Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
„Wir klettern jetzt runter. Folge mir, so schnell du kannst, aber fall nicht runter.“
Nick stieg durch den intensiven Geruch nach Holz und Blättern nach unten, und Lily folgte ihm. Er vermutete, dass der Eisige Hauch noch immer im Haus nach ihm suchte. Aber schon bald würde jemand aufs Dach kommen, den ausgeschalteten Wachposten entdecken und sich den Rest denken können.
Beeil dich!
Als er am untersten Ast ankam, sah er sich um und konnte niemanden in der Nähe entdecken, daher ließ er sich fallen. Dann streckte er die Arme aus und half Lily, indem er sie anhob und auf dem Boden absetzte.
„Wo lang sollen wir …?“, begann sie.
Er legte ihr einen Finger auf den Mund und signalisierte ihr, sie solle warten. Sie konnten einander in den Schatten kaum erkennen, aber sie erstarrte.
Nick zog seine Pistole aus dem Hosenbund und schlich zur nächsten Hausecke. Er konnte spüren, dass jemand näher kam, daher drückte er sich flach an die Wand und hielt den Atem an. Eine dunkle Silhouette mit einem Gewehr in der Hand kam um die Ecke, und Nick rammte den Knauf der Pistole mit aller Kraft auf den Kopf des Wachpostens.
Der Mann stöhnte und drückte reflexartig den Abzug seines Gewehrs durch. Die beiden Schüsse drangen in den Boden ein, das Mündungsfeuer flackerte in den Schatten auf, und der Wachposten brach zusammen.
„Verdammt“, murmelte Nick. Er lief zurück zu Lily, weil er Angst hatte, sie hätte vielleicht einen Querschläger abbekommen, und flüsterte: „Ist alles okay?“
„Ja.“
Er schob sich die Pistole wieder in den Hosenbund. Hinter dem Haus waren Rufe zu hören. Sie kamen näher.
„Lily, wir rennen jetzt um die Ecke und zum Tor. Du läufst vor, und zwar so schnell du kannst! Nutze die Autos als Deckung. Los!“
Sie rannte los, und er folgte ihr, wobei er im Vorbeilaufen das AR15 des Wachpostens aufhob. Er lud das halbautomatische Gewehr durch und folgte Lily um die Ecke.
Das Gebiet zwischen dem Haus und dem Zaun bestand größtenteils aus einem asphaltierten Halbkreis, auf dem jede Menge geparkte Autos standen, sodass es beinahe aussah wie das Gelände eines Gebrauchtwagenhändlers.
Dunkle Gestalten kamen um die andere Ecke des Hauses. Vermutlich hatte Denswoz seine Männer in beide Richtungen geschickt, und sie kamen jetzt auf der linken Seite ins Blickfeld, auf der er auch die
Königsschlange
aus dem Fenster geworfen hatte, ebenso wie hinter ihnen. Nick feuerte das AR15 aus der Hüfte ab, damit sich der Eisige Hauch auf ihn konzentrierte und Lily in Ruhe ließ.
Einer der Gangster schrie vor Schmerz auf, und ein anderer erwiderte das Feuer. Nick rannte geduckt weiter. Zwei Kugeln sausten über seinen Kopf hinweg.
Die Zeit schien beinahe stillzustehen, als er hinter Lily zum Wachhäuschen neben dem Zaun lief und hoffte, nicht angeschossen zu werden. Die parkenden Wagen boten eine gute Deckung, aber gebückt kam er nur langsam voran.
Ein weiterer Schuss fiel, und er spürte einen stechenden Schmerz in der linken Schulter. Es fühlte sich allerdings eher wie ein Streifschuss an, da er nicht von den Beinen gerissen wurde. Der nächste Schuss kam von hinten, und die Kugel durchschlug die Windschutzscheibe eines Wagens.
Er lief im Zickzack weiter zwischen den Wagen hindurch und sah, dass sich Lily direkt hinter der Tür mit dem Rücken an die Wand des Wachhäuschens presste. Die Tür wurde geöffnet …
Eine verwandelte
Todesdogge
kam herausgestürmt, und Nick lief auf sie zu, schoss jedoch nicht, da er Angst hatte, Lily zu treffen. Das
Wesen
bleckte die Zähne, war bestialisch … und riesig.
Im letzten Moment wich Nick nach rechts aus, brachte das heranstürmende
Wesen
mit einem Tritt zu Fall, drehte sich um und schoss dem Wachposten mit dem AR15 in den Hinterkopf.
Eine Kugel prallte von der Stoßstange des Wagens direkt hinter ihm ab. Auf einmal bemerkte er, dass das Tor langsam aufging. Lily stand im Häuschen und hatte den Schalter umgelegt.
Kluges Mädchen. Behält einen klaren Kopf
.
„Lauf!“, schrie Nick, als sie wieder herauskam, und er rannte nach ihr durch das Tor, bevor es überhaupt ganz geöffnet war.
Ein Wagen raste auf sie zu, fuhr an ihnen vorbei, drehte und hielt dann neben ihnen. Monroe, der hinten saß, riss eine Tür auf.
„Los, springt rein!“, rief er.
Eine Kugel zertrümmerte eine der Bremsleuchten des Wagens, und schon saßen Lily und Nick auf dem Rücksitz. Hank trat das Gaspedal durch, bevor Nick überhaupt die Tür geschlossen hatte.
Sie
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