Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Geldbündel zurückzuführen, die die Brüder in ihrer Werkstatt aufbewahrten. Rays überraschender Angriff hatte sein Misstrauen zwar umso stärker geweckt, aber auch in dieser Beziehung vermutete Nick, dass die Brüder nur aus Angst davor, dass ihr kleines Nebengeschäft entdeckt werden könnte, so gehandelt hatten.
    Wenn er nur lange genug darüber nachdachte, konnte sich Nick die Sache gewiss auch anders erklären. Vielleicht waren die Mordopfer in Drogendeals verwickelt gewesen, die schiefgelaufen waren. Oder einer der Brüder hatte ihnen einfach ihr Geld abgenommen und sie umgebracht. Mit etwas Glück brachte Hank Ron zum Reden, bot ihm einen Deal an – vorausgesetzt, der Staatsanwalt spielte da mit – und ließ Ray, der ihn im Stich gelassen hatte, fallen.
    Schließlich kehrte die Krankenschwester zurück und führte ihn in einen abgetrennten Bereich, wo der Arzt seine Wunde nähen konnte. Sie warnte ihn noch, dass der Arzt ihm vermutlich raten würde, über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben.
    Doch Nick hatte nicht vor, die Nacht hier zu verbringen. Ihm wurde zwar hin und wieder schwindlig, aber er wies ansonsten keine weiteren Symptome einer Gehirnerschütterung auf. Seine einzige Sorge stellte die Verletzung selbst dar, seine aufgerissene und blutende Kopfhaut. Ansonsten vertraute er auf seine Grimm-Fähigkeit, dank der er auch diese leichte Kopfverletzung überstehen würde.
    Als der Arzt ihn endlich untersuchte, spürte Nick bereits, dass die Kopfverletzung nicht mehr so groß war wie in der Werkstatt. Möglicherweise bildete er sich das aber auch nur ein. Die Wunde musste allerdings nur mit acht Stichen genäht werden, und nachdem die Krankenschwester sein Gesicht und seine Hände gewaschen hatte, war davon kaum noch etwas zu sehen. Sein Hemd und seine Hose sahen jedoch noch ziemlich mitgenommen aus. Er hatte das Gefühl, dass er mit den diversen Blutflecken aussah wie ein Statist in einem Zombieapokalypsefilm.
    Hank hatte Juliette angerufen und sie über Nicks Verletzung und seine Behandlung im Krankenhaus informiert. Als sie mit Nick telefonierte und ihm mitteilte, dass sie ihn abholen würde, bat Nick sie, ihm ein sauberes Hemd mitzubringen. Sobald sie die Notaufnahme betreten hatte, stellte sie ihm ein Dutzend Fragen, die er alle erst beantworten wollte, nachdem er sich im nächsten Waschraum das saubere Hemd angezogen und das blutige in eine Plastiktüte gestopft hatte. Da er sich nun wieder halbwegs wie ein Mensch fühlte, bat er Juliette, ihn nach Hause zu fahren.
    „Du hast vermutlich eine Gehirnerschütterung, Nick“, meinte Juliette. „Hör auf den Arzt und bleib die Nacht hier.“
    „Es geht mir gut, Juliette“, versicherte Nick ihr. Mit leiserer Stimme fügte er hinzu: „Ich bin ein Grimm.“
    „Und ein Gr… die kriegen keine Gehirnerschütterungen?“
    „Wir haben harte Schädel“, antwortete Nick. „Das ist einer der Vorteile.“
    Juliette starrte ihn mit zusammengepressten Lippen mehrere Sekunden lang an, wobei ihr Blick gleichzeitig tadelnd und besorgt wirkte, bis sie merkte, dass sie seine Entscheidung ohnehin nicht ändern konnte.
    „Gut, aber du schläfst bei mir“, beharrte sie. „Ich werde ein Auge auf dich haben. Und dich alle paar Stunden wecken, um ganz sicherzugehen, dass dein Kopf wirklich so robust ist, wie du behauptest.“
    „Abgemacht.“
    Als sie den Parkplatz überquerten, klingelte Nicks Handy und Hank war am Apparat.
    „Ich muss da rangehen“, sagte Nick zu Juliette. „Hank, was hast du für mich?“
    „Eins nach dem anderen“, erwiderte Hank. „Was macht dein Kopf?“
    „Wurde zusammengeflickt“, antwortete Nick. „Er tut zwar noch weh, aber es blutet nicht mehr.“
    „Okay, und sonst?“
    „Bin ich in der Obhut von Dr. Silverton“, berichtete Nick und lächelte Juliette an. Sie erwiderte sein Lächeln jedoch nur flüchtig. Als Medizinerin gefiel es ihr ganz offensichtlich nicht, dass er den Rat des Arztes ignoriert hatte. „Hast du was aus Ron rausbekommen?“
    „Ich hatte in Bezug auf die Brüder so meine Zweifel“, sagte Hank und bestätigte somit Nicks vorherige Einschätzung. „Ron sagt keinen Ton. Er wird Ray nicht in die Pfanne hauen. Daher habe ich mir die Telefonnachweise der Werkstatt angesehen. Offenbar haben die Brüder sehr häufig mit einem Dr. Harold Filbert telefoniert. Ich habe ihn überprüft. Für den guten Doktor lief es in den letzten Jahren nicht so gut. Er hat den Großteil seines Rentenfonds verloren,