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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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schön was zu besichtigen. Das Stadion da drüben.«
    »Wenn man aus New York kommt, ist es nichts Besonderes.«
    »Wenn man’s so sieht, ist nichts mit New York zu vergleichen, du Arsch.« Candy blickte über das breite Gewässer. »Höchstens Paris vielleicht. Oder Rom.« Doch sein Ton war abschätzig, als wäre er überzeugt, dass Paris es mit New York nicht aufnehmen konnte. Und Rom genauso wenig.
    Sie standen da und schauten über den Fluss.
    Karl zog den Reiseführer aus der Manteltasche und blätterte ein paar Seiten um. »Heinz Field.« Erklärend half er nach: »Three Rivers Stadium – so heißt das Stadion, weil die drei Flüsse sich dort treffen – wurde vor ein paar Jahren abgerissen.«
    »Wieso das?«
    »Was weiß ich?«
    »Ist ja bescheuert.«
    »Davor hieß es Forbes Field. Haben sie auch abgerissen.«
    »Hat die Stadt nichts Besseres zu tun, wie ihre Stadien abzureißen? Die Geschichte einer Stadt lässt sich an ihren Sportteams ablesen, nicht an ihren Bauwerken. Willie Mays hat auf dem Forbes Field mal einen flachen Ball gefangen, so was hat man überhaupt noch nicht gesehen. Und wie hieß der tolle Typ, der bei den Pirates gespielt hat? Noch vor meiner Zeit? Clemente, genau, der, Roger – nein, Roberto Clemente. Und Sandy Koufax. Der hat mal ein paar Bälle so geworfen, dass das andere Team keine Chance zum Schlagen hatte. Und den Rekord gebrochen. Erinnerst du dich an Sandy Koufax? Wir waren damals noch Kinder, aber weißt du noch?«
    »An Sandy Koufax erinnert sich doch jeder, auch die, die keine Ahnung haben. Wie alt waren wir –? Sechs, sieben? Der war aber doch bei den Dodgers, nicht bei den Pirates.«
    »Ja, klar. Ich sag ja auch nicht, dass er ein Pirate war. Aber die Dodgers haben hier gespielt. Die Pirates waren groß, ganz groß. Die haben gegen alle gespielt. Hier war Koufax Werfer.« Candy deutete mit dem Kopf zu dem längst verschwundenen Stadion hinüber. »Jackie Robinson war hier Angriffsspieler. Und Stan Musial –« Er verstummte und schüttelte betrübt den Kopf. »Als Baseballfan könnte man bloß heulen.«
    Karl steckte das Buch wieder in die Tasche. »Mensch, C, das weißt du alles noch? Hast du ein Gedächtnis!«
    »Na ja, hmm – erst erinnert man sich nicht mehr, dann vergisst man’s ganz.«
    Die beiden wandten die Köpfe zu Ned hinüber. »Möchte wissen, wieso der eigentlich hier ist.«
    »Der ist doch von hier. Steht in meinem Buch. Und der andere auch.«
    »Givenchy? Mein Typ?«
    » Giverney . Jetzt kriegst du nicht mal den Namen richtig hin! ›Givenchy‹– das ist doch dieses Tafelwasser aus Frankreich.«
    Candy runzelte die Stirn. »Bist du sicher? Wir trinken doch bloß San Pellegrino.«
    »Ich sag doch –« Karl warf ihm einen strengen Blick zu. »So heißt das Wasser. Na, auf jeden Fall sind sie beide von hier. Ha, das ist es vielleicht! Ned hat Paul Giverney womöglich was getan, wie sie noch miteinander in der Schule waren. Und Paul hat es nie ganz verwunden. Ich ärgere mich, dass ich nicht noch mehr Hintergrundinformationen eingeholt hab. Wo sie auf der Schule waren und so, weißt du.«
    »Schon, aber das ist doch nicht sicher, dass die miteinander auf der Schule waren.«
    »Hab ich das behauptet? Nein, sicher weiß ich’s nicht. Ist aber möglich.«
    »Glaubst du wirklich, ein Erwachsener schleppt seinen Groll aus der Schulzeit mit sich rum? Mann, der muss ja total kindisch sein, wenn er so was macht.« Inzwischen tat Candy der Rücken weh – wie immer, wenn er viel zu Fuß gehen musste. Er lehnte sich an die Steinmauer, um sich auszuruhen. Schon kamen ein paar schwarze Jugendliche auf Skateboards, die Arme ausgebreitet, mit einem ziemlichen Affenzahn angefahren. Obwohl es kalt war, trugen sie nicht einmal Jacken. Candy dachte daran, wie er selbst jung gewesen war und auch keine Mäntel gemocht hatte. Er deutete zur Straße hinüber, wo ein paar Autos wie die Jugendlichen im Flussnebel vorbeizuschweben schienen. »Das Taxi da drüben steht schon die ganze Zeit da, seit wir hier sind.«
    Karl schaute hin. »Kannst du sehen, wer drin sitzt?«
    Candy blinzelte. »Nein, bloß dass es ein Kerl ist.«
    Karl schaute in die entgegengesetzte Richtung von Ned und lachte. »Die Kids hätten fast Clive umgenietet. Der steht nämlich da unten. Kapier ich einfach nicht, was der hier will.«
    »Blödmann«, sagte Candy und sah ebenfalls hin. Dann in die andere Richtung, wo Ned stand. Gestanden hatte. »Oha! Unser Verfolgungsobjekt hat sich gerührt!«
    Karl

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