Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
um das Kopfende des Bettes etwas anzuheben. „Habt ihr Lily Perkins gefunden?“
Nick schüttelte den Kopf. „Wir konnten nur bestätigen, dass sie dort gewesen sind. Die Gang hat alle durch einen Tunnel rausgeschafft.“
„Ein
Drang-Zorn
-Loch?“
„Sieht ganz danach aus. Wir sind dran, Monroe. Wir werden sie finden.“
Vielmehr würde
Hank
sie finden. Nick hatte momentan weder Dienstmarke noch -waffe. Das ließ er jedoch lieber unerwähnt. Er wollte Monroe nicht noch zusätzlich belasten.
„Bist du nur hier, um mir zu sagen, dass ihr recht hattet?“, fragte Monroe.
Nick setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand.
„In welcher Beziehung?“
„Dass ich hätte warten sollen … wie ihr gesagt habt.“
„Du hast getan, was du für richtig gehalten hast.“
„Ich habe nur mit dem Kerl gesprochen, der vor dem Laden stand … Wollte mal die Fühler ausstrecken. Ich bin da nicht reingestürmt, aber …“ Er leckte sich über die Lippen.
„Möchtest du was trinken?“
„Ja, danke, Schwester Burkhardt.“
Nick grinste und goss etwas Wasser aus einem Plastikkrug in ein Glas, das er Monroe dann reichte.
Monroe trank einen Schluck. „Muss ich aussagen?“
„Kann gut sein.“
„Rosalee möchte nicht, dass ich aussage.“
„Das kann ich gut verstehen.“
Monroe rieb sich die Stirn. „Die Medizin, die sie mir hier geben, macht mir echt Sorgen. Ich habe Angst, ich könnte …“ Er sah zur Tür und senkte die Stimme. „… mich verwandeln. Wie in einer Halluzination. Es hat schon Leute gegeben, die sich im Schlaf verwandelt haben. Mir ist das noch nie passiert. Nicht, dass ich wüsste, jedenfalls. Aber …“
„Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Du wirst das Morphium nicht mehr lange brauchen. Die gute Nachricht ist, dass du … Na ja, offenbar hast du gute Bauchmuskeln. Die Krallen des
Geiers
sind nicht so weit eingedrungen. Er hat alle lebenswichtigen Organe verfehlt. Vermutlich fühlt es sich für dich nicht so an, aber … deine Genesungsaussichten sind sehr gut.“
„Das fühlt sich definitiv nicht so an. Aber ich heile.“ Er sah erneut zur Tür. Eine Schwester hastete vorbei und ignorierte sie. „Das ist typisch für
Blutbader
.“
„Ich war letzte Nacht im Wohnwagen und habe es nachgelesen“, meinte Nick. „Im Buch steht, dass
Blutbader
sehr schnell heilen.“
„Nicht über Nacht. Aber schneller als … Keine Ahnung, wie es bei Grimms ist.“
„Wo ist Rosalee?“
„Sie wollte mir was zu essen besorgen, das besser schmeckt als der Krankenhausfraß. Du hast echt Glück, dass sie nicht hier ist, Mann. Sie ist stinksauer auf dich. Sie gibt dir und Hank die Schuld an dem, was passiert ist.“
„Wie kommt sie denn darauf?“ Nicht, dass Nick nicht selbst genug Schuldgefühle hatte. Er hätte dafür sorgen müssen, dass Monroe weit genug vom Salem Boulevard entfernt und in Sicherheit war.
„Keine Ahnung, Mann. Aber sie ist echt sauer. Sie könnte glatt die Fuchslady von der Leine lassen und dir in den Hintern beißen.“
Nick schmunzelte. „Das klingt ganz so, als ob in deiner Infusion ein ziemlich starkes Zeug ist. Ich sollte lieber gehen, damit du dich ausruhen kannst. Wir überlegen, ob wir dir einen uniformierten Beamten als Schutz vor die Tür stellen. Das muss ich aber noch mit dem Captain abklären.“
Monroe schüttelte den Kopf. „Das wäre ja nur noch auffälliger. Ich bezweifle, dass diese Schweine nach mir suchen. Die Frage ist vielmehr: Suchen sie nach
dir
, Kumpel?“
„Du solltest nicht hier sein, und das weißt du“, sagte Hank, als Nick zu ihm ins Beobachtungszimmer kam.
„Ich bleibe auch nicht lange. Der Captain wollte mit mir über das reden, was ich den Leuten von der Inneren sagen kann …“
„Und was du nicht erwähnen solltest.“
„Genau. Darum ging es vor allem. Reine Zeitverschwendung. Ich wusste bereits, was ich nicht sagen kann.“
Der zottelige
Blutbader
, den sie verhaftet hatten und der nach eigenen Angaben Pete Hergden hieß, saß mit verdrießlicher Miene im Verhörzimmer auf der anderen Seite des Fensters. Hin und wieder warf er einen kalten Blick in den Spiegel, da er genau wusste, dass er auf der anderen Seite durchsichtig war.
„Der ist auch behaart, ohne dass er sich verwandelt hat“, stellte Nick fest. „Nichts als Bart und buschige Haare.“
„Ja. Aus dem Kerl könnte man sich einen schönen Mantel machen.“
„Habt ihr irgendwas aus ihm rausbekommen?“
„Nein. Er behauptet, er hätte nur draußen
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