Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
befand sich im Nordosten von Portland in der Nähe des Flughafens.
„Ich vermute“, meinte Wu, „dass sie die Kinder irgendwo abgesetzt und dann den Wagen entsorgt haben. Da war der Tank schon fast leer.“
Hank nickte. „Das könnte hinkommen. Sie sind hierhergekommen und haben den Wagen abgestellt. Hat einer der Nachbarn was gesehen?“
„Nein, sie müssen in den frühen Morgenstunden hier gewesen sein. Da waren höchstens die Waschbären wach. Und aus denen habe ich noch nie viel rausbekommen können.“
Hank sah ihn an und schnaubte.
„Okay, ich fahre mal zu der Tankstelle und sehe nach, ob ich da auf ein paar nützliche Informationen stoße.“
Es wurde schon dunkel, als Hank bei der Tankstelle ankam.
Der Mexikaner hinter der Kasse zuckte mit den Achseln und sagte, er sei zu der Zeit nicht da gewesen und dass sie keine Sicherheitskameras hätten.
Hank kehrte zu seinem Wagen zurück und fuhr herum. Er fand eine Straße, die an den umzäunten Startbahnen des Flughafens entlangführte. Riesige Passagierflugzeuge flogen über ihn hinweg, und er hatte das Gefühl, sie würden so tief fliegen, dass sie fast das Dach seines Wagens streiften. Er konnte den Treibstoff riechen. Auf der anderen Seite der Straße standen Lagerhäuser, in denen um diese Uhrzeit nicht mehr gearbeitet wurde, sowie eine geschlossene Büromaschinenwerkstatt.
Möglicherweise war das eine Sackgasse. Aber da waren noch diese Lagerhäuser. Er hatte allerdings nicht genug Beweise, um einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen.
Schließlich fuhr Hank zum Polizeirevier zurück. Er war müde und hungrig, und er wünschte sich, über all das mit Nick sprechen zu können.
Es hatte aufgehört zu regnen, war jedoch sehr windig geworden. Der Nordwind blies eiskalt durch Portland, als Nick am nächsten Morgen am Wohnwagen ankam. Am Himmel ballten sich dunkle Wolken, die schnell dahintrieben.
Nick sah sich um und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, bevor er die Tür des Wohnwagens aufschloss. Als er sie öffnete, hätte der kalte Wind sie beinahe gegen das silberne Metall des Wohnwagens geschleudert. Nick ging hinein und zuckte zusammen, als sie lautstark hinter ihm zuknallte. Seit er Monroe in der Blutlache am Boden hatte liegen sehen, war er irgendwie nervös.
Er setzte sich an den Tisch und legte die Hände auf die Grimmbücher, schlug sie jedoch nicht auf. Ihm ging die Unterhaltung mit Juliette durch den Kopf, die sie am Vortag beim Kaffee geführt hatten. Er hatte versucht, ihr zu erklären, warum er suspendiert worden war – aber er war nicht wirklich dazu bereit gewesen, ihr zu sagen, wie viel die Tatsache, dass er ein Grimm war, damit zu tun hatte.
„… und Monroe war sich sicher, dass sich das entführte Mädchen in dem Haus aufhielt. Ich habe ihm gesagt, dass wir warten müssten, bis wir einen Durchsuchungsbefehl haben. Aber er ist stinksauer losgestiefelt und hat versucht, auf eigene Faust was rauszukriegen … Dann wurde er von einem der Gauner angegriffen.“
„Angegriffen? Oh, Nick! Haben sie auf ihn geschossen?“
„Sie haben … ihn mit einem Messer angegriffen. Aber er kommt damit klar. Entschuldige, das sollte ich anders ausdrücken: Er wird nicht sterben. Doch zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, wie schwer er verletzt ist, und ich war ziemlich sauer. Ich habe den Kerl erwischt, der dafür verantwortlich war … die anderen sind entkommen … und ich hatte das Gefühl, ich hätte Monroe im Stich gelassen, außerdem konnte ich das Mädchen nicht finden … Da habe ich bei dem Kerl die Nerven verloren. Ich wollte ihn dazu bringen, mir zu verraten, wohin sie die Mädchen gebracht hatten …“
„Was hast du gemacht, Nick?“
„Ich habe seinen Kopf auf den Boden gerammt. Gewissermaßen. Und er hat mir etwas Nützliches verraten, aber … Hank hatte diesen Verdächtigen zuvor angeschossen, und, nun ja … Der Mann ist gestorben, während ich ihn in der Mangel hatte. Ein Streifenpolizist hat gesehen, wie ich den Verdächtigen verhört habe, und mich gemeldet. Was vermutlich auch das Beste war. Denke ich zumindest.“
„Hank hatte auf ihn geschossen? Vielleicht wäre der Mann ja ohnehin gestorben?“
„Vielleicht. Der Gerichtsmediziner ist sich da nicht so sicher. Und es sieht nicht gerade gut aus, wenn man einen Schwerverwundeten durchschüttelt.“
„Das klingt gar nicht nach dir, Nick.“
Das wäre der richtige Augenblick gewesen. Er hätte es aussprechen können. Er hätte ehrlich sein und ihr
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