Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
Bewacher würden ihn sehen, und schon hätte er noch viel mehr Ärger am Hals. Als wäre es nicht genug, dass ihm vom Eisigen Hauch Ärger drohte und dass ihn dieser Grimm aufgespürt hatte. Wenn die
Menschen
erst von ihm erfuhren …
Er wusste, was in diesem Fall von ihm erwartet wurde.
Tu so, als wäre es eine abgefahrene Fehlbildung
, hatte man ihm gesagt.
Erzähl ihnen, du wärst in Freakshows aufgewachsen
.
Aber so weit würde er es nicht kommen lassen. Die
Warane
würden es erfahren, und sie würden ihn bestrafen …
Bleib ruhig. Behalt die Kontrolle
.
Aber es war schwer, vor allem hier drin. Er war in dieser Zelle gefangen, alleine, und er fühlte sich, als würde es in ihm brodeln, bis der Dampf so lange aufgestaut war, dass der Deckel in die Luft flog.
Inzwischen musste es draußen dunkel geworden sein, vermutete Doug. Er wünschte sich, einfach einschlafen zu können. Doch das ging nun einmal nicht. Im Gefängnis war es viel zu laut. Die Gefangenen plapperten, unterhielten sich, lachten, und die Verrückten laberten dummes Zeug. Einer von ihnen, der die Droge „Badesalz“ geschluckt hatte, halluzinierte über Monster. „Die Kreaturen sind hinter mir her, hinter mir her, hinter mir her“, stammelte er. Doch das geschah alles nur in seinem Kopf. Was für eine Ironie, wo doch nur zwei Zellen weiter eine
echte
Kreatur saß, die sich in einen Dachs verwandeln konnte.
Das hast du davon, dass man dich eingebuchtet hat
, dachte Doug.
Jetzt siehst du dich selbst schon als Monster
.
Wann würde ihn dieser verdammte Grimm endlich hier rausholen? Er hatte seinen Teil getan und Sergeant Wu die Geschichte genau so erzählt, wie sie es vereinbart hatten. Die Gauner hatten ihn mit der Waffe bedroht und ihn gezwungen, im Tunnel zu arbeiten. Wu schien überrascht zu sein, dass ihm Nick und Hank abgekauft hatten, man hätte ihn gezwungen, Gangmitglied zu werden. Aber der Sergeant würde noch viel mehr staunen, wenn er wüsste, was sich wirklich abgespielt hatte.
Detective Burkhardt hatte versprochen, ihn freizulassen oder ins Zeugenschutzprogramm aufzunehmen. Aber an einem Ort wie diesem arbeiteten die Mühlen langsam …
Er konnte nicht mehr. Er ertrug es nicht länger …
Ein lautes Klappern ließ ihn zusammenzucken. Er sah zu der altmodischen Zellentür hinüber, die sich hinter einem neuen Gefangenen schloss.
Was zum Teufel? Burkhardt hatte ihm versprochen, dass er alleine bleiben würde
…
Der neue Kerl in der sauberen orangefarbenen Gefangenenkluft besaß exotische Gesichtszüge, als wäre er Ägypter oder so. Dunkle Augen, hohe Wangenknochen. Er sah aus wie eine Büste, die Doug mal von einem Pharao gesehen hatte. Er mochte etwa vierzig sein und hatte kurzes, schwarzes Haar. Außerdem schien er irgendetwas an sich zu haben …
Der neue Gefangene grinste breit, als er Doug auf der oberen Koje liegen sah.
„Hi! Ich bin Colney. Wofür sitzt du?“
„Ach, ich wurde in so eine Gangsache verwickelt. War nicht meine Idee.“ Doug setzte sich auf und ließ die Beine über den Bettrand baumeln. Zumindest hatte er jetzt jemanden, mit dem er reden konnte. Vielleicht wurde er dann ruhiger und konnte sich ablenken. „Und du?“
„Ich hab Schmuck geklaut.“ Der Mann lachte leise über seine eigene Dummheit. „Ich wollte ein Mädchen beeindrucken, hatte aber kein Geld. Da hab ich teuren Schmuck geklaut, das ist ein Kapitalverbrechen.“ Er seufzte. „Wenn ich Pech habe, muss ich einige Zeit hinter Gitter.“
Doug nickte mitfühlend. „Das ist bitter. Du hast außerdem das Abendessen verpasst.“
„Oh, ich hab was gekriegt, als sie meine Daten erfasst haben. Hey, ist das ein Kartenspiel? Hast du Lust auf eine Partie?“
„Wo? Ich hab hier keine Karten gesehen, sonst hätte ich Solitär gespielt …“
„Da, auf der unteren Koje …“
Doug sprang vom Bett und drehte sich um, doch auf dem Bett lag gar nichts …
Und dann roch er es. Reptiliengeruch.
Schlange
.
Er hatte schon zuvor etwas gespürt, aber seine Nervosität hatte seine Sinne getrübt. Dieser Kerl war ein
Wesen
. Er war ein …
Doug spürte das feuchte, neckende Kribbeln einer gespaltenen Zunge im Nacken.
Er schnaubte, ballte seine Hände zu Fäusten und begann, sich zu verwandeln, aber grobe, schuppenbedeckte Finger rissen ihm von hinten das Gefängnishemd hoch, und bevor er sich umdrehen konnte, drangen die Fangzähne auch schon zwischen seinen Schulterblättern in seinen Rücken ein.
Er kreischte auf und schlug um sich, als er
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