle auch.
    Wir. Wann hatte er eigentlich angefangen, seine eigene Arbeit schlecht zu reden? Der Zeitpunkt war nicht schwer zu bestimmen: Als er sich mit Bobby Mackenzie auf diese ganze abscheuliche Farce eingelassen hatte. Bis dahin hatte er über seine Arbeit nicht groß nachgedacht.
    Amys Stimme: »Blase Pascal ist jetzt für Sie da?«
    Sie sprach es so aus, dass es sich auf »Place« reimte. Clive sagte zu Amy, sie solle ihn hereinschicken.
    Bloß dass »er« sich dann als »sie« entpuppte. Clive, der sich immer etwas auf seinen kühlen Kopf einbildete, glotzte nur verblüfft. Ms. Blaze Pascal (beim Rechtschreibewettbewerb würde Danny Zito sicher keinen Lorbeer ernten) war eine äußerst attraktive Frau mit rotem Haar. Besser gesagt, mit feuerrotem Haar. Er hatte noch nie so ein Rot gesehen. Wenn Licht auf die kupferfarbenen Strähnen fiel, sprühten sie Funken.
    Er passte seinen Gesichtsausdruck dementsprechend an, während er aufstand, um ihr die Hand zu schütteln und einladend auf einen bequemen Ledersessel zu deuten. »Sie müssen mir verzeihen. Danny hat mir gar nicht gesagt, dass Sie eine Frau sind.«
    »Was dagegen, wenn ich rauche?« Auf seine wegwerfende Geste hin zog sie ein silbernes Etui hervor und bot ihm eine an. Er verneinte, nahm aber das Tischfeuerzeug – seine nostalgische Erinnerung an eine Schachtel pro Tag – und gab ihr Feuer. »Übrigens«– er hielt inne. Er kam sich ziemlich dumm vor, doch seine Neugier machte ihn völlig fertig. »Ihr Vorname, was ist das eigentlich? Wie sprechen Sie ihn aus?«
    »Ach so? Blaze. Einfach B.l.a.z.e., wie die lodernde Flamme.« Sie nahm eine Haarsträhne, zog die Augenbrauen hoch. »Den Spitznamen bekam ich in der Schule verpasst und bin ihn dann nie mehr losgeworden.«
    »Verstehe. Na, ich finde, er passt zu Ihnen.«
    Sie hörte ihm gar nicht zu, sondern sah sich aufmerksam im Raum um. »Schickes Büro!«, sagte sie. Ihr Blick fiel tatsächlich bewundernd auf den einen oder anderen Gegenstand – die chinesische Vase, die Whiskeykaraffe aus Bleikristall (die Clive nur für Besucher benutzte; er selbst nahm lieber den Gin aus der untersten Schublade). »Meine Güte, da kann meins nicht mithalten. Meins sieht aus wie bei Sam Spade oder Philip Marlowe. Dumpfes, düsteres Kabuff mit beige gestrichenen Wänden. Komischerweise gefällt das den Kunden. Man sollte doch meinen, die wollen etwas, was auf Erfolg hindeutet – Sie wissen schon, so wie der Immobilienmakler, der einen Jaguar fährt. Ein zur Schau getragenes Zeichen von Reichtum. Ne, ne –« Sie zog einen Aschenbecher zu sich herüber. »Einmal hab ich eine Espressomaschine hingestellt, aber da waren die Leute wie vor den Kopf gestoßen. Von wegen, was ich eigentlich bin? Eine Privatdetektivin oder eine Starbucks-Filiale? Nein, man muss schon dem Stereotyp entsprechen. Als Frau hat man es in der Branche ja schon schwer genug, da darf man nicht auch noch diese ganze Yuppiescheiße mitmachen. Aber ehrlich gesagt, freu ich mich drauf, für jemanden zu arbeiten, der den Unterschied kennt zwischen Woolworth und Waterford«– dabei tippte sie mit einem langen Fingernagel an den Aschenbecher aus Bleikristall –»und es ist ja dann auch mein letzter Auftrag. Eigentlich hab ich bloß zugesagt, weil Danny Sie empfohlen hat. Guter Verlag, sagte er. Sein Buch hab ich gelesen. Nicht schlecht. Ein Schriftstellerleben, hört sich an wie die beste –«
    Er fiel ihr ins Wort. »Ms. Pascal –«
    »Blaze.« Sie hielt wieder eine Haarsträhne hoch und zwinkerte ihm zu.
    »– Sie haben doch nicht etwa vor, ein Buch zu schreiben, oder?«
    »Wer – ich ?« Sie drückte die Hände an die grüne Seidenbluse, die ihre Brüste vorteilhaft zur Geltung kommen ließ. »Sie machen wohl Witze. Wie käme ich dazu?«
    Clive atmete ein wenig auf.
    »Eins muss ich Ihnen allerdings sagen, bei den Fällen, die ich annehme, bin ich ein bisschen eigen. Scheidungen mache ich nicht. Ich stürme auch nicht mit dem Blitzlicht in schäbige Hotelzimmer

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