Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
Liste war, und stellte fest, dass auch sein Partner gerade einen Anruf beendete.
„Hast du was?“
„Nichts“, antwortete Hank. „Und du?“
„Auch nichts“, gestand Nick. „Keine offensichtlichen Verdächtigen.“
In diesem Moment kam Sergeant Wu durch die Tür und marschierte direkt auf ihre Schreibtische zu. Er balancierte sein Notizbuch auf einigen Ordnern, an denen Fotos befestigt waren. Hank drehte sich erwartungsvoll auf seinem Stuhl um.
„Was haben Sie für uns?“, erkundigte sich Nick.
„Bitte sagen Sie, dass Sie etwas haben“, flehte Hank. „Selbst, wenn es gelogen ist.“
„Wie wäre es mit zwei vermissten Personen?“, fragte Wu. „Tja, eigentlich werden sie jetzt nicht mehr vermisst. Wir haben sie schließlich gefunden. Aber da hören die Ähnlichkeiten auch schon auf.“ Er sah auf sein Notizbuch. „Wir haben sie dank der Zahnabdrücke gefunden. Marie Chang, zwanzigjährige Studentin am Pacific Northwest College of Arts, verschwand vor zwölf Tagen beim Joggen. Der zweite Knochenhaufen stammt von Luis Posada, Geschäftsmann mittleren Alters, der nach einem Geschäftsessen nicht mehr ins Büro zurückgekehrt ist. Seine Frau hat ihn vor zwei Wochen als vermisst gemeldet.“
Er legte die Ordner so auf Nicks Schreibtisch ab, dass die Fotos nach oben zeigten.
Nick dankte ihm.
„Ich habe noch was“, fuhr Wu fort. „Als ich die Kopien besorgt habe, sprach ich da unten mit einigen Leuten. Die Anzahl der ungelösten Vermisstenfälle ist in Portland im letzten Monat drastisch gestiegen.“
Wenn man bedachte, was Chang und Posada zugestoßen war, dann hatten Wus Worte nichts Gutes zu bedeuten. Allerdings wollte er nicht gleich eine derart drastische Schlussfolgerung ziehen. Nicht jede Person, die vermisst wurde, endete als Mordopfer. Einige tauchten einfach wieder auf und konnten ihre Abwesenheit irgendwie erklären. Dennoch musste Nick befürchten, dass sich da ein potenzielles Muster abzeichnete.
„Ich möchte über jeden neuen Vermisstenfall informiert werden“, sagte er zu Wu, und der nickte. Es war deutlich leichter, einer frischen Spur zu folgen als einer, die im Verlauf eines Monats kalt geworden war. Am liebsten hätte er sich sofort die Akten der anderen vermissten Personen angesehen, aber vorerst mussten sie anderen Hinweisen nachgehen.
Wu verschwand wieder, und Nick reichte Hank den oberen Ordner – Luis Posada –, während er Marie Changs Daten durchging. Beide Opfer waren etwa zur selben Tageszeit verschwunden, und ihre Knochen waren gerade mal gute eineinhalb Kilometer voneinander entfernt in ähnlichen flachen Gräbern gefunden worden. Vor zwei Wochen hatten sich diese beiden Menschen sehr voneinander unterschieden, aber jetzt hatten sie sehr viel gemeinsam. Nick fragte sich, ob in diesem Fall Ockhams Rasiermesser zutraf. Wenn die einfachste Erklärung die richtige ist, hatte Marie Luis dann vielleicht gekannt? Eine Verbindung zwischen den beiden Opfern würde es ihnen erleichtern, den Fall zu lösen, aber zuerst mussten sie diese Verbindung finden.
K APITEL Z WÖLF
Als Monroe den „Exotic Spice & Tea Shop“ betrat, sah er sich in dem relativ dunklen Innenraum um, der aus Schränken, Regalen und Tresen aus dunklem Holz bestand, und hielt Ausschau nach der Besitzerin Rosalee Calvert. Gläser in unterschiedlichen Größen und Formen, von Phiolen bis hin zu Krügen, standen auf jedem Regalbrett und jeder glatten Oberfläche, nur um gelegentlich einem Nachschlagewerk, einer Waage oder einem Mörser und Stößel Platz zu machen.
Das Geschäft sah auf den ersten Blick wie ein Laden für besondere Kräuter und Tees aus, war jedoch noch viel mehr als das. Neben den Kräutern, Gewürzen und Tees erhielt man hier auch seltene und ungewöhnliche Zutaten, die die Wesen-Welt seit Jahrhunderten benutzte, um Dinge wie lebensrettende Heilmittel oder tödliche Tränke herzustellen. Rosalee war de facto zur Apothekerin der
Wesen
-Gemeinde in Portland geworden. Menschliche Ärzte konnten die Krankheiten und Zustände der
Wesen
nicht verstehen und erst recht nicht behandeln, und da, wo die menschliche Medizin versagte, kam Rosalee ins Spiel.
Sie leitete das Geschäft noch nicht lange. Zuvor hatte es ihrem Bruder Freddy gehört, bis er von zwei
Natterngeckos
ermordet worden war und Rosalee seinen Laden übernommen hatte. Sie war ein geläuterter
Fuchsteufel
und zu einem wichtigen Teil von Monroes Leben geworden. Inzwischen waren sie schon eine ganze Weile zusammen, und nachdem
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