Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
größere Gefahr. Sie hatten keine Ahnung, wann das letzte Fest beginnen würde. Sobald es anfing, würden sie Hank mit Messern und Klauen bearbeiten … und Nick durfte es nicht so weit kommen lassen.
„Was übersehen wir?“, überlegte Nick laut.
Der
Leere Stuhl
sollte es Nichtmitgliedern ermöglichen, am Fest teilzunehmen. Da diese nicht eingeweiht waren, mussten sie erst einmal herausfinden, wie sie überhaupt dorthin kamen.
Die Flyer enthielten die Antwort – es konnte nicht anders sein.
Jeder Flyer führte zu einem Ort, an dem ein weiterer auslag. Die vier Adressen mussten den Weg weisen. Ein komplizierter Code würde einer offenen Einladung widersprechen. Wenn die Lösung zu schwer zu finden war, würde kein Außenstehender dort auftauchen. Und sie hatten sich große Mühe gegeben, die Flyer in der Stadt zu verteilen, indem sie einen gut getarnten Mann angeheuert hatten, sie auszulegen.
„Es muss da sein“, beharrte Nick und deutete auf das X. „Das ist der einzige Ort, der Sinn ergibt.“
Monroe ging zu seinem Computer und rief eine Karte auf, um an den Ort heranzuzoomen und dann auf die fotografische Ansicht umzuschalten. Er drehte die Ansicht um 360 Grad und bestätigte Nicks Aussage, dass sich dort ein Einkaufszentrum und ein Gebrauchtwagenhändler befanden, ebenso wie eine Bowlingbahn und ein Audiofachgeschäft. Aber nichts auch nur halbwegs Elegantes.
„Auf gar keinen Fall, Nick. Hier ist das nicht.“
Nick sah ihm über die Schulter. Dann bemerkte er die Bushaltestelle in der Nähe der Kreuzung.
„Das ist es!“
„Nein, Mann, ich sage dir doch, dass sich diese Leute viel zu fein sind, um …“
„Hier findet das Fest auch nicht statt“, stimmte ihm Nick zu. „Aber hier werden sie abgeholt.“
Monroe dachte darüber nach. „Ah … ein Chauffeur! Das ergibt Sinn!“
„Aber wie?“, überlegte Nick. „Wie kontaktieren sie den Chauffeur? Auf den Flyern steht keine Telefonnummer.“
„Die Frage ist nicht, wie, sondern wann“, erwiderte Monroe.
„Das ist doch dasselbe Problem“, sagte Nick. „Oder fahren sie im Halbstundentakt wie eines der Shuttles in Disney World?“
Monroe hob einen der Flyer hoch. „Die Position des
Leeren Stuhls
ist der Schlüssel“, meinte er. „Das ist nicht Südwesten, und der Kreis ist auch kein Kompass. Das ist eine Uhr.“
„Dann wäre das … 19 Uhr.“
„Sie werden um 19 Uhr abgeholt“, wiederholte Monroe. „Dann findet das Dinner frühestens um 20 Uhr statt, eher später. Aber auf keinen Fall früher.“
„Hank hat also noch bis 20 Uhr Zeit.“
„Aber darauf lassen wir es lieber nicht ankommen“, meinte Monroe. „Ich würde auch sagen, dass wir mit 20 Uhr richtig liegen.“
Nick sah auf die Uhr und spürte eine Nervosität, die fast schon an Panik grenzte. Sie hatten Stunden vergeudet und jetzt nur noch so wenig Zeit, bis Hank als Hauptgang bei einer Kannibalenfeier serviert wurde.
„Damit haben wir weniger als eine Stunde Zeit, um uns auf die Abholung vorzubereiten.“
„Uns?“
„Na ja, dich“, meinte Nick. „Ich gehe mal davon aus, dass die Einladung nur für
Wesen
gilt.“
„Mich?“
„Ja, du wirst die
Leerer-Stuhl
-Einladung annehmen.“ Als er Monroes panischen Gesichtsausdruck bemerkte, fügte Nick hinzu: „Keine Sorge. Du musst kein Fleisch essen. Und ich werde dir die ganze Zeit folgen … natürlich mit gewissem Sicherheitsabstand.“
„Okay, klar“, erwiderte Monroe, der nicht beruhigter aussah. „Bei dem Plan kann ja auch gar nichts schieflaufen.“
K APITEL E INUNDDREISSIG
Mit dem nervösen Monroe im Schlepptau, machte Nick einen Zwischenstopp bei Juliette, um Hanks Habseligkeiten abzuholen. Nick hatte sie dort deponiert, nachdem sie von den Kriminaltechnikern untersucht worden waren. Juliette hörte, wie er vorfuhr, öffnete die Tür und begrüßte ihn mit einem Kuss. Dann folgte sie ihm, als er zielsicher durch den Raum ging. Da sie noch den Mantel anhatte und ihre Handtasche auf dem Sofa lag, war sie offenbar auch gerade erst nach Hause gekommen.
„Schön, dass du da bist“, sagte sie fröhlich. „Ich habe dir ein paar Nachrichten hinterlassen. Es ist mir endlich gelungen, einen Tisch im
Escapade
, diesem neuen Restaurant, zu reservieren, wo ich schon so lange mal … Was ist los, Nick?“
„Tut mir echt leid, Juliette“, erwiderte Nick. „Aber heute Abend passt es mir nicht.“
„Sag mir, was los ist“, meinte sie und berührte ihn am Arm. „Ich möchte dir helfen. Sind das Hanks
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