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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Frischkäse gewesen.
    »Keine Sorge. Wenn der nichts isst, kann einer von uns ja was für unterwegs holen.«
    »Ich hab aber keine Lust, im Stehen zu essen, K.«
    »Da ist sie wieder«, sagte Karl. Zunächst hatte er Candy auf die rothaarige Frau aufmerksam gemacht, weil er fand, dass sie unter ihrem unförmigen Regenmantel eine tolle Figur hatte. Dann hatte Candy ihn wiederum darauf aufmerksam gemacht, dass die tolle Figur nun schon seit einer Stunde mit ihnen unterwegs war – manchmal hinter, manchmal vor ihnen gehend. Die ist aber gut, sagte Karl. Wenn sie beide nicht noch besser wären, hätten sie sie nie bemerkt.
    »Und noch was: Hast du den Kerl im Taxi vorbeifahren sehen? Ha, das ist jetzt schon das zweite Mal. Ich konnte ihn nicht gut erkennen, aber irgendwie kommt der mir bekannt vor. Und wieso fährt der eigentlich dauernd im Kreis rum?«
    Saul beschloss, keine Taxis mehr herbeizuwinken und sich statt dessen ein Auto zu mieten. Taxis waren einfach zu zielorientiert und schwer anzuweisen, wenn man die ganze Zeit bloß losfahren, anhalten und im Kreis wieder zurückfahren wollte.
    Er hatte schon gemerkt, dass ihm die beiden Männer auf dem Bürgersteig hinterher starrten. Sie waren es tatsächlich, dieselben beiden Männer, die in dem kleinen Park aufgetaucht waren und später bei Swill’s – Paulie und Larry Sowieso? –, um sich zu ihm und Ned an den Tisch zu setzen. Hatten sie nicht behauptet, sie seien aus Pittsburgh? Irgendwie war es um Pittsburgh gegangen, doch er hatte sie ausgeblendet, weil er über sein Buch nachgedacht hatte (über die letzten fünfzig Seiten, die er dabeigehabt hatte, so wie Ned es immer machte, denn man konnte ja nie wissen, wann einem etwas einfiel!).
    Wie schon so oft kamen Saul Konvergenzen in den Sinn, Konfluenzen, das unverhoffte Zusammentreffen von Dingen, von denen man nie gedacht hätte, dass sie zusammenkommen könnten. Die hiesigen Flüsse zum Beispiel: der Monongahela und der Allegheny.
    Es wäre leichter, wenn er wüsste, wonach er in Bezug auf Ned genau suchte. Er wusste es nicht. Er hatte nur dieses unbestimmte Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war, irgendwie bedenklich schief lief.
    Das Taxi fuhr an einer riesigen Reklametafel vorbei, auf der für Porsche, Mercedes und BMW geworben wurde. Plötzlich bemerkte er, dass Ned ihm entgegenkam. Es war fast sechs Uhr abends. Saul wies den Fahrer an, ihn bei dem Porschehändler abzusetzen.
     

 
30
     
    Ned überquerte die Straße, um den Fluss zu betrachten, der breit und grau und nicht besonders ansehnlich war. Doch glaubte Ned sich erinnern zu können, wie er früher einmal an einer Stelle gestanden hatte, wo der Fluss durch die Stadt floss. Er sah sich, wie er über die Brüstung schaute, vielleicht von seinem Vater hochgehoben und mit beiden Füßen fest hingestellt wurde. Er träumte mit offenen Augen. Er wusste nicht, ob es sich je zugetragen hatte, doch es hätte sein können. Dort drüben, auf der North Side, hatte doch einmal eine Tante gewohnt, etwas ärmer als die anderen Verwandten. Bei der Tante war er sich aber nicht sicher, er konnte sie sich nicht recht vorstellen, weder ihr Gesicht noch ihre Stimme noch ihre typischen Eigenarten.
    Sally ging an ihm vorbei. Sie entwickelte sich allmählich zu einer ziemlich geschickten Beschatterin, fand sie. Der Trick, einer der Tricks, bestand darin, sich nicht überraschen zu lassen, sich nicht vom eigenen Kurs abbringen zu lassen, bloß weil die Person, der man folgte, ihren Kurs änderte. Sally sah es als nützliches Training, denn sie ließ sich im Leben einfach zu oft aus der Ruhe bringen. Man konnte ihr eine Reaktion entlocken, auch wenn man es gar nicht darauf anlegte. Sally zog also fest entschlossen an Ned vorbei, den Blick starr geradeaus gerichtet, und die Locken an ihrer blonden Perücke wippten. Etwas weiter vorn wollte sie stehen bleiben, ihr Puderdöschen herausholen und im Spiegel beobachten, wann er wieder weiterlief.
    »Gefällt dir das? Mir nicht. Der Fluss da, der stinkt doch zum Himmel«, sagte Candy. »Steht er immer noch da?«
    »Hat sich nicht gerührt. Träumt wahrscheinlich von seiner Kindheit.« Karl schien über das eben Gesagte nachzudenken.
    Candy verzog das Gesicht. »Seit du das Buch liest, kommst du mit lauter solchem Scheiß daher. Was guckt er sich denn an?«
    »Die andere Flussseite, wie’s aussieht.«
    »Der hat doch wohl hoffentlich nicht vor, da rüberzugehen. Ist doch gar nicht so schlecht, die Stadt, oder? Es gibt ganz

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