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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Inschrift.
    »Könnte es nicht ein Kryptogramm sein?«, fragte Salietti plötzlich.
    Grimpow fiel ein, was Bruder Rinaldo ihm über verschlüsselte Botschaften erzählt hatte. Die Menschen benutzten sie von alters her dazu, Geheimnisse zu verbergen.
    »Du meinst eine verschlüsselte Botschaft?«
    »Genau.«
    »Aber die Worte sind bereits in einer Geheimschrift abgefasst, die niemand entziffern kann, der sie nicht kennt«, wandte Grimpow ein.
    »Manche Geheimtexte sind durch mehrere Arten von Verschlüsselungen geschützt. Das hier könnte einer der Fälle sein, in denen man alle entziffern muss, um zur endgültigen Lösung des Rätsels zu gelangen.«
    In diesem Moment drang der Lärm einer Menschenmenge zu ihnen.
    »Die Dorfbewohner kommen in die Kirche. Vielleicht übernachten hier einige, weil sie nun kein Dach mehr über dem Kopf haben. Lass uns hinaufgehen, bevor wir die Neugier dieser Leute wecken«, schlug Salietti vor.
    »Und was ist mit der Inschrift?«
    »Wir überlegen oben weiter, in der Sakristei. Lass uns jetzt lieber gehen.«
    Sie stiegen wieder die schmale Wendeltreppe hinauf und liefen in die Sakristei, die ganz in der Nähe rechts vom Hochaltar lag. Am anderen Ende der Kirche, neben dem Eingangsportal, umringte eine Menschentraube den Priester, der Anweisungen erteilte, die Bänke des Mittelschiffs zu Schlafstellen zusammenzurücken. Die Frauen und Kinder sollten dabei von den Männern getrennt werden. Manche hatten Decken und Felle dabei und alle wirkten erschöpft und niedergeschlagen.
    In der Sakristei goss sich Salietti noch einen Becher Likör ein, während Grimpow in einem Band mit dem Titel
    Handbuch für den Gottesdienst
    blätterte, verfasst von einem Mönch namens Guillermo Durando. Allerdings stieß er auf nichts, was ihm interessant erschien. Beide versuchten, eine Lösung für das Rätsel in der Krypta zu finden. Diese Inschrift konnte alles Mögliche bedeuten, aber sie konnte auch genau das bedeuten, was sie besagte: GEHE INS TAL DER SONNE.
    Dieser Teil der Inschrift ergab für sich genommen einen Sinn, vor allem, wenn man bedachte, dass eine Krypta eine Grabstätte war und der Tod in allen Religionen den Übergang zum ewigen Leben darstellte, wie Salietti überlegt hatte. Das Wort GEMI-HINES hingegen hatte keine nachvollziehbare Bedeutung. Es konnte sich natürlich um den Namen des Verfassers der Inschrift handeln, genauso gut konnte es jedoch auch den Schlüssel zur gesamten Bedeutung des Kryptogramms darstellen, so wie Aidor Bilbicum der Schlüssel zur Botschaft in dem Brief des Edelmannes zu sein schien. Grimpow überlegte angestrengt, verlor sich im Dickicht seiner Gedanken und wiederholte für sich ein ums andere Mal das Wort GEMIHINES, als wäre es das stete Schlagen seines Herzens.
    Da betrat der Priester die Sakristei und riss Grimpow aus seinen Grübeleien. Er fragte die beiden Besucher, ob sie im Archiv etwas Interessantes gefunden hätten, aber Salietti schüttelte den Kopf.
    »In diesen Unterlagen stehen nur Namen und Zahlen, die die Gemeinde betreffen. Es wäre leichter, eine Gerbernadel in einem Heuschober zu finden«, antwortete er.
    »Genau das habe ich auch Gandalf Labox erklärt, als ich ihm das Archiv gezeigt habe. Auf diesen Borden stehen nur Namen und Zahlen, sagte ich zu ihm, aber er bestand darauf, jedes einzelne Dokument zu lesen, als suchte er das Geheimnis des Heiligen Grals«, erwiderte der Priester mit einem Lächeln.
    »Sagt Euch das Wort GEMIHINES etwas?«, fragte Grimpow. Es war ihm egal, dass er dadurch das Gebot des Schweigens brach, das ihm sein Stand als Knappe auferlegte.
    Der Priester sprach das Wort nach und runzelte die Stirn, um seine Verwunderung zum Ausdruck zu bringen.
    »Vielleicht ein griechischer Name?«, murmelte er und wurde ganz nachdenklich, als sänke er in eine wohlige Trance. Schließlich sagte er: »Nein, ich habe es nie gehört und glaube nicht, dass dieser Name in den Unterlagen auftaucht, die im Archiv aufbewahrt werden.«
    »Wer liegt in den acht Sarkophagen in der Krypta begraben?«, fragte Salietti wie ein liebenswürdiger Inquisitor.
    Der Priester senkte den Blick, griff nach seinem Zingulum und spielte mit den Knoten.
    »Diese Kirche ist wie alle anderen auch«, erklärte er. »In jeder Kirche, Kapelle, Einsiedelei oder Kathedrale werdet Ihr etwas finden, das niemand erklären kann und dessen wahren Ursprung und wirkliche Bedeutung nur die Erbauer kennen. Unsere Krypta befand sich schon viele Jahre an derselben Stelle, ehe

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