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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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wieder hinter die Tore zurück, so gut wir konnten«, setzte Salietti den Bericht fort, »und waren von Söldnern umringt, denen es gelungen war, die Mauern der kleinen Burg zu durchbrechen. Wir kehrten nach oben zur großen Festung zurück, um unsere Abwehr neu aufzustellen. Der Tempelritter Radogil de Curnillonn übernahm die Führung über die Soldaten des geächteten Templerordens, die sich in die Burgen des Steinkreises geflüchtet hatten, und befehligte auch die getreuen Ritter des verstorbenen Herzogs. Die Männer wollten eher sterben, als die Festung des Edelmannes aufzugeben, der noch wenige Augenblicke zuvor ihr tapferer Burgherr gewesen war.«
    Er seufzte tief und machte eine kurze Pause.
    »In jener Nacht«, fuhr er schließlich fort, »kam es zu einer kurzen Waffenpause, die wir nutzten, um ein wenig zu ruhen und riesige Pfannen mit brennendem Öl in jede Zinne der Westmauer und der Burgtürme zu schaffen. Die Festung schien einer riesigen Feuersbrunst zum Opfer zu fallen, und die Belagerer glaubten schon, wir zögen es vor, auf dem Scheiterhaufen unseres Frevels zu sterben, als ihnen die begehrten Schätze auszuliefern.
    Tags darauf ging die Sonne wie jeden Morgen im Osten auf und beschien die Zelte unserer Feinde, die alsbald ein Kriegsgeheul anstimmten und sich im Tal in Bewegung setzten. Wie ein Ameisenvolk schickten sie sich an, die einst uneinnehmbare Festung zu zermalmen. Ein ohrenbetäubender Lärm von Fanfaren, Stimmen und Tamburinen hob an und scholl in einer solchen Lautstärke bis zu den Türmen hinauf, dass wir mit angstzerfurchten Mienen stumm das Vorrücken der Angreifer beobachteten. Zu Tausenden näherten sie sich den Hängen im Westen und waren so gut gerüstet, dass es nicht lange dauerte, bis sie unsere Mauern und Türme besetzt hatten, ohne sich vom brennenden Öl aus den Pfannen aufhalten zu lassen.«
    »Das ist ja furchtbar«, wandte der Medikus entsetzt ein.
    Salietti nickte und sprach weiter. »Die Katapulte unserer Feinde rissen an vielen Stellen Löcher in den Mauerring. Außerdem hatten sie uns im Handumdrehen eingeschlossen, nachdem es ihnen gelungen war, die Osttore zu stürmen und in die Festung einzudringen. Wir kämpften viele Stunden lang unbeirrt mit Streitäxten, Schwertern, Lanzen und Pfeilen weiter. Doch die Templer und die getreuen Ritter des Herzogs fielen einer nach dem anderen. Wir waren keine Hundert mehr, als wir versuchten, den Hof des Hauptturms zu verteidigen, in dem sich die Frauen und Kinder befanden.«
    An dieser Stelle hielt Salietti erneut mit seinem Bericht inne und stieß einen Seufzer aus, als schwänden ihm wieder die Kräfte.
    »Wenn dir nicht wohl ist, dann brauchst du nicht weiterzureden«, sagte Humius. »Wir können uns schon vorstellen, was dann geschehen ist.«
    Salietti fing sich wieder und setzte seinen Bericht fort. »Nein, ihr könnt euch dieses Grauen nicht vorstellen, nicht einmal wenn ich es euch beschreibe. Die ganze Festung war mit Leichen übersät, und wir alle, die wir noch kämpften, in dem Wissen, dass uns nur noch der Tod blieb, traten dabei auf die in Blutlachen schwimmenden Leichen. Dann erinnere ich mich nur noch an einen dumpfen Schmerz am Hals und an einen kräftigen Schlag auf meinen Helm. Aus den Augenwinkeln sah ich gerade noch einen von Fenio de Vokkos Rittern hinter mir und hörte ihn schallend lachen, als er mich tot umsinken sah. >Tötet sie alle!<, war das Letzte, was ich ihn im Getöse unserer Niederlage brüllen hörte. Als ich wieder zu mir kam, war es Nacht und ich lag blutend inmitten von unzähligen Leichen. Ich war so benommen, dass ich den Eindruck hatte, das Letzte Gericht und den Weltuntergang mitzuerleben. Erst dann bemerkte ich, nicht allzu weit von mir entfernt, eines der Tore zu den unterirdischen Gängen. Nachdem ihr auf diesem Weg geflohen wart, hatte ich mein Pferd unten in der Grotte stehen lassen. Ich machte mir den allgemeinen Tumult und den Siegesrausch des Gegners zunutze. Denn die Horden stürmten bereits den Hauptturm, um ihn in ihrer Habgier zuz plündern. In der Zwischenzeit schleppte ich mich die Treppe hinunter und gelangte zu dem Gang, durch den ich jenem unheilvollen Gemetzel entkommen konnte.

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