Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
ich fahre hinunter, ein Walfisch hat den Ring unter der Floßfeder, da will ich ihn holen.«, kam auch bald wieder und warf ihn ans Land.
Fix und Fertig bracht ihn zum König, dieser aber antwortete: »nun noch eins, in jenem Walde ist ein Einhorn, das hat schon vielen Schaden getan, wenn du das töten kannst, dann ist nichts mehr übrig.« Fix und Fertig bekümmerte sich auch hier nicht groß, sondern ging geradezu in den Wald. Da waren die Raben, die er einmal gefuttert und sprachen: »noch eine kleine Weile Geduld, jetzt liegt das Einhorn und schläft, aber nicht auf der scheelen Seite, wenn es sich herumdreht, dann wollen wir ihm das eine gute Auge, das er hat, auspicken, dann ist es blind und wird in seiner Wut gegen die Bäume rennen und mit seinem Horn sich festspießen; dann kannst du es leicht töten.«
Bald wälzte sich das Tier ein paar Mal im Schlaf herum und legte sich auf die andere Seite, da flogen die Raben herunter und hackten ihm sein gesundes Auge aus. Wie es die Schmerzen empfand, sprang es auf und rennte unsinnig im Wald herum, bald auch hatte es sich in eine dicke Eiche festgerennt. Da sprang Fix und Fertig herbei, hieb ihm den Kopf ab, und brachte ihn dem König. Dieser konnte nun seine Tochter nicht länger versagen, sie ward dem Fix und Fertig übergeben, der sich gleich in vollem Staat, wie er gekommen war, mit ihr in die Kutsche setzte, zu seinem Herrn fuhr und ihm die liebevolle Prinzessin brachte. Da ward er wohl empfangen, und in aller Pracht Hochzeit gehalten; Fix und Fertig aber wurde erster Minister.
Ein jegliches in der Gesellschaft, wo dies erzählt wurde, wünschte auch bei dem Vergnügen zu sein, eins wollte Kammerjungfer, das andere Garderobemädchen werden, dafür wollte einer Kammerdiener, der andere Koch werden usw.
Die weiße Schlange
A uf des Königs Tafel ward alle Mittage eine verdeckte Schüssel gesetzt, wenn alle fortgegangen waren, aß der König noch allein daraus, und es wusste kein Mensch im ganzen Reich, was das für eine Speise war. Einer von den Dienern ward neugierig, was in der Schüssel sein könne, und wie ihm der König einmal befohlen hatte, die Schüssel fortzutragen, konnt’ er sich nicht mehr zurückhalten, nahm sie mit auf seine Kammer und deckte sie auf. Und als er sie aufgedeckt hatte, da lag eine weiße Schlange darin, wie er die ansah, bekam er auch Lust davon zu essen und schnitt sich ein Stück ab und aß es. Kaum aber hatte das Schlangenfleisch seine Lippen berührt, so verstand er die Tiersprache, und hörte, was die Vögel vor dem Fenster zu einander sagten.
Denselben Tag kam der Königin einer ihrer schönsten Ringe fort, und der Verdacht fiel auf ihn, der König sagte auch, wenn er nicht bis Morgen den Dieb schaffe, solle er bestraft werden, als wäre ers gewesen. Der Diener ward traurig und ging herab auf des Königs Hof. Da saßen die Enten am Wasser und ruhten sich, und als er die so betrachtete, da hörte er eine sprechen: »es liegt mir so schwer im Magen, ich habe einen Ring gefressen, den die Königin verloren hat.« Er nahm die Ente und trug sie zum Koch: »schlacht doch die sie ist so fett«, und als der Koch ihr den Hals abgeschnitten, und sie ausnahm, da lag der Königin Ring ihr im Magen. Der Diener brachte ihn dem König, der erstaunte und war froh, und weil es ihm leid war, dass er ihm Unrecht getan, sagte er: »forder wornach du Lust hast, und was für eine Ehrenstelle du an meinem Hof haben willst.«
Der Diener aber, ob er gleich jung und schön war, schlug alles aus, war traurig in seinem Herzen und wollte nicht länger bleiben; er bat nur um ein Pferd und um Geld in die Welt zu ziehen: das ward ihm aufs beste gegeben. Am andern Morgen ritt er fort und kam an einen Teich, da hatten sich drei Fische im Rohr gefangen, die klagten, dass sie da sterben müssten, wenn sie nicht bald wieder ins Wasser kämen. Er stieg ab, nahm sie aus dem Rohr und trug sie ins Wasser: die Fische riefen: »wir wollen daran gedenken und es dir vergelten.« Er ritt weiter, bald darauf hörte er, wie ein Ameisenkönig rief: »geh mit deinem großen Tier fort, das zertritt mit seinen breiten Füßen uns alle miteinander.«
Er sah zur Erde, da hatte sein Pferd in einen Ameisenhaufen getreten; er lenkte es ab und der Ameisenkönig rief ihm nach: »wir wollen daran gedenken und es dir vergelten.« Darauf kam er in einen Wald, da warfen die Raben ihre Jungen aus den Nestern, sie wären groß genug, sprachen sie, und
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