Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
Bücherei, die LC Leasing, Inc. am nächsten lag. Er parkte davor, ging durch die Lobby und entdeckte den Tisch mit kleinen Geschäftsbroschüren, mit über einen Computer ausgedruckten oder fotokopierten Flyern und wenigstens zwei Dutzend Visitenkarten. Nach nicht einmal einminütiger Suche entdeckte er auch einen niedrigen Stapel mit den Flyern – sieben, um genau zu sein –, die zu dem passten, den er zusammengeknüllt neben Crawfords Mülleimer gefunden hatte.
Er nahm einen der Flyer mit zum Schalter und fragte die Bibliothekarin, die gerade Dienst hatte, ob jeder auf diesem Tisch Flyer auslegen durfte oder ob man dafür eine Genehmigung brauchte und sie entsprechende Unterlagen darüber hätten.
„Tut mir sehr leid, Detective“, erwiderte die spindeldürre Frau. „Darüber führen wir keine Aufzeichnungen. Hier kann jeder Flyer oder Visitenkarten auslegen, solange der Inhalt jugendfrei ist. Wir überprüfen nicht einmal, ob die Person einen Büchereiausweis besitzt.“
Er legte den Flyer so auf den Schalter, dass sie den Aufdruck erkennen konnte, und fragte: „Erkennen Sie diesen Flyer wieder?“
Sie sah ihn an und nickte. „Den habe ich im Vorbeigehen schon einmal bemerkt.“
„Wissen Sie vielleicht, wer ihn hier ausgelegt hat oder was das bedeutet?“
Sie runzelte die Stirn und starrte das Blatt an, als würde sie versuchen, ein Rätsel zu lösen. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
„Ich habe keine Ahnung, wer ihn hiergelassen hat oder was das bedeutet. Vielleicht ist das eine Art Matheclub.“
„Wie lange bleiben die Sachen normalerweise auf dem Tisch liegen?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Bis sie weg sind“, meinte sie dann. „Alle paar Wochen wird der Tisch zu voll, dann werfen wir ein paar davon weg und räumen ihn manchmal auch ganz leer.“
„Wann wurde das zum letzten Mal gemacht?“
Sie sah zu dem Tisch hinüber und schien die Menge der darauf liegenden Flyer abzuschätzen.
„Das muss ungefähr ein bis zwei Wochen her sein. Länger bestimmt nicht.“
Nick sah sich in der Bücherei um, konnte aber keine Überwachungskameras entdecken.
„Ich schätze, Sie haben keine Videoaufzeichnungen?“
„Nein, tut mir leid.“
Er kehrte zu seinem Land Cruiser zurück. Die Bücherei war eine Sackgasse, aber er hatte noch eine weitere offensichtliche Spur: die Adresse auf dem Flyer. Den Straßennamen kannte er. Er lag einige Kilometer von der Bücherei entfernt. Mit etwas Glück bekam er ja dort einige Antworten.
Monroe hatte in seinem Esszimmer alles für das Meditieren vorbereitet. Er hatte den Tisch und die Stühle zur Seite geschoben, die beiden Schaumstoffmatten ausgelegt, die er schon zum Pilateskurs mitgenommen hatte, eine Kerze zur besseren Konzentration hingestellt und seine Stereoanlage eingeschaltet, die in Endlosschleife eine CD mit beruhigender elektronischer Musik abspielte, bei der es keine Beats gab.
So müsste Decker sofort in die richtige Stimmung kommen
, dachte Monroe.
Vielleicht funktioniert es ja dann doch
.
Seine Nervosität hielt sich in Grenzen, da er sich immer wieder ins Gedächtnis rief, dass der Abend nicht schieflaufen konnte. Entweder funktionierte es und Decker fand mithilfe der Meditation auf den Weg der Läuterung, oder es ging ebenso daneben wie die Pilates- und Tai-Chi-Kurse. In jedem Fall war Monroe aus dem Schneider. Er hatte ernsthaft versucht, Decker zu helfen – drei Mal, wohlgemerkt! – und mit seinen Bemühungen nichts erreicht.
Er hatte ohnehin den Eindruck, dass Decker die Läuterung viel zu anstrengend war, dabei hatte er gerade mal den ersten Schritt versucht. Der Antrieb, sich tatsächlich zu ändern, entschied letzten Endes über Erfolg oder Misserfolg. Wenn Decker nicht bereit war, für die Veränderung etwas zu tun, dann würde sich auch nichts verändern. Sie konnten sich auf jeden Fall als alte Freunde trennen, die in der Vergangenheit einiges zusammen erlebt hatten. Monroe erinnerte sich nicht gerne daran zurück, aber er hatte damals großen Spaß gehabt … zumindest eine gewisse Zeit lang. Man musste immer alles im Kontext sehen. Er war jetzt ein geläuterter
Blutbader
. Decker hatte sich bis jetzt jedoch nicht geändert, und das würde vielleicht auch niemals geschehen, zumindest nicht durch das, was ihm Monroe anbieten konnte. Doch Monroe war inzwischen in der Lage, damit zu leben. Wenn dieser letzte Versuch ebenfalls scheiterte, dann war das eben nicht zu ändern.
Als alles bereit war, sah er auf die Uhr und hörte
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