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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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ich sie mit einem Pfennig löse.«
     
    Da sprach die Königin zu ihm »du bist ein weitbekannter, verrufener Räuber gewesen, erzähle mir das merkwürdigste Abenteuer aus deinem Räuberleben, so will ich dir deine Kinder wiedergeben.«
     
    Als der Alte das vernahm, hub er an »Frau Königin, hört meine Rede, ich will euch ein Ereignis erzählen, was mich mehr erschreckt hat als Feuer und Wasser. Ich brachte in Erfahrung daß in einer wilden Waldschlucht zwischen zwei Bergen, zwanzig Meilen von den Menschen entfernt, ein Riese lebte, der einen großen Schatz, viel tausend Mark Silber und Gold besäße. Ich wählte also aus meinen Gesellen so viele aus, dass unser hundert waren, und wir zogen hin. Es war ein langer mühsamer Weg zwischen Felsen und Abgründen. Wir fanden den Riesen nicht zu Haus, waren froh darüber, und nahmen von dem Gold und Silber so viel wir tragen konnten.
     
    Als wir damit uns auf den Heimweg machen wollten, und ganz sicher zu sein glaubten, da kam der Riese mit zehn andern Riesen unversehens daher, und nahm uns alle gefangen. Sie teilten uns unter sich aus: jeder erhielt zehen von uns, und ich fiel mit neun meiner Gesellen dem Riesen zu, dem wir seinen Schatz genommen hatten. Er band uns die Hände auf den Rücken, und trieb uns wie Schafe in seine Felsenhöhle. Wir waren bereit uns mit Geld und Gut zu lösen, er aber antwortete ›eure Schätze brauche ich nicht, ich will euch behalten, und euer Fleisch verzehren, das ist mir lieber.‹ Dann befühlte er uns alle, wählte einen aus, und sprach ›der ist der fetteste, mit dem will ich den Anfang machen.‹ Dann schlug er ihn nieder, warf das zerschnittene Fleisch in einen Kessel mit Wasser, den er über das Feuer setzte, und als es gesotten war, hielt er seine Mahlzeit.
     
    So aß er jeden Tag einen von uns, und weil ich der magerste war, so sollte ich der letzte sein. Als nun meine neun Gesellen aufgezehrt waren, und die Reihe an mich kam, so besann ich mich auf eine List. ›Ich sehe wohl daß du böse Augen hast‹, sprach ich zu ihm, ›und am Gesicht leidest: ich bin ein Arzt und bin in meiner Kunst wohl erfahren, ich will dir deine Augen heilen, wenn du mir mein Leben lassen willst.‹ Er sicherte mir mein Leben zu, wenn ich das vermöchte. Er gab mir alles was ich dazu verlangte. Ich tat Öl in einen Kessel, mengte Schwefel, Pech, Salz, Arsenik und andere verderbliche Dinge hinein, und stellte den Kessel über das Feuer, als wollte ich ein Pflaster für seine Augen bereiten. Sobald das Öl im Sieden war, musste der Riese sich niederlegen, und ich goß ihm alles, was im Kessel war, auf die Augen, über den Hals und den Leib, so dass er das Gesicht völlig verlor, und die Haut am ganzen Leib verbrannte und zusammenschrumpfte. Er fuhr mit entsetzlichem Geheul in die Höhe, warf sich wieder zur Erde, wälzte sich hin und her, und schrie und brüllte dabei wie ein Löwe oder ein Ochse.
     
    Dann sprang er in Wut auf, packte eine große Keule, und in dem Haus umher laufend, schlug er auf die Erde und gegen die Wand, und dachte mich zu treffen. Entfliehen konnte ich nicht, denn das Haus war überall von hohen Mauern umgeben, und die Türen waren mit eisernen Riegeln verschlossen. Ich sprang aus einem Winkel in den andern, endlich wusste ich mir nicht anders zu helfen, ich stieg auf einer Leiter bis zu dem Dach, und hing mich mit beiden Händen an den Hahnenbalken.
     
    Da hing ich einen Tag und eine Nacht, als ich es aber nicht länger aushalten konnte, so stieg ich wieder herab, und mischte mich unter die Schafe. Da musste ich behend sein, und immer mit den Tieren zwischen seinen Beinen hindurchlaufen ohne daß er mich gewahr ward. Endlich fand ich in einer Ecke unter den Schafen die Haut eines Widders liegen, ich schlüpfte hinein, und wusste es so zu machen, dass mir die Hörner des Tiers gerade auf dem Kopf standen. Der Riese hatte die Gewohnheit, wenn die Schafe hinaus auf die Weide gehen sollten, so ließ er sie vorher durch seine Beine laufen.
     
    Da zählte er sie, und welches am feißtesten war, das packte er, kochte es, und hielt damit seine Mahlzeit. Ich wäre bei dieser Gelegenheit gerne davon gelaufen, und drängte mich durch seine Beine, wie die Schafe taten, als er mich aber packte, und merkte daß ich schwer war, so sprach er ›du bist feißt, du sollst mir heute meinen Bauch füllen.‹ Ich tat einen Satz, und entsprang ihm aus den Händen, aber er ergriff mich wieder. Ich entkam nochmals, aber er packte mich aufs

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