Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
wollte? Stattdessen wollte der Kerl nichts weiter als seine Ruhe. Er lebte in einer heruntergekommenen Hütte ohne Heizung und fließend Wasser. Ein Stück weit davon entfernt hatten sie einen alten Brunnen und einen verrosteten Ford F-1 Pick-up-Truck von circa 1951 entdeckt, dessen Reifen platt waren und dessen Auspufftopf an einem Kleiderbügel befestigt war. Angesichts seiner beachtlichen Körpergröße und seines klapprigen Transportmittels war Guerra alles andere als unauffällig. „Manchmal hat man einfach so ein Gefühl.
„Nichtsdestotrotz warten wir lieber auf die Laborergebnisse“, meinte Renard, „bevor wir ihn als Täter ausschließen.“
„Okay“, erwiderte Hank.
„Halten Sie mich auf dem Laufenden.“
Nick und Hank waren gerade an ihre Schreibtische zurückgekehrt, als Wu auf sie zumarschiert kam.
„Ich habe mit dem Gerichtsmediziner gesprochen“, berichtete er. „Guerras Axt ist nicht die Tatwaffe – wenn man davon ausgeht, dass das Zerhacken die Todesursache gewesen ist. Der Winkel der Verletzungen passt offenbar nicht zu dem der Axtklinge. Sie überprüfen gerade die anderen Waffen, die wir im Vorratskeller sichergestellt haben. Bisher gab es keinen Treffer.“ Wu sah auf seinen Notizblock. „Keiner der Blutflecken oder Knochen stammt von einem Menschen.“
„Was ist mit den Knochen, die wir vor der Hütte gefunden haben?“
„Das sind vermutlich alles Hirschknochen“, antwortete Wu.
„Dann ist Guerra offenbar nicht unser Mann“, stellte Hank fest.
Auf einmal klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch.
„Doch jetzt wird es echt seltsam“, fuhr Wu fort. „Harper hat die Menschenknochen untersucht, die wir auf dem Hügel gefunden haben, und angesichts der Verfärbung, der Weichheit, der Brüchigkeit und des Geruchs geht sie davon aus, dass sie gekocht worden sind.“
„Gekocht?“, wiederholte Hank ungläubig. Er setzte sich auf den Rand seines Schreibtischs, stellte die Krücken dagegen und griff mit der freien Hand nach dem Telefonhörer. „Etwa in einem Topf?“
Wu nickte. „Oder einem Hexenkessel.“
Mit leiser Stimme nahm Hank den Anruf entgegen.
„Gekocht“, staunte Nick. Das konnte trotz allem ein gestörter Mensch getan haben, aber Nicks Meinung nach deutete alles zunehmend auf einen
Wesen
-Täter hin.
Hank versteifte sich, und seine Finger legten sich fester um den Telefonhörer. „Ja. Danke. Wir kommen sofort.“ Er legte auf, sah von Wu zu Nick und sagte: „Unsere Leute im Claremont Park haben ein zweites flaches Grab entdeckt“, berichtete er dann. „Und noch ein komplettes, zerstückeltes menschliches Skelett.“
K APITEL S IEBEN
Der zweite Tatort lag auf der anderen Seite von Guerras Hütte und glich dem ersten in sehr vielen Details, da hier ebenfalls ein zerstückeltes Skelett in einem Loch verscharrt worden war. Dieses Mal stellte Yolanda Candelas, die forensische Anthropologin, die auch am ersten Tatort zugegen gewesen war, fest, dass das Opfer männlich, mittleren Alters und vermutlich Weißer oder Lateinamerikaner war.
Peralta, ein junger Streifenpolizist, der auch für das Durchkämmen des Parks eingeteilt worden war, hatte den teilweise freiliegenden Brustkorb entdeckt – zumindest laut seiner ersten Aussage. Nachdem Nick Schmutzflecken an den Knien seiner Hose festgestellt hatte, gab der Mann jedoch zu, dass er mit dem linken Fuß dagegen getreten war. Erst nachdem er gestolpert war, hatte er die Knochen tatsächlich
gesehen
.
Wie beim ersten Tatort gab es auch hier so gut wie keine Hinweise, denen die Detectives nachgehen konnten.
Also überließen Hank und Nick die Sache den Kriminaltechnikern, die darauf spezialisiert waren, jede noch so kleine Spur zu entdecken. Hank fuhr nach Hause, aber Nick hatte noch etwas vor.
Als Nick bei Monroes Haus eintraf, auf dessen markanter Haustür ein Wappen aus Buntglas mit dem Bild eines aufrecht stehenden Wolfs prangte, stand der
Blutbader
gerade vor seinem Arbeitstisch und begutachtete sein Werk. Auf einem eckigen grünen Stoffstück lag eine auseinandergenommene antike goldene Taschenuhr, deren winzige Zahnräder, Federn und Schrauben wie ein Kunstprojekt aussahen. Rings um die antiken Uhrbestandteile lagen zahlreiche Uhrmacherwerkzeuge, darunter eine Kopflupe, einige Präzisionsschraubendreher, Pinzetten sowie ein paar Werkzeuge, die Nick nicht identifizieren konnte.
„Oh, hey, Nick“, meinte Monroe, ohne aufzublicken.
„Eine von deinen?“, erkundigte sich Nick.
„Was? Nein. Bud
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