Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
Beifahrersitz Platz genommen hatte, drehte sich Juliette zu ihm um.
„Dieser Mann da bei Monroe …?“
„Decker“, erklärte Nick. „Ein alter Freund von Monroe.“
„Ein
Wesen
?“
„Ja“, antwortete Nick, ruderte dann jedoch zurück. „Vermute ich zumindest. Er hat sich allerdings nicht vor meinen Augen verwandelt.“
Sie nickte – sie musste sich noch immer an Nicks Leben als Grimm und alles, was dazugehörte, gewöhnen, und fuhr los.
Bevor Juliette Nick vor dem Polizeigebäude absetzte, musste er ihr noch einmal versprechen, auf sich aufzupassen und sofort zum Arzt zu gehen, falls er noch irgendwelche Symptome einer Gehirnerschütterung zeigte. Angesichts ihrer vorherigen Untersuchung schien ihm ihre Sorge etwas übertrieben zu sein. Zwar lagen die wahren Gefahren bei einer Gehirnerschütterung bei dem, was innerhalb des Kopfes geschah, doch nach ihrer kurzen Begutachtung konnte sie kaum glauben, dass ihn wirklich eine Brechstange getroffen hatte.
Nick hatte ihr versichert, dass er nur gestreift worden war und dass Kopfverletzungen nun einmal stark bluteten. Er hatte einfach Glück gehabt. Es hätte viel schlimmer kommen können, doch es war gut ausgegangen. Sie musste sich einfach entspannen und ihm vertrauen. Das Hauptproblem lag vermutlich bei ihr: Sie hatte Angst, ihn wieder zu verlieren. Dieses Mal nicht aufgrund eines Gedächtnisverlusts, sondern wegen eines anderen Missgeschicks. Doch so durfte sie einfach nicht denken. Nick war Detective und geriet ständig in potenziell gefährliche Situationen. Sie würde sich ständig Sorgen um ihn machen, wenn sie immer darüber nachdachte, was alles schiefgehen konnte.
Sie hielt bei Fuller’s Coffee Shop, bevor sie zur Tierklinik fuhr, und bestellte sich den größten Kaffee, den man dort bekommen konnte. Nick war zwar nicht gerade erbaut darüber gewesen, dass sie ihn ständig geweckt hatte, doch ihre Nacht war weitaus schlimmer verlaufen. Sie hatte regelrecht Angst davor gehabt einzuschlafen und ihn nicht regelmäßig wecken zu können, sodass sie die ganze Nacht eigentlich nur vor sich hingedämmert hatte. Schlief sie doch einmal tief genug, um etwas zu träumen, war sie sofort von Albträumen geplagt worden und panisch wieder hochgeschreckt. Sie träumte dann, dass sie vergessen hatte, den Herd auszustellen, dass sie Testergebnisse verlegt hätte oder dass Adalind Schades Katze durch das Haus schlich und nur darauf wartete, sie erneut anzufallen.
Daher hätte sie sich nach dieser unruhigen Nacht am liebsten eine Koffeininfusion verpasst, als sie bei der Klinik eintraf. Zoe, die am Empfang saß, hätte das bestimmt verstanden. Die junge Frau feierte häufig die Nächte durch und kam erst in den frühen Morgenstunden nach Hause. Manchmal witzelte Zoe schon, dass sie eigentlich ein Vampir sei. Was Juliette zu der Überlegung brachte, ob es wohl auch Vampir-
Wesen
gab. Sie beschloss, Nick danach zu fragen. Gut, dass ihr das in der letzten Nacht nicht eingefallen war, denn das hätte noch einen weiteren schrecklichen Albtraum zur Folge gehabt.
Sie hoffte auf einen ruhigen, ereignislosen Tag, an dem sie vielleicht sogar die Zeit für einen Mittagsschlaf hatte. Konnte sie ihre Bürotür abschließen und ihr Telefon ausstellen? Diese Vorstellung wurde immer verlockender, und sie beschloss, sich die Zeit dafür einzuplanen, sobald sie an ihrem Schreibtisch saß und ihren Kaffee trinken konnte. Doch in dem Moment, als sie die Klinik betrat, wusste sie bereits, dass es nicht dazu kommen würde.
Als sie im Flur eine Frau weinen hörte, musste Juliette nicht einmal ihr Büro verlassen, um Bescheid zu wissen.
„Oh nein“, flüsterte sie.
Sie holte tief Luft und ging zurück zum Empfang, um die Bremmers zu begrüßen.
Dieses Mal war Melinda alleine mit Roxy gekommen. Melinda kniete neben der Hündin und streichelte ihren Kopf. Roxy bewegte sich kaum, hatte die Augen geschlossen und zuckte gerade mal mit einem Ohr.
Traurig sah Melinda Juliette an. Ihr liefen die Tränen die Wangen herunter und vermischten sich mit ihrer Mascara. Doch Juliette wusste, dass es der Frau in diesem Moment völlig egal war, wie sie aussah. Sie war voller Sorge um ihren Hund.
„Sie ist wieder wie vorgestern“, sagte Melinda. „Ein guter Tag, und jetzt …“
„Roger“, sagte Juliette. „Helfen Sie mir mal?“
Roger nickte und kam hinter seinem Computer am Empfang hervor, um Juliette dabei helfen, den Labrador ins Untersuchungszimmer zu tragen. Melinda folgte ihnen
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