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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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wir um Almosen gebeten haben, mit unserer unheilbaren Krankheit angesteckt hätten. Sie haben unsere ganze Habe aus den Höhlen verbrannt und damit gedroht, uns umzubringen, falls wir wieder zurückkehren.«
    »Diese verfluchte Höllenbande!«, rief Salietti erbost.
    »Habt Ihr westlich von hier die Soldaten des Königs gesehen?«, fragte Weynelle dazwischen.
    »Nein, so weit sind sie noch nicht vorgedrungen. Aber wir haben in einer Kirche gehört, dass sich ein Teil des königlichen Heeres bereits auf dem Rückzug nach Paris befindet. Die Soldaten müssen auf ihrem Weg alle Dörfer und Weiler dem Erdboden gleichmachen, um sich am Korn und am Vieh der Bauern satt zu essen«, berichtete ein Mann. Er sah aus, als wäre er der Anführer der Gruppe.
    »Wenn Ihr ihnen in die Arme lauft, dann seid ihr verloren. Sie werden Euch töten und Eure Pferde schlachten«, meldete sich nun ein weiterer Mann zu Wort. Er hatte Vertrauen gefasst und war überzeugt, dass die Unbekannten ebenfalls vor jemandem oder etwas auf der Flucht waren.
    »Welches ist der sicherste Weg nach Paris?«, fragte Salietti.
    »Wenn Ihr vor einer Gefahr davonlauft, dann führt der schnellste und verlässlichste Weg am Fluss entlang. An der Anlegestelle von Chälons stoßt Ihr auf eine Barkasse, mit der Ihr zur Mündung der Marne in die Seine gelangen könnt. Jede Nacht laufen von dort mehrere Barkassen mit Händlern und Pilgern beladen aus und fahren bis vor die Stadttore von Paris.«
    Als sich Salietti zum Genen wandte und den Aussätzigen Glück wünschte, schob der Mann nach: »Fragt an der Anlegestelle nach Aziel dem Troubadour. Er ist zwar ein wenig ungehobelt und singt schlechter als ein tauber Frosch, aber niemand kennt den Fluss so gut wie er. Wenn Ihr ihm sagt, dass ich Euch schicke, wird er Euch jede nötige Hilfe leisten, ohne Euch lästige Fragen zu stellen.«
    Grimpow und Weynelle wechselten einen Blick von Sattel zu Sattel, verwundert über die freundschaftliche Unterstützung des Fremden.
    »Von wem sollen wir ihm das denn ausrichten?«, wollte nun Salietti wissen.
    »Es genügt, wenn Ihr ihm sagt, Ihr wärt Freunde von Predal.«
    »Wohin werdet Ihr jetzt gehen?«, fragte dann Weynelle.
    »Wir wandern nach Südosten. In den Außenbezirken von Toul errichten die Franziskaner zurzeit ein Siechhaus für Aussätzige. Dort hoffen wir auf die Aufnahme, die man uns in Reims verweigert.«
    Salietti holte aus seinem Beutel eine Handvoll Goldbohnen und hielt sie dem gesichtlosen Mann hin.
    »Das wird Euch helfen, die Franziskaner davon zu überzeugen, Euch umgehend die Tore ihres Hospizes zu öffnen.«
    Vom Glanz des Goldes geblendet, starrten die Aussätzigen auf Saliettis offene Hand.
    »Oh, mein Herr, wie könnten wir Euch je ein so großzügiges Almosen vergelten!«, flüsterte der Mann und streckte die verstümmelte, von Schwären bedeckte Hand danach aus.
    »Das habt Ihr bereits getan. Zieht hin in Frieden und seid Gott befohlen.«
    Vor der Anlegestelle floss die Marne friedlich im Licht des Vollmondes dahin, der sich in ihren Wassern spiegelte. Am Ufer standen mehrere Männergruppen und dazwischen vereinzelt Frauen und Kinder, die an ihren Hüten und den Stöcken mit den Kalebassen als Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela zu erkennen waren. Nun warteten sie auf die Barkassen, damit sie sich von Paris aus mit weiteren Karawanen auf den mühseligen Weg voller Ungewissheiten und Gefahren begeben konnten. Bei ihrem Anblick musste Grimpow an Pelin de Langfort denken, der von Ruhmestaten im fernen Spanien geträumt hatte, und er fragte sich, ob der Novize im Krieg gefallen war und ob seine Seele nun als einer der Geister durch die Wälder irrte, vor denen sich der Küchenmönch Bruder Brasco so sehr fürchtete.
    Sie saßen von ihren Reittieren ab, und Salietti ging einem Stauer entgegen, der gerade mehrere Körbe mit strohgepolstertem Tongeschirr auf einen bauchigen Einmaster mit zwei schmuddeligen Segeln schleppte.
    »Könnt Ihr mir sagen, welches die Barkasse von Aziel dem Troubadour ist?«
    Der Mann sah nur kurz auf, dann wandte er sich wieder seiner Beschäftigung zu. »Wer verlangt nach ihm?«, fragte er schlecht gelaunt.
    Der Ritter wusste sofort, dass er ihn schon gefunden hatte. »Ein Freund von Predal.«
    »Was wollt Ihr von ihm?«, forschte der Stauer.
    »Das will ich ihm persönlich sagen.«
    »Er steht vor Euch.«
    »Ihr müsst mich und meine Begleiter nach Paris mitnehmen. Hier ist die Vorauszahlung für die Überfahrt«, sagte

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