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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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weiter, da ist eine Türe, die mach auf, so wirst du in eine Stube kommen, wo eine große Menge von Ringen allerlei Art auf dem Tisch liegt, darunter sind prächtige mit glitzerigen Steinen, die lass aber alle liegen und such nur einen schlichten heraus, der auch darunter sein muss und bring ihn zu mir her so geschwind du kannst.«
     
    Da ging das Mädchen hin in das Häuschen und fand die Alte, die machte große Augen, wie sie es sah, und sprach: »guten Tag mein Kind.« Es gab ihr keine Antwort und ging auf die Türe zu; »ei! Wo hinaus?«, rief sie und fasst es beim Rock und wollte es festhalten; »das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ich’s nicht haben will.« Aber es schwieg immer still, machte sich von ihr los und ging in die Stube hinein. Da war nun eine übergroße Menge von Ringen, die glitzten und glimmerten ihm vor den Augen, es warf sie herum und suchte nach dem schlichten, konnt’ ihn aber nicht finden.
     
    Wie es so suchte, sah es die Alte, wie sie daher schlich und einen Vogelkäfig in der Hand hatte und damit fort wollte; da ging es auf sie zu und nahm ihr den Käfig aus der Hand und wie es ihn aufhob und hinein sah, saß ein Vogel darin, der hatte den schlichten Ring im Schnabel. Da war es froh und lief damit zum Haus hinaus und dachte, das weiße Täubchen würde kommen um den Ring holen, aber es kam nicht.
     
    Da lehnte es sich an einen Baum und wollte auf es warten, und wie es so stand, da däuchte ihm, der Baum würde weich und biegsam und senkte seine Zweige herab. Und auf einmal schlangen sich die Zweige um es herum und waren zwei Arme und wie es sich umsah, war der Baum ein schöner Prinz, der es umfasste und herzlich küsste und sagte: »du hast mich erlöst, die Alte ist eine Hexe, die hatte mich in einen Baum verwandelt, und alle Tag ein paar Stunden in eine weiße Taube, und so lang sie den Ring hatte, konnte ich meine menschliche Gestalt nicht wieder erhalten.« Da waren auch seine Bedienten und Pferde von dem Zauber frei und keine Bäume mehr und standen neben ihm, da fuhren sie fort in sein Reich, heirateten sich und lebten glücklich.
     

Die drei Brüder
     
    E s war ein Mann, der hatte drei Söhne und weiter nichts im Vermögen als das Haus, worin er wohnte. Nun hätte jeder gerne nach seinem Tode das Haus gehabt, dem Vater war aber einer so lieb als der andere; da wußte er nicht, wie er’s anfangen sollte, daß er keinem zu nahe träte; verkaufen wollte er das Haus auch nicht, weil’s von seinen Voreltern war, sonst hätte er das Geld unter sie geteilt. Da fiel ihm endlich ein Rat ein, und er sprach zu seinen Söhnen: »Geht in die Welt und versucht euch und lerne jeder sein Handwerk; wenn ihr dann wiederkommt, wer das beste Meisterstück macht, der soll das Haus haben.«
     
    Das waren die Söhne zufrieden, und der älteste wollte ein Hufschmied, der zweite ein Barbier, der dritte aber ein Fechtmeister werden. Darauf bestimmten sie eine Zeit, wo sie wieder nach Haus zusammenkommen wollten, und zogen fort. Es traf sich auch, daß jeder einen tüchtigen Meister fand, wo er was Rechtschaffenes lernte. Der Schmied mußte des Königs Pferd beschlagen und dachte: Nun kann dir’s nicht fehlen, du kriegst das Haus. Der Barbier rasierte lauter vornehme Herren und meinte auch, das Haus wäre schon sein. Der Fechtmeister kriegte manchen Hieb, biß aber die Zähne zusammen und ließ sich’s nicht verdrießen, denn er dachte bei sich: Fürchtest du dich vor einem Hieb, so kriegst du das Haus nimmermehr.
     
    Als nun die gesetzte Zeit herum war, kamen sie bei ihrem Vater wieder zusammen; sie wußten aber nicht, wie sie die beste Gelegenheit finden sollten, ihre Kunst zu zeigen, saßen beisammen und ratschlagten. Wie sie so saßen, kam auf einmal ein Hase übers Feld dahergelaufen. »Ei«, sagte der Barbier, »der kommt wie gerufen«, nahm Becken und Seife, schaumte so lange, bis der Hase in die Nähe kam, dann seifte er ihn in vollem Laufe ein und rasierte ihm auch in vollem Laufe ein Stutzbärtchen, und dabei schnitt er ihn nicht und tat ihm an keinem Haare weh. »Das gefällt mir«, sagte der Vater, »wenn sich die andern nicht gewaltig angreifen, so ist das Haus dein.«
     
    Es währte nicht lange, so kam ein Herr in einem Wagen dahergefahren in vollem Jagen. »Nun sollt Ihr sehen, Vater, was ich kann«, sprach der Hufschmied, sprang dem Wagen nach, riß dem Pferd, das in einem fortjagte, die vier Hufeisen ab und schlug ihm auch im Jagen vier neue wieder an. »Du bist

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