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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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das christliche Gotteshaus darüber errichtet wurde. Die Sarkophage sind mindestens dreihundert Jahre alt.«
    »Sie sind nicht mit Namen versehen, und nach den Steinfiguren zu schließen, scheinen die Toten nicht gerade von adliger Abstammung gewesen zu sein. Außerdem tragen sie keine Schilde, Rüstungen und Waffen, sondern wirken eher wie Gelehrte, die friedlich schlafen«, führte Salietti aus.
    Plötzlich musste Grimpow wieder daran denken, dass er beim Anblick des heiteren Ausdrucks im erstarrten Gesicht des erfrorenen Edelmannes gedacht hatte, der Tod sei vielleicht nur ein friedlicher, ewiger Schlaf.
    »Die Namen dieser Toten werden in keinem Dokument des Archivs erwähnt. Davon habe ich mich persönlich überzeugt, als ich die Pfarrei vor fünf Jahren übernommen habe«, versetzte der Priester.
    »Was sagt Ihr zu der Inschrift in der Mitte der Krypta?«, fragte Grimpow.
    »Gandalf Labox hat viele Stunden in der Krypta zugebracht und sie zu entziffern versucht. Soweit ich weiß, ist es bislang noch niemandem gelungen. Es sind seltsame alte Zeichen, die alles Mögliche bedeuten können. Es könnte sich sogar um schlichte Steinmetzzeichen der Bauleute handeln, die diese Kirche errichtet haben. Wie allgemein bekannt ist, versehen sie ihre Werke mit den Zeichen ihrer Zünfte.«
    »Nein, hinter diesen Zeichen steckt ein Geheimnis, da bin ich mir sicher, und Gandalf Labox hatte den Auftrag, sie zu entziffern«, versicherte Salietti.
    »Vielleicht gelingt es Euch mit Gebeten und viel Ruhe, ein wenig Licht in diese Verwicklungen zu bringen, die Euch so beschäftigen«, erwiderte der Priester.
    Dann erklärte er Salietti sein Bedauern, ihm kein standesgemäßes Nachtlager anbieten zu können. Leider habe das Feuer auch das Dorfgasthaus zerstört. Dort waren Gandalf Labox und seine Tochter untergekommen, daher sei es als Erstes in Brand gesteckt worden. Stattdessen bot er ihnen den Kornspeicher der Kirche an, der hinter der Sakristei lag und von den Flammen verschont worden war. Dorthin machten sie sich mit ihren Pferden auf, die draußen ungeduldig und hungrig warteten.
    Als Grimpow mit dem ersten Hahnenschrei erwachte, war sein Bewusstsein von einem einzigen Wort erfüllt, als wäre es ihm die ganze Nacht durch den Kopf gegangen: Geheimnis. Er sprang mit einem Satz aus dem Bett und rüttelte Salietti, um ihn aus dem Tiefschlaf zu wecken.
    »Was ist?«, fragte dieser und drehte sich auf dem Strohlager zu ihm um.
    »Geheimnis!«, rief Grimpow voller Freude aus.
    »Ja, ja, ich weiß, wir sind von Geheimnissen umringt. Ich habe auch die ganze Zeit darüber nachgegrübelt und höchstens zwei Stunden richtig geschlafen«, murmelte der Ritter noch ganz benommen.
    »Verstehst du denn nicht? Geheimnis ist das Anagramm von Gemihines, man muss nur die Buchstaben vertauschen, dann erhält man das Wort GEHEIMNIS.«
    Salietti fuhr hoch, als hätte sein Knappe ihn mit einem Eimer kalten Wassers übergossen.
    »Du hast das Kryptogramm entschlüsselt?«, fragte er ungläubig und riss die Augen auf.
    »Ich glaube schon«, antwortete Grimpow.
    Er griff nach dem Stück Pergament, auf dem er die Zeichen notiert hatte, und zeigte Salietti den Wortlaut der Inschrift.

    GEHE INS TAL DER SONNE GEMIHINES

     »Wenn wir GEMIHINES durch GEHEIMNIS ersetzen...«, sagte er.
    »...dann sind immer noch zwei Rätsel zu lösen: GEHE INS TAL DER SONNE und GEHEIMNIS«, unterbrach ihn Salietti und schob den Kopf seines Pferdes beiseite, das ihm unbedingt das Gesicht ablecken wollte.
    »Aber wenigstens wissen wir, dass sich im TAL DER SONNE das GEHEIMNIS befindet. Wir müssen nur herausfinden, wo es liegt, dann machen wir dort bestimmt das Geheimnis der Weisen ausfindig, das wir suchen.«
    »Wenn Gandalf Labox uns nicht zuvorgekommen ist und seine Entführer schon dorthin unterwegs sind. Lass uns sofort zur Festung des Barons aufbrechen, bevor es zu spät ist«, entschied der Herzog, hob sein Schwert vom Boden auf und schnallte es um die Hüfte.
    Sie schickten sich gerade an, den Kornspeicher zu verlassen, als Grimpow eine Idee pfeilschnell durch den Kopf schoss.
    »Moment mal«, sagte er. »Das TAL DER SONNE gibt es vielleicht gar nicht.«
    Salietti blieb abrupt stehen und drehte sich um. »Woher willst du das wissen?«, fragte er, von dieser plötzlichen Behauptung verwirrt.
    »Weil wir, wenn wir die Reihenfolge der Buchstaben des Wortes GEMIHINES umkehren, vielleicht noch mehr Buchstaben oder gar ganze Wörter gegeneinander austauschen müssen. Was,

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