Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
Bäumen umgebenen Auffahrt auf einem gute drei Morgen großen Grundstück, gut geschützt vor dem Verkehrslärm und neugierigen Nachbarn. Über eine separate Auffahrt gelangte man zu einer Dreifachgarage. Hank stützte sich auf seine Krücken, klingelte an der Tür und bewunderte die fast schon ländliche Umgebung. Aus bestimmten Blickwinkeln wirkte das Haus völlig isoliert.
Crawfords Witwe, eine attraktive Frau, die sich als Ellen vorstellte, nachdem Hank ihr seine Dienstmarke gezeigt hatte, bat ihn ins Haus. Als er ihr gegenüberstand, erkannte Hank, dass das Foto auf Crawfords Schreibtisch erst vor Kurzem aufgenommen worden sein musste. Er schätzte sie auf Ende vierzig bis Anfang fünfzig, womit sie gute zwanzig Jahre jünger war als ihr Ehemann, dessen fortgeschrittene Krankheit ihn jedoch vorzeitig hatte altern lassen.
Ellen Crawford führte ihn durch das offene Haus in ein teuer ausgestattetes Wohnzimmer mit Parkettboden, einem breiten Panoramafenster und einem riesigen Kamin aus Walnussholz mit Marmorintarsien. Das Design des eckigen Wohnzimmertischs aus Glas und Stahl erinnerte an das der Schreibtische bei LC Leasing, und der Tisch stand mitten im Raum auf einem weichen, blassblauen Teppich zwischen einem hellgrauen Sofa und zwei Sesseln, wodurch er nicht ganz so zweckdienlich wirkte.
„Bitte, setzen Sie sich doch, Detective“, sagte Ellen Crawford. „Kann ich Ihnen irgendetwas anbieten?“
Hank ließ sich auf dem Sessel nieder, der in Richtung Haustür gedreht war. Crawford war in zwielichtige Geschäfte verwickelt gewesen, und da Hank alleine hergekommen war, wollte er ein freies Blickfeld haben, falls jemand das Haus betrat. Er lehnte seine Krücken an die Seite des Sessels und schüttelte den Kopf.
„Mrs. Crawford, ich habe schlechte Nachrichten für Sie“, begann er.
„Welcher Art …? Oh nein! Ist Lamar etwas zugestoßen?“ Sie setzte sich aufrecht hin, beugte sich dann mit zusammengepressten Knien vor und fingerte mit den Händen nervös am Stoff ihres Kleides herum. „Hat er einen Unfall gehabt?“
„Nein, er …“
„Ist es seine Krankheit? Liegt er im Krankenhaus?“
„Was wissen Sie über seine Krankheit?“, wollte Hank wissen. „Und seine Behandlung?“
„Er hat Krebs“, sagte sie und nickte kurz, doch dann konnte sie ihre Sorge nicht mehr zurückhalten. „Er hat sich in seinem ganzen Körper ausgebreitet und reagiert auf keine traditionelle Behandlung. Daher hat er sich an … Spezialisten gewandt, die alternative Heilmethoden verfolgen, irgendeine progressive Behandlung anwenden … er hat mir keine Einzelheiten genannt. Ehrlich gesagt habe ich gedacht, dass er sich das alles nur ausdenkt und mich belügt, damit ich nicht die Hoffnung verliere. Er sagte, er würde mir nichts darüber erzählen, damit ich mir keine Sorgen mache. Außerdem meinte er, dass es gefährlich werden könnte, dass er jedoch keine anderen Optionen mehr hätte. Gab es eine Art … Reaktion, eine Nebenwirkung?“
Sie sprach so schnell, dass es Hank nicht gelang, sie zu unterbrechen.
„Ich glaube nicht, dass irgendetwas davon geholfen hat“, fuhr sie fort. „Er hatte immer wieder kurze Energieschübe, aber …“
„Hat er Ihnen die Namen dieser Alternativmediziner genannt?“
Sie schüttelte schnell den Kopf. „Einige der … Zutaten wurden vermutlich illegal importiert. Er sagte, es könnte zu Schwierigkeiten kommen,
er
könnte Ärger bekommen, aber er wollte mich beschützen. Haben Sie … Wurde er verhaftet?“
„Nein, Ma’am“, antwortete Hank. „Ihr Mann … Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass er sich das Leben genommen hat.“
„Was? Nein!“ Sie ballte die Fäuste und presste sie sich so fest vor den Mund, dass ihre Knöchel weiß wurden. Dann begann sie am ganzen Körper zu zittern und rang nach Luft. „Warum? Oh Gott, was ist denn passiert?“
„Mein aufrichtiges Beileid.“
„Mom?“
Ihr Sohn, der etwa fünfzehn Jahre alt sein mochte, kam den Flur entlanggelaufen und stellte sich neben seine Mutter. Sie nahm seine Hände und zog ihn weinend an ihre Seite.
„Kurt, dein Vater … er ist … er …“
„Er ist was?“, fragte Kurt. „Ist er … Ist er tot?“
„Ja, Kurt. Er hat sich das Leben genommen.“
„Mrs. Crawford, Ihr Mann hat Selbstmord begangen, um Sie und Ihren Sohn zu beschützen.“
„Waren Sie da, als es passiert ist?“
„Ja“, gestand Hank. „Mein Partner und ich haben ihn verhört. Es ging um …“, Hank zog sein Handy heraus und
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