Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
und nach hereinkamen, füllten sich die Pinnwände mit den Namen und Fotos der Opfer, während sich auf dem langen Konferenztisch die Fallakten und Ordner der vermissten Personen zu stapeln begannen.
Mehr als ein Dutzend zerteilte Skelette waren auf dem leeren Gelände gefunden worden, darunter eine aus drei Personen bestehende Familie, die zusammen verscharrt worden war, und die Gräber schienen älter zu sein als die im Claremont Park. Die Knochen hatten seit drei bis vier Wochen dort gelegen, wohingegen die im Park innerhalb der letzten beiden Wochen vergraben worden waren. Ein Bodenradarteam hatte noch zwei weitere Skelette im Park gefunden.
Da die Informationen schnell hereinkamen, waren Nick und Hank in den Konferenzraum umgezogen und ließen ihre Telefongespräche dorthin umleiten. Wu brachte ihnen weiterhin forensische Updates und Akten von vermissten Personen, und Captain Renard wollte regelmäßig persönlich auf dem Laufenden gehalten werden.
Jetzt tauchte Wu gerade wieder im Türrahmen auf.
Nick, der soeben in einige Akten vertieft gewesen war, blickte ihn an.
„Ein Streifenwagen hat Sheila Jenkins’ Wagen vor einer Vierundzwanzigstundenapotheke entdeckt“, informierte ihn Wu. „Der Parkplatz ist nie ganz leer, daher ist das Auto bisher niemandem aufgefallen. Aber ein Angestellter hat sich daran erinnert, ihn schon am Vortag dort gesehen zu haben. Er schob es allerdings erst darauf, dass der Wagen vielleicht nicht angesprungen wäre.“
„Der Kopf und die Hände des Opfers haben sich nicht ganz zufällig im Wagen befunden?“, fragte Nick.
„Die Kriminaltechniker nehmen gerade Fingerabdrücke und suchen nach Fasern, Blut, Körperflüssigkeiten und so weiter“, berichtete Wu. „Aber etwas so Großes wie einen Kopf oder Hände hätten sie inzwischen längst entdeckt.“
„Das heißt also Nein“, schaltete sich Hank ein, der zwar noch nicht seine Krücken, aber anscheinend seinen Humor verloren hatte. Aber sie hatten auch einen harten Tag hinter sich.
„Gibt es Neuigkeiten in Bezug auf die anderen Opfer?“, erkundigte sich Nick.
„Wir haben noch weitere Zahnarztunterlagen bekommen“, fuhr Wu fort. „Monica Jackson, Afroamerikanerin, fünfundzwanzig, stammt aus Atlanta, Georgia, und machte hier zusammen mit drei Freundinnen Urlaub. Die Freundinnen sind zum Wildwasserrafting gegangen, aber Monica wollte lieber ein paar Weinkeller besuchen. Sie ist nie in ihr Hotelzimmer zurückgekehrt.
Außerdem haben wir hier eine Familie, drei Personen, die mit dem Auto von Delaware aus quer durch das Land gefahren ist. Sie waren Campen, Wandern und so was. Nikos … Kostopoulos, seine Frau Sophia und ihr vierzehnjähriger Sohn Stephen. Die Schwester der Frau füttert in der Zeit die Meerschweinchen des Sohns. Sie hat die Familie als vermisst gemeldet, nachdem sie eine Woche lang nichts von ihr gehört hatte.“ Er blätterte zur nächsten Seite um. „Und noch ein Urlauber, der auch dort gefunden wurde: Steve Phan, vietnamesischer Amateurfotograf. Hat ziemlich viele Anhänger auf einer Online-Fotoseite. Das letzte Bild wurde vor beinahe vier Wochen gepostet.“
Nick sah sich die Fotos an, die Wu ihm zusammen mit den Akten reichte, und befestigte sie dann an der zweiten Pinnwand. Einige der anderen Knochen, die sie auf dem leeren Grundstück gefunden hatten, stammten ebenfalls von Urlaubern. An der ersten Pinnwand hingen die Fotos von Marie Chang und Luis Posada sowie zwei Karteikarten mit Fragezeichen, da die anderen Opfer noch nicht identifiziert worden waren.
„Eines der Fragezeichen können Sie abnehmen“, sagte Wu und nahm noch ein Foto aus einem anderen Ordner. „Lee Mi-Sun, eine zweiundvierzigjährige unverheiratete Koreanerin, die in einem Souvenirladen gearbeitet hat. Vor zehn Tagen hat sie das Geschäft abends abgeschlossen, und danach hat niemand mehr etwas von ihr gehört. Der Ladenbesitzer hat die Schlüssel draußen vor der verschlossenen Tür gefunden. Vermutlich wurde sie entführt, als sie gerade abgeschlossen hatte.“
Nick nahm das Foto der Frau und hing es an die Pinnwand des Claremont Parks neben die von Chang und Posada. Dann machte er einen Schritt nach hinten, um sich einen Überblick zu verschaffen.
„Offenbar hat unser Killer seine Vorgehensweise geändert“, stellte Nick fest. „Der ältere Fundort, das unbebaute Gelände, ist voller Überreste von Touristen. Es ist fast so, als hätte der Mörder die Menschen gezielt ausgesucht, die man eine Zeit lang nicht
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