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Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)

Titel: Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shirley
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Boden. Nick hob den kleinen Tisch hoch, der neben dem Bett stand, hielt ihn an zwei Beinen fest und schleuderte ihn dann mit aller Kraft durch das Fenster.
    „Wow“, meinte Lily.
    Dann packte er den Leichnam der
Königsschlange
am Gürtel und am Kragen und schob ihn aus dem Fenster. Das war schon deutlich schwieriger, und er musste sich sehr anstrengen, um mit dem Körper die restlichen Glassplitter aus dem Fensterrahmen zu beseitigen.
    Einer der Füße blieb im Fenster hängen, aber das Körpergewicht zog ihn schließlich doch nach unten, sodass er auf den Splittern am Boden landete.
    „Komm!“, sagte Nick zu Lily. „Lauf!“
    Sie rannten den Flur entlang und zwei Stockwerke nach oben – wo sie auf einmal direkt vor einem verwandelten
Blutbader
standen.
    Der Gauner vom Eisigen Hauch knurrte und sprang Nick an.
    Nick duckte sich und rief warnend: „Geh aus dem Weg, Lily!“ Dann setzte er seine Grimmreflexe ein und schleuderte den
Blutbader
über das Treppengeländer. Das
Wesen
jaulte, bis es mit dem Kopf an eine Treppenstufe stieß, dann fiel es weiter nach unten und landete leblos auf dem Boden.
    Lily starrte Nick mit offenem Mund an. „Wo haben Sie gelernt, so …“
    „Jetzt nicht. Lauf weiter!“
    Sie rannten weiter nach oben, am obersten Stockwerk vorbei und standen schließlich vor der Tür, die aufs Dach führte.
    Die Tür war verschlossen, und Nick hatte es jetzt viel zu eilig, um den Schlüssel zu suchen, also rammte er zwei Mal mit der Schulter dagegen, bis die Tür aufsprang. Als er nach draußen kam, stand er einem Mann mittleren Alters gegenüber, der ein Sturmgewehr in der Hand hielt: ein Wachposten, der gerade um die Ecke des Nebengebäudes gebogen war, vermutlich weil er den Lärm der aufgebrochenen Tür gehört hatte.
    Nick schlug dem Mann den Knauf seiner Schrotflinte gegen die Schläfe, und dieser brach zuckend, aber noch lebendig zusammen.
    „Autsch“, meinte Lily, als sie den Mann ansah. Dann grinste sie. „Mann, wie ich diese Typen
hasse
.“
    Nick schloss die Tür und flüsterte Lily zu: „Okay, Lily. Jetzt kommt der schwierige Teil. Sei so leise, wie du nur kannst.“
    Er konnte Stimmen auf der anderen Seite des Hauses hören, wo er die Leiche der
Königsschlange
aus dem Fenster geworfen hatte. Mit etwas Glück würde dieser Köder die meisten Wachen ablenken und sie einige Minuten lang beschäftigen.
    Aber wenn Denswoz das mitbekam, würde er den Braten riechen.
    „Wo gehen wir hin?“, wisperte Lily.
    „Einige, äh,
Wesen
haben gern Bäume dicht an ihren Behausungen, und ich dachte … Ja, das ist gut.“
    Sie überquerten das flache, geteerte Dach und sahen, dass mehrere Bäume dicht neben dem Haus standen. Zwei waren fast so hoch, dass sie bis zum Dach reichten. Der größte war ein Mammutbaum.
    Der Abstand zwischen dem nächsten Ast und dem Dach betrug etwas mehr als eineinhalb Meter. Nick konnte ihn in dem Licht der Lampen vom Zaun gut erkennen. Er legte die Schrotflinte flach aufs Dach, sodass sie nicht auf Lily zeigte.
    „Warte hier“, flüsterte er.
    Jemand brüllte wütend auf der anderen Seite des Hauses los, als Nick vom Dach auf den nächsten Ast sprang, wobei er auf seine Grimmfähigkeiten vertraute. Eine halbe Sekunde lang schwankte der Ast, dann bekam Nick einen weiteren Ast zu fassen und hatte besseren Halt.
    Er kletterte vorsichtig weiter nach unten und so nah ans Dach heran, wie er es wagte. Der dicke Ast bog sich ein wenig durch, trug sein Gewicht jedoch.
    Lily stand wie erstarrt am Rand des Daches und sah ihn erschrocken und unsicher an, wobei sie in dem dünnen Kleidchen und den Sandalen unglaublich verletzlich wirkte.
    „Komm schon“, flüsterte er. „Streck die Hände aus und spring hier rüber. Ich werde dich auffangen.“
    Sie sah ihn an und zögerte.
    „Vertrau mir. Ich fange dich auf“, versicherte er ihr.
    Sie leckte sich nervös die Lippen und sprang los.
    Einer ihrer Füße landete auf dem Ast, doch der andere verfehlte ihn. Sie rutschte ab und grabschte panisch nach seinen Händen. Er ergriff ihren linken Oberarm mit der linken Hand und zog sie zu sich. Darum bemüht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während er sich mit der rechten Hand am oberen Ast festhielt, zerrte er sie hoch, bis sie mit beiden Füßen auf dem Ast stand. Dann grinste er sie an, und sie grinste trotz ihrer Angst zurück. Sie hielt sich an seinem Arm fest, bis sie sicher stand, und ergriff dann den nächsthöheren Ast mit den Händen.
    „Okay“, flüsterte er.

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