Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
gut, Zoe“, sagte Juliette und hoffte, dass ihr fröhlicher Tonfall die besseren Aussichten widerspiegelte. „Sie sollen in mein Büro kommen.“
Da sie nicht genug Stühle für so viele Personen hatte, klappte Juliette den Ordner mit den Testergebnissen zu und stellte sich vor ihren Schreibtisch, um sie im Stehen zu begrüßen.
„Hier sind sie“, sagte Zoe und führte die Bremmers mit neugieriger Miene herein.
Juliette lächelte sie an und nickte.
Barry und Melinda Bremmer betraten den Raum als Erstes. Sie hielten sich an den Händen und trennten sich nur, um hintereinander durch die Tür zu gehen. Hinter ihnen kam Logan mit gesenktem Kopf und wollte niemandem in die Augen sehen. Barry wirkte ernst, aber gefasst, doch in Melindas Augen schimmerten Tränen, obwohl sie sich bemühte, hoffnungsvoll auszusehen. Sie wusste, dass Juliette verzweifelt nach einer Lösung suchte, aber Juliette spürte, dass sie das ihrem Mann und ihrem Sohn noch nicht mitgeteilt hatte.
„Ich habe gute Neuigkeiten“, erklärte Juliette und lächelte wieder. „Roxy leidet nicht unter Nierenversagen.“
„Aber Sie sagten doch …? Die Tests …?“, murmelte Barry.
„Ja, ich weiß“, erwiderte Juliette. „Die Tests schienen auf Nierenversagen hinzudeuten. Aber mir sind beim zweiten Test einige seltsame Werte aufgefallen. Irgendetwas daran hat mich gestört. Dann hatte ich eine Idee … Eigentlich bin ich erst durch eine gute Freundin darauf gekommen … dass Roxy etwas haben könnte, das möglicherweise nur wie Nierenversagen aussieht, aber jedoch etwas völlig anderes ist.“
„Aber sie ist krank“, sagte Logan und sah Juliette endlich an. „Sehr krank.“
Juliette nickte. „Sie ist in keinem guten Zustand. Das ist auch der Grund, warum sich ihre Nierenwerte nach den Infusionen derart verbessert hatten. Sie hat jedoch kein Nierenversagen, sondern nur etwas, das genauso aussieht. Sie hat die Addison-Krankheit.“
„Was bedeutet das genau?“, wollte Barry wissen.
„Wie ernst ist diese Krankheit?“, fragte Melinda zur gleichen Zeit.
„Die Addison-Krankheit stellt einen Mangel an Glukokortikoiden und Mineralkortikoiden, also Kortisol und Aldosteron, dar und wird durch eine Insuffizienz der Nebennierenrinde hervorgerufen.“
„Oh nein!“, rief Melinda.
„Ich verstehe nicht, was all das bedeutet“, gestand Barry. „Aber Insuffizienz hört sich nicht gut an.“
„Kann sie das überleben?“, wollte Logan wissen. „Braucht sie diese Nebennierenrinde?“
„Die Addison-Krankheit lässt sich gut behandeln“, beruhigte sie Juliette. „Roxy muss gegen den Kortisolmangel Prednison einnehmen und monatlich Desoxycorticosteroninjektionen gegen den Mineralkortikoidmangel erhalten. Mir ist bewusst, dass das nicht ohne ist, aber das Wichtigste ist doch, dass ihr Zustand behandelbar ist.“
„Wie lange muss sie die Medikamente und Injektionen bekommen?“, wollte Barry wissen.
Juliettes Lächeln verblasste ein wenig. „Leider für den Rest ihres Lebens. Die Addison-Krankheit wird sie nicht umbringen, lässt sich aber nur durch tägliche Medikamenteneinnahme und monatliche Spritzen behandeln.“
Die drei Bremmers starrten sie an und schienen diese Informationen erst einmal verdauen zu müssen.
Dann trat Melinda vor und umarmte Juliette. Ihr Körper bebte, da sie vor Freude zu weinen begonnen hatte. Nach einigen Augenblicken sagte sie: „Danke. Vielen herzlichen Dank.“
Als sie sich von Juliette löste, reichte ihr Barry die Hand, um sich formeller zu bedanken. „Ja, danke, Doc“, murmelte er.
„Ich freue mich so für Sie“, sagte Juliette zu ihnen und legte den Ordner geistesabwesend hinter sich auf den Schreibtisch. „Und natürlich für Roxy.“
Melinda sah sich um, als würde sie erwarten, dass die Hündin auf einmal aus dem Nichts in Juliettes Büro auftauchte. „Wo ist sie?“
„Ich bringe Sie sofort zu ihr“, entgegnete Juliette. „Ich muss Ihnen auch noch zeigen, wie Sie ihr jeden Tag die Medikamente und einmal monatlich die Injektion verabreichen müssen. Danach schreibe ich Ihnen alles auf und Sie können sie gleich mit nach Hause nehmen.“
Während sie gemeinsam zu Roxy gingen, dachte Juliette, dass sich dieser Tag eindeutig zum Besseren gewandelt hatte. Außerdem durfte sie nicht vergessen, Rosalee noch einmal dafür zu danken, dass sie sie darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die Wahrheit unter der Oberfläche lauern konnte.
K APITEL D REIUNDZWANZIG
„Was ist hier passiert?“,
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