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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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den achteckigen Tisch und an jeder Seite die Figur eines Weisen mit einem Buchstaben in der Hand.«
    »Genau«, pflichtete Grimpow ihr bei. »Anfangs habe ich vermutet, dass die Buchstaben die Initialen ihrer Namen sind, aber es ist kein A dabei, von Aidor Bilbicum oder von Aberol von Österberg. Und das sind die beiden einzigen Namen, die wir kennen. Am besten zeichne ich den Tisch und die Buchstaben kurz auf, vielleicht bringt das ein wenig Licht ins Dunkel«, verkündete der Knappe, während er aus seiner Satteltasche das Stück Pergament und den Kohlestift holte. Dann fertigte er eine Skizze des Tisches an.

    »Die Tischplatte ist mit einer Windrose bemalt, die in alle vier Himmelsrichtungen zeigt«, sagte Weynelle.
    »Du hast recht. Offensichtlich hat das etwas zu bedeuten.«
    »Dann sind da noch die Gemälde an den acht Wänden des Raumes«, fuhr Weynelle fort, während Grimpow seine Zeichnung vervollständigte. »Lass uns bei der Wand im Norden der Windrose beginnen, wo der Polarstern zu sehen ist, der ja den Seefahrern als Leitstern dient. Wir sollten von links nach rechts fortfahren und damit der Richtung folgen, in der sich die Erde um die eigene Achse dreht.«
    Grimpow nickte zustimmend.
    »Das erste Gemälde stellt einen Destillierkolben mit einer braunen Flüssigkeit dar. Auf dem zweiten sind nichts als Sterne zu sehen. Auf dem dritten scheint eine Kugel die Erde darzustellen. In der vierten Szene sieht man einen herrlichen Garten voller Leben. Das fünfte Bild stellt eine wunderschöne Blume dar. Auf dem sechsten Bild sieht man einen Herrscher auf einem Thron. An der siebten Wand betrachtet ein halb nackter Mann mit primitiven Gesichtszügen den abgerissenen Zweig eines brennenden Baumes. Und an der achten erscheint eine Schlange, die sich in den Scnwanz beißt«, sagte Weynelle.
    Während der anschaulichen Beschreibungen des Mädchens hatte Grimpow die acht Szenen in sich aufgenommen und eine erste Ahnung von der möglichen Lösung dieses großen, undurchschaubaren Bilderrätsels.
    »Und über uns wölbt sich die Himmelskuppel«, sagte er und stellte seine Zeichnung auf dem Tisch der weisen Männer fertig. Danach trat er auf Weynelle zu und zeigte ihr das Ergebnis.

    Beide versanken für geraume Zeit in die Betrachtung der zwar ungenauen, aber vollständigen Skizze, um daraus weitere Schlüsse zu ziehen, obwohl ihnen der hereinströmende Sand schon bis zu den Knöcheln reichte und die versiegelte Kammer unaufhaltsam weiterfüllte.
    Schweigend vertieften sie sich und meditierten über die Einzelheiten des Rätsels, das sie wie ein dunkler, undurchdringlicher Nebel einschloss. Dann hatte Grimpow einen Einfall und bat Weynelle, dass sie ihm half herauszufinden, ob er einen Sinn ergab.
    »Ich glaube, der Schlüssel könnten die Buchstaben sein, die die Weisen in der Hand halten«, sagte er und ging auf den zu, der das E hatte und im Norden der Windrose saß. Weynelle hatte, aufmerksam, wie sie war, ja bereits auf den Polarstern verwiesen, der an der nördlichen Wand der Kammer zu sehen war. Grimpow griff nach dem Buchstaben und stellte fest, dass er lose auf den kalten Steinhänden der Statue gelegen hatte.
    Weynelle bewunderte Grimpows Scharfsinn. »Was willst du damit genau sagen?«, fragte sie.
    »Dass wir den Weisen die Buchstaben in einer bestimmten Reihenfolge aus der Hand nehmen müssen«, grübelte Grimpow und hoffte, mit dieser Vermutung richtig zu liegen. »Vielleicht stehen die Buchstaben ja in irgendeinem Zusammenhang zu den Gemälden an den acht Wänden der versiegelten Kammer.«
    »Nenn mir mal ein Beispiel«, forderte Weynelle ihn auf, um besser nachvollziehen zu können, was er meinte.
    »Sieh dir noch mal meine Skizze vom Tisch an«, sagte er und hielt Weynelle das Stück Pergament hin.

    »Die Windrose zeigt nach Norden«, fuhr er fort, »lass uns also bei dem Weisen beginnen, der den Buchstaben E in der Hand hält, wie du vorhin schon vorgeschlagen hast. Lass uns auf dem Bild dahinter nach einem Begriff suchen, der mit einem E beginnt. Das ist nur so ein Einfall, aber vielleicht führt er uns ja weiter. Kannst du noch mal deine Beschreibung der ersten Szene wiederholen?«
    Weynelles Blicke wanderten von der Zeichnung zu dem Gemälde an der Nordseite des Raumes. »Es handelt sich um einen Destillierkolben mit einer... Essenz?«, murmelte sie nachdenklich.
    »Meiner Theorie zufolge hast du ein Wort verwendet, das mit E beginnt: Essenz«, erläuterte Grimpow und notierte es auf dem

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