Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
als der Markt vor einigen Jahren eingebrochen ist. Und seine Praxis läuft seit einiger Zeit auch nicht gerade gut.“
„Das klingt ganz so, als könnte da jemand ganz dringend Geld gebrauchen.“
„Das habe ich mir auch gedacht“, stimmte ihm Hank zu. „Da er Geldsorgen hat und keine andere Lösung wusste, hat Filbert seine Praxis in eine Tablettenfabrik verwandelt. Die Swartleys schleusen falsche Patienten mit vorgetäuschten Erkrankungen durch seine Praxis, der Doc schreibt ihnen ein paar Medikamente auf, und dann verscheuern die Swartleys das Oxy auf der Straße für das Zehnfache des eigentlichen Werts.“
„Und sie teilen den Profit mit dem Doktor“, erkannte Nick. „Aber was ist mit den Morden …?“
„Tja“, sagte Hank und klang ernüchtert. „Ich habe Ray zur Fahndung ausgeschrieben. Die beiden hatten Zugang zu den Fundorten, aber ansonsten … haben wir nichts Handfestes.“
Wie Nick vermutet hatte, waren die
Wesen
Verbrecher und Drogendealer, aber sie waren allem Anschein nach nicht für die Morde verantwortlich.
„Gibt es Neuigkeiten von dem leeren Grundstück?“
„Wu hat sich gemeldet“, berichtete Hank. „Bisher wurden dort vier Leichen gefunden, sodass wir zusammen mit denen aus dem Park jetzt auf sechs Opfer kommen.“
Sechs Opfer, und es werden immer mehr
, dachte Nick. Er ging stark davon aus, dass die Bodenradarteams noch weitere Knochen finden würden.
Und sie waren der Lösung des Falls nicht einen Schritt näher gekommen.
Farley, der
Wesen
-Metzger, hatte vom Gastgeber die Anweisung erhalten, die Nahrungsbeschaffung etwas zu beschleunigen. In den letzten drei Tagen würde es noch viel mehr Mahlzeiten geben. Der Koch hatte beschlossen, die Gerichte mehrerer Länder zu kombinieren, dabei jedoch den Anschein einer thematischen Einheit aufrechtzuerhalten.
Heute hatte es eine Südwest-Tex-Mex-Kombination gegeben. Morgen sollte eine asiatische Fusion an der Reihe sein. Farley hätte gern mehr Zeit zur Verfügung gehabt, um das Fleisch in seinem Kühlschrank zu lagern, aber da er nur begrenzten Platz hatte und mehr als erwartet produzieren musste, ließen sich Kompromisse in Bezug auf die Qualität nun einmal nicht vermeiden.
Die wahren Feinschmecker suchten sie bereits in den ersten Wochen eines Monats auf. Gegen Monatsende machte die Raffinesse einer Art „Sperrstundengefräßigkeit“ Platz. Die Traditionen der alten Welt schrieben die letzte Nacht der eng aufeinanderfolgenden Mahlzeiten aus gutem Grund vor. Auf den ersten Blick war es ein Tag, an dem die Exzesse ausgelebt wurden. Aber tief unter dieser Schwelgerei lauerte auch eine gewisse Verzweiflung. Es würden viele Jahre vergehen, bis die Teilnehmer erneut einen solchen Feiermonat erlebten, und einige von ihnen wussten, dass sie ihr letztes Festmahl genossen.
Beim letzten Mal war sein Vater der Metzger gewesen, und davor hatte sein Großvater diese Position innegehabt. Farleys Vater hatte ihn seit der Pubertät auf dieses Privileg vorbereitet, damit Bruno die Tradition nach seinem Tod fortführen konnte. Dieses Geheimnis durfte Farley keinem seiner Klassenkameraden anvertrauen, und er hatte es gut bewacht und darauf gewartet, dass seine Zeit kommen möge.
Vor sechs Monaten hatte ihn der Gastgeber angerufen und ihm gesagt, er solle seine Messer schärfen.
Noch hatte Farley keinen eigenen Sohn, aber ihm blieb noch Zeit, um die Tradition am Leben zu erhalten. Selbst wenn er keinen eigenen Sohn bekam, musste er nur bei guter Gesundheit bleiben, um die Rolle des Metzgers noch ein weiteres Mal spielen zu können. Ansonsten hatte er einen Neffen mit dem entsprechenden Funkeln in den Augen, der in seine Fußstapfen treten konnte. Es gab schließlich mehrere Wege, die Familientradition aufrechtzuerhalten.
Er nahm den alten Schlüsselring aus Eisen vom Regal und ging durch den Flur auf den Kellerpferch zu. Sobald er die Stahltür aufgeschlossen hatte, hörte er, wie sie in Panik ausbrachen. Einige weinten, wimmerten und beteten flüsternd, während andere versuchten, trotz ihrer Knebel einige Worte hervorzustoßen. Ihn rührten diese Geräusche nicht mehr als das Muhen der Kühe, das Blöken der Schafe oder das Gackern der Hühner.
Inzwischen trug er im Pferch auch nicht mehr seine Stoffhaube. Zu Beginn des Monats hatte er die Geheimniskrämerei und Vorsichtsmaßnahmen, die das Ereignis begleiteten, übernommen und sein menschliches Gesicht vor ihnen verborgen. Die grobe Stoffmaske hatte ihren Zweck erfüllt und ihre
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